Angela Merkel, Anton Hofreiter, Greta Thunberg – seit Jahren schlüpft MCC-Präsident Dr. Florian Sitte in verschiedenste Rollen. Durch die Fernsehfastnacht „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ kennen ihn Millionen Zuschauer vor allem als Merkel. Ab dieser Kampagne wird er eine ganz andere Aufgabe bekommen: Zum 125-jährigen Jubiläum seines Carneval-Clubs tritt Sitte in die Fußstapfen von Friedrich Hofmann und übernimmt die Rolle der MCC-Symbolfigur „Till“.
Für diese Entscheidung ließ sich der Mainzer Carneval Club vier Jahre lang Zeit. Hofmann hatte 2020 seinen letzten Auftritt als „Till“. Seitdem habe man die Nachfolge-Diskussionen in der Öffentlichkeit amüsiert verfolgt, wie MCC-Vizepräsident Jürgen Wiesmann bei einem Pressegespräch am Freitag sagte. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und in verschiedene Richtungen ermittelt, wie man im Tatort sagt.“ Dass Sitte seit drei Jahren MCC-Präsident ist, habe mit der Entscheidung nichts zu tun. „Er hat mit seinen politischen Vorträgen überzeugt, ist ein Sympathieträger geworden. Deshalb freuen wir uns, dass er zugesagt hat“, so Wiesmann.
Weibliche „Tillin“ war eine Option
Sitte musste allerdings einige Zeit überlegen, bevor er schließlich einwilligte. „Die Rolle ist auch eine Last“, sagte er. Sie sei deutlich ernster als seine bisherigen Rollen. Seit vier Jahren habe es einen Diskussionsprozess gegeben. Auch eine weibliche „Tillin“ sei denkbar gewesen. Dass die Rolle aber ganz „stirbt“, war keine Option, wie Vorgänger Hofmann sagt. Auch er setzte sich für Sitte als seinen Nachfolger ein.
Sitte ist der 7. Mann in der „Till“-Rolle. Curt Caprano war 1926 der erste, Hofmann stand rund 25 Jahre als „Till“ auf der Bühne. Das sei nicht immer einfach gewesen, sagt er. Als sich Hofmann einmal die AfD vorknöpfte, habe deren damaliger Vorsitzender Jörg Meuthen den Videoausschnitt auf Facebook geteilt und auf ihn geschimpft. Daraufhin habe der Fastnachter Hassmails und Drohungen erhalten. Auch der frühere Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sei nicht begeistert gewesen von Witzen über seine Partei. „Er hat mich mal als Klapperschlange bezeichnet“, so Hofmann.
Sitte will weiter parodieren
Auch Sitte könnte nun heftigere Reaktionen erhalten, als das bisher bei seinen Parodierollen der Fall war. Als „Till“ will er eigene Akzente setzen. „Ich möchte es weder besser noch schlechter machen, sondern einfach anders.“ So sollen seine Vorträge nicht durchgängig gereimt sein und auch Prosa-Anteile haben. Anders als Hofmann werde er nicht auf der Reichstagskuppel sitzen. Dafür könne es sein, dass er als „Till“ gelegentlich Prominente parodiert. Die Rolle soll sich in den nächsten Jahren entwickeln. Fest steht aber: Den Spiegel wird auch Sitte in der Hand halten und ihn dem Publikum vorhalten. Und auch als „Till“ will er niemanden bösartig verletzen.
Seinen ersten Auftritt als „Till“ wird Sitte am kommenden Sonntag bei der ersten MCC-Sitzung des Jahres haben. Dort soll es eine offizielle Spiegelübergabe von Hofmann zu Sitte geben. Seinen ersten kompletten Vortrag als „Till“ wird Sitte dann bei der Birnbaumsitzung am 13. Januar halten.