Laut Samy Rose (24) befindet sich die Pflegearbeit gerade in einer „Abwärtsspirale“: Der Job habe ein schlechtes Image, obwohl die Gesellschaft schon jetzt stark und in Zukunft noch mehr auf Pflegekräfte angewiesen sei.
Sein älterer Bruder Caio Rose ist gelernter Pfleger und arbeitete früher in einem Krankenhaus. Immer wieder schilderte er Rose, wie stark die Pfleger im Krankenhaus ausgelastet seien und wie wenig Wertschätzung sie dennoch für ihren harten Job erfahren. Auf Initiative seines Freundes Patrik Röder gründeten Violetta Ilves und Jens Hoche daher gemeinsam mit Rose den ambulanten Pflegedienst „Meenzer Pflege“. Hier soll es gründlich anders laufen, so ihr Ziel: Die angestellten Pflegekräfte sollen die Anerkennung erfahren, die ihnen als Grundsäulen des Gesundheitssystems zustehe.
Menschenwürde bewahren
„Sehr viele Menschen werden irgendwann im Laufe ihres Lebens pflegebedürftig. Noch dazu wird die Gesellschaft immer älter und ältere Menschen brauchen statistisch gesehen eher Pflege. Um den großen Bedarf gut abzudecken, müssen viel mehr Menschen in den Pflegeberuf wollen, als es im Moment der Fall ist“, so Rose. Pflegekräfte leisten laut ihm oftmals einen entscheidenden Beitrag zur Menschenwürde: „Wir werden so oft angerufen, weil die Oma hilflos zuhause in einer vollen Windel sitzt und niemand ihr gerade helfen kann. Das sollte niemand erleben müssen.“ Auch der zwischenmenschliche Kontakt, den viele, vor allem ältere Menschen, hauptsächlich von Pflegern erhalten, sei ein wertvoller Beitrag zu einem würdigen Leben.
„Jeder einzelne Mitarbeiter ist wichtig in seiner Position“, betont Rose darum. Das müsse sich nicht nur finanziell zeigen, sondern auch in der Bereitstellung guter Arbeitsbedingungen: „Die Touren müssen gut geplant werden, und bei Ausfällen muss man schnell und flexibel reagieren können.“ Zuständig für die Planung der Routen, die die Pflegekräfte im Auto zurücklegen, ist bei der „Meenzer Pflege“ der Pflegedienstleiter Caio Rose.
Die Pfleger müssten genügend Zeit haben, um ihren Job gut machen zu können, betont sein Bruder Samy. Dazu gehöre etwa, die Zeit, die die einzelnen Pflegetätigkeiten brauchen, realistisch einzuschätzen und auch Puffer für Ungeplantes, beispielsweise erhöhtes Verkehrsaufkommen, zu lassen. Gute Strukturen und Abläufe für die mental und körperlich fordernde Arbeit zur Verfügung zu stellen, sei unabdingbar. Dafür arbeite die „Meenzer Pflege“ auch mit digitalen Plänen.
Pflege mit Dankbarkeit revolutionieren
Damit die Pflegekräfte merken, wie wichtig sie der Leitung des Pflegediensts sind, sei die „Meenzer Pflege“ aber auch immer wieder darauf aus, ihre Wertschätzung explizit auszudrücken, nicht nur über die Bereitstellung guter Bedingungen. „Wir sind 2022 mit allen Mitarbeitern in zwei Gruppen in Urlaub gefahren, um ihnen für ihre Arbeit zu danken. Eine Gruppe war auf Mallorca, die andere auf Korfu“, erzählt Rose. Der Urlaub sei für die Pflegekräfte kostenlos gewesen, teilweise seien sie noch nie in Urlaub gefahren. „Eine Mitarbeiterin hat den Finger ins Meer gesteckt, ihn dann abgeleckt und war ganz gerührt. Sie hatte bisher nur gehört, dass das Wasser salzig sei, es sich aber nie richtig vorstellen können“, erinnert er sich.
Das Konzept scheint aufzugehen: Die „Meenzer Pflege“ beschäftigt mittlerweile circa 35 Kräfte, Patrik Röder, Violetta Ilves und Jens Hoche haben zusätzlich die Pflegedienste „Kasteler Pflege“ und „Rheingauer Pflege“ starten können. Für die Gründer ist das ein Schritt in die richtige Richtung, sie würden aber gerne noch viel mehr erreichen: „Am liebsten würden wir eine Pflegerevolution starten. Wir wollen möglichst viele Menschen wieder für den Beruf begeistern. Und wir sind stolz auf jedes einzelne Teammitglied“, sagt Rose.