Dieser Mainzer berät Sportstars wie Mats Hummels und Christoph Kramer

Marvin Docke berät Sportstars wie Mats Hummels zu ihrem öffentlichen Auftritt. Im Merkurist-Interview gibt der 34-Jährige Einblicke in seine Arbeit und verrät, wie es ihn von seiner Heimatstadt Bremen nach Mainz verschlagen hat.

Dieser Mainzer berät Sportstars wie Mats Hummels und Christoph Kramer

In einem Eckhaus in der Mainzer Neustadt findet man das Büro von Marvin Docke. Der Name des 34-Jährigen ist wahrscheinlich nur Insidern aus der Sportbranche bekannt – die Namen seiner Klienten allerdings sind deutlich bekannter. Sportstars wie die Fußball-Weltmeister Mats Hummels und Christoph Kramer oder die Top-Leichtathleten Gina Lückenkemper und Leo Neugebauer lassen sich von Docke und seiner Agentur Five Aside beraten, wie ihr öffentliches Erscheinungsbild aussehen soll. Ob es der eigene Instagram-Auftritt der Sportler oder der Werbevertrag mit einem prominenten Autohersteller ist: Docke und sein Team beraten ihre Klienten in Fragen, die sich eher am Rande des Sports auftun.

Anfang Februar hat Marvin Docke Merkurist zu einem Interview im Altbaubüro mit Rheinblick geladen. Hohe Decken, helle Räume – ein bisschen WG-Gefühl in der pflanzenbehangenen Kaffee-Küche. Doch wie tickt der Mann, dem schon Star-Trainer Jürgen Klopp vertraute?

Merkurist: Herr Docke, Sie stammen aus Bremen, haben bis zur U15 beim SV Werder gespielt, später auch als Scout für den Verein gearbeitet. Wie kamen Sie zum Sportmarketing?

Marvin Docke: Ich hatte wie so viele kleine Kinder den Traum, Fußballprofi zu werden und wusste dann zum Glück schon mit 14, 15 Jahren, dass es nicht reicht. Diese frühe Gewissheit war sehr wertvoll für mich. Mir war klar: Entweder werde ich Fußballprofi oder ich mache irgendetwas anderes mit Sport. Als ich 2009 angefangen habe, BWL und Sportmanagement zu studieren, wusste ich nicht, dass es meinen heutigen Job überhaupt gibt. Ich habe studiert und dann ein Praktikum bei Nike im Sportmarketing machen dürfen. Und das war für mich die Eintrittskarte in die Sportmarketing- und Fußballwelt.

2014 wechselten Sie zu Projekt B, der Sportberatungsagentur von Marc Kosicke, damals in Bremen. Der wohl bekannteste Klient der Agentur ist Jürgen Klopp. Wie lief die Zusammenarbeit mit Klopp?

Ich war einer von drei Mitarbeitern der Agentur und habe als junger Kerl schon viel Verantwortung übertragen bekommen. Es gab Marc und einen anderen Mitarbeiter, der sich eher um die sportlichen Trainer-Themen gekümmert hat. Ich war für den Marketingbereich zuständig und durfte mich dementsprechend früh an einigen Stellen federführend um Jürgens Vermarktung kümmern. Natürlich ist man am Anfang nicht derjenige, der dort alleine am Tisch sitzt und die Deals macht, sondern man ist erstmal mit dabei und wächst dort rein. Es ging vor allem um die Betreuung der Werbedrehs. Am Anfang noch in Deutschland, dann ab 2015 in Liverpool. Und das ist schon eine krasse Erfahrung, wenn man mit Mitte 20 alleinverantwortlich nach Liverpool reist, um Jürgen bei einem Dreh zu betreuen.

Wie haben Sie Klopp damals erlebt?

Die Zusammenarbeit mit ihm hat mich sehr geprägt. Diese einzigartige Aura, diese Wärme, die er ausstrahlt und gleichzeitig aber auch diese Klarheit. Er gibt einem eine ganz offene Rückmeldung, wenn ihm etwas bei einem Dreh nicht gepasst hat. Du gehst da vielleicht auch noch mal ein Stück weit anders ran, weil du einfach nicht möchtest, dass Jürgen eine halbe Stunde später zu Hause ist als geplant (lacht). Öffentlich gilt Jürgen ja als „The Normal One“ und Jose Mourinho als „The Special One“. Für mich ist Jürgen „The Special One“, weil er einfach so viele besondere Charaktereigenschaften hat und auch fachlich so unglaublich gut ist.

In dieser Zeit arbeiteten Sie auch mit Mats Hummels zusammen, der heute einer Ihrer Klienten bei Five Aside ist.

Er war damals wie Jürgen beim BVB, wodurch der Kontakt entstanden ist. Für Mats war ich dann eigentlich seit Tag eins alleinverantwortlich. Ein halbes Jahr später wurde er mit der Nationalmannschaft Weltmeister in Brasilien. Das hat natürlich für alle weiteren Marketing- und PR-Themen nicht geschadet.

Gerade zu der Zeit waren Klopp und Hummels wohl die populärsten Figuren im deutschen Fußball. Mussten Sie also viele Anfragen abwehren, die von außen kamen?

Ja, durchaus. Das ist auch bei Mats bis heute noch so, da ist es dann die Kunst, die Sachen zu identifizieren, die wirklich spannend sind. Als ich mich 2019 selbstständig mit Five Aside gemacht und Mats Hummels als ersten Klienten hatte, hat mir Marc Kosicke diesbezüglich einen wichtigen Satz mit auf den Weg gegeben.

Welchen Satz?

„Mit ‚Ja‘ sagen macht man Umsatz, mit ‚Nein‘ sagen macht man Gewinn.“ Der Satz sagt im Prinzip aus, dass wenn du viel nein sagst, du dich automatisch fokussierst. Und wenn du dann mal ja sagst, dann sind das eher die Projekte, bei denen es sich richtig lohnt und für die man brennt.

Warum haben Sie sich selbstständig gemacht – und warum kamen sie ausgerechnet nach Mainz?

Ich hatte 2018 den Wunsch nach einer neuen Herausforderung entwickelt und mit Marc eine gute Lösung gefunden. Zur selben Zeit war Marc auf der Suche nach einem neuen Standort für seine Agentur. Die geografische Lage in Bremen war für uns beide nicht optimal. Wir haben dann eine Standortanalyse gemacht und gesagt, wir wollen zusammen in ein Büro gehen. Die Lage von Mainz und die hohe Lebensqualität haben uns dann beide überzeugt. Dass Mainz die deutsche Heimat von Jürgen Klopp war und ein Haus von ihm gerade leer stand, hat uns außerdem bei der Entscheidung geholfen.

„Inzwischen bin ich in Mainz sehr verwurzelt, lebe hier mit meiner Frau und unserer Tochter.“

Sie hatten Ihr Büro also im Haus von Jürgen Klopp in Gonsenheim?

Ja, so ist es. Später sind wir mit Five Aside dann in die Mainzer Neustadt umgezogen und Projekt B nach Kassel. Inzwischen bin ich in Mainz sehr verwurzelt, lebe hier mit meiner Frau und unserer Tochter.

Ihr Klient Mats Hummels hat einen Teil seiner Kindheit ja auch in Mainz verbracht, als sein Vater Hermann Trainer von Mainz 05 war. Das scheint ja auch zu passen, oder?

Stimmt, aber ehrlich gesagt hat das für unsere Entscheidung pro Mainz keine Rolle gespielt (lacht). Ich erinnere mich aber noch gut daran, wie Mats mir damals davon erzählte, als wir nach Mainz gezogen sind. Mats sieht sich aber als Münchner, denn dort hat er den Großteil seiner Kindheit und Jugend gelebt.

Wie oft kommen die Sportstars, die sie betreuen, denn zu Ihnen nach Mainz?

Ab und zu ist einer von ihnen mal hier im Büro, aber das ist eher eine Seltenheit. Alle von ihnen haben einen vollen Kalender, deswegen macht es logistisch mehr Sinn, wenn wir sie vor Ort besuchen. Christoph Kramer war aber zum Beispiel öfter in Mainz, weil er als ZDF-Experte hier mehrere Wochen gearbeitet hat.

Wie genau seht Ihre Zusammenarbeit mit den Sportlern aus?

Das Spektrum ist sehr groß. Gerade drehen wir mit Mats Hummels eine Doku für das ZDF gemeinsam mit Tommi Schmitt, der ihn in seiner Zeit bei der AS Rom begleitet. Christoph Kramer veröffentlicht im März seinen ersten Roman, den wir gemeinsam mit ihm auf den Weg gebracht haben. Vor einigen Tagen waren wir mit Leo Neugebauer in Kitzbühel beim Hahnenkammrennen, wo Leo als neues globales Gesicht von Audi vorgestellt wurde. Genauso sind wir bei klassischen Werbeshootings dabei, zum Beispiel mit Gina Lückenkemper für adidas. Oder wir begleiten Robin Gosens und Chris Kramer in ihren Rollen als TV-Experten.

Unterstützen sie die Athleten auch bei ihren Social-Media-Posts?

Wir unterstützen sie schon, wenn sie das möchten. Aber viele unserer Athleten kümmern sich sehr gerne selbst darum. Es ist ihnen auch wichtig, selbst den Kontakt zu ihren Fans zu halten. Wenn es so ist, dass beispielsweise Postings mit Sponsoren involviert sind, dann kann es schon sein, dass wir etwas mehr supporten, um sicherzustellen, dass die Message richtig ankommt. Aber wir sind keine klassische Social-Media-Agentur, die vorrangig für Athleten Kanäle betreut.

Mats Hummels, Christoph Kramer und Robin Gosens haben Sie bei einem Wein-Projekt unterstützt, dass auch Bezug zu Rheinhessen hat. Wie lief das?

Mats, Chris und Robin sind alle drei leidenschaftliche Weintrinker. Und da die drei sich untereinander sehr gut verstehen und befreundet sind, gab es dann die Idee für das gemeinsame Projekt „Herbstmeister Wein“. Wir haben überlegt, wer die richtigen Winzer dafür sein könnten. Da wir hier relativ nah an der Quelle sind in Mainz, haben wir uns ein bisschen umgehört. Unser Freund Matthias Pohlers, der damals Sommelier in der Weinbar „Laurenz“ war, hat uns dann die beiden Winzer Hans-Oliver Spanier und Philipp Kuhn empfohlen. Wir hatten das Gefühl, dass es zum einen menschlich sehr gut harmoniert und sie zum anderen zu den besten Winzern in Deutschland zählen. Den Jungs macht es großen Spaß und wir arbeiten gerade am zweiten Jahrgang.

„Aus regionaler Sicht würden wir perspektivisch gerne einen Spieler von Mainz 05 in der Vermarktung begleiten.“

Gibt es noch eine Sportlerin oder einen Sportler, mit dem Sie bei Five Aside gerne zusammenarbeiten würden?

Auf jeden Fall, aber wenn ich das jetzt öffentlich sage, tue ich mir keinen Gefallen (lacht). Aus regionaler Sicht würden wir perspektivisch gerne einen Spieler von Mainz 05 in der Vermarktung begleiten. Aber der Spieler müsste dann wirklich zu uns passen.

Bei Ihrer Arbeit geht es immer darum, gesehen zu werden, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Sie selbst nimmt man eher selten in der Öffentlichkeit wahr. Wie passt das zusammen?

Wir sind für unsere Athleten in erster Linie ein Sparringspartner, ein Dienstleister und bei Projekten dann auch ein Geschäftspartner auf Augenhöhe. Aber wir sind nicht das Sprachrohr der Athleten, sondern das sind sie selbst. Ich glaube, dass unsere Klienten schätzen, dass wir uns nicht so sehr in den Vordergrund stellen. Ich brauche das nicht für mich und ich habe auch nicht das Gefühl, dass es unser Geschäft großartig positiv verändern würde, wenn ich jede Woche irgendwo medial in Erscheinung trete oder mich in den Vordergrund dränge. Ich fühle mich im Hintergrund sehr wohl. Ich gebe vielleicht zwei Interviews im Jahr, Ihnen jetzt zum Beispiel, weil es eine regionale Geschichte ist und ich Merkurist natürlich öfter lese.

Danke für das Gespräch, Marvin Docke!

Das Interview führten Ralf Keinath und Peter Kroh.