Während eines Polizeieinsatzes in einem Mainzer Hotel am vergangenen Wochenende schaukelten sich die Gerüchte hoch: Immer mehr Menschen verbreiteten die Nachricht, dass es einen Amoklauf gegeben habe. Auch bei Mainzer Behörden sorgte die Fehlinformation für Verunsicherung.
Die Allgemeine Zeitung (AZ) berichtete, dass am Freitag, den 19. Juli eine „verfrühte und vor allem falsche Sicherheitswarnung an städtische Gebäude“ abgegeben worden sei, darunter auch Krankenhäuser. Der Ursprung dieser Warnung sei vermutlich ein Amokalarm im Bürgeramt gewesen, so die Polizei gegenüber der AZ. Womöglich habe ein Mitarbeiter Angst bekommen und den Alarmknopf gedrückt. Bürger hätten das Gebäude mit Verweis auf eine „Gefahrenlage“ vorübergehend nicht betreten dürfen, heißt es zudem im Artikel.
„Ein Amokalarm wurde nicht ausgelöst“
Dass das Stadthaus in der Kaiserstraße am Freitag tatsächlich geschlossen wurde, bestätigt ein Sprecher der Stadt Mainz auf Merkurist-Anfrage. „Nach ersten Informationen über eine unter Umständen sicherheitsrelevante Lage wurde das Haus vorübergehend für den Publikumsverkehr geschlossen, um die Lage zu sondieren und zu klären.“
Ein offizieller Amokalarm sei jedoch nicht ausgelöst worden, betont der Sprecher. Nach der Schließung des Gebäudes hätten die Mitarbeiter „unverzüglich“ Kontakt mit der Polizei aufgenommen, um die Situation zu klären. Das habe nur wenige Minuten gedauert. Insgesamt sei das Bürgeramt etwa eine halbe Stunde geschlossen gewesen.
Polizei ermittelt wegen Falschinformation
Doch woher kam dann die Information, dass das Bürgeramt einen stadtweiten Amokalarm ausgelöst habe? Offenbar verhält es sich damit genauso wie mit der Amoklauf-Falschmeldung selbst. „Wir haben auch nur davon gehört“, sagt Mainzer Polizeisprecher Rinaldo Roberto gegenüber Merkurist.
Was tatsächlich am Freitag im Bürgeramt passiert und wie die Information an andere städtische Behörden gelangt sei, wisse die Polizei nicht – und werde in diesem Zusammenhang auch nicht gegen die Stadt ermitteln. Roberto zufolge hätte die Stadt auch dann nicht falsch gehandelt, wenn sie wegen der Gerüchte tatsächlich einen Amokalarm ausgelöst hätte. „Wenn es ein echter Amoklauf wäre, geht es um jede Sekunde.“
In eine andere Richtung ermittelt die Mainzer Polizei jedoch mit Hochdruck. „Wir sind jetzt auf der Suche nach der Ursprungsnachricht, die das Gerücht in Gang gesetzt hat“, sagt Roberto. Dabei gebe es schon eine konkrete Spur: „Es gibt eine Sprachnachricht, die wir gerade auswerten.“ Diese sei am 19. Juli vor allem über WhatsApp verbreitet worden.
Bei echtem Amoklauf: Direkt Polizei anrufen
Wie schnell solche Nachrichten für Unruhe sorgen können, hat die Situation am vergangenen Freitag nur zu gut gezeigt: Viele Menschen hatten Angst, einige Krankenhäuser bereiteten sich sogar auf den Ernstfall vor. Um die Gerüchte zu stoppen, veröffentlichte die Polizei schließlich eine Klarstellung – und das, während sie eigentlich mit einem anderen Großeinsatz beschäftigt war. „Wir sind ganz froh, dass diesem Gerücht nicht überall geglaubt wurde“, sagt Roberto.
Sollte es tatsächlich einmal zu einem Amoklauf in Mainz kommen, sollten Zeugen am besten direkt die Polizei anrufen, empfiehlt Roberto. Dabei sei es wichtig, am Telefon zu bleiben, um Rückfragen der Polizisten beantworten und das weitere Vorgehen besprechen zu können.