Straße in Mainzer Neustadt umbenannt

Seit Montag heißt die ehemalige „Pfitznerstraße“ nun offiziell „Martin-Büsser-Straße“. Doch warum wurde die Straße umbenannt?

Straße in Mainzer Neustadt umbenannt

Im April 2023 wurde die „Pfitznerstraße“ in der Mainzer Neustadt zur „Martin-Büsser-Straße“ umbenannt. Doch das Schild mit dem alten Namen hing dort noch über ein Jahr. Seit Montag ist die „Pfitznerstraße“ endgültig Geschichte und das alte Straßenschild wurde mit einer neuen Infotafel ersetzt.

Diese Umbenennung ist eine von vielen. Im Jahr 2011 wurde die Arbeitsgruppe „Historische Straßennamen“ mit dem Ziel gegründet, alle historisch belasteten Straßennamen in Mainz zu bewerten und gegebenenfalls umzubenennen. Als historisch belastet werden alle Straßen angesehen, deren Namensgeber „in einer Verbindung zum politisch-ideologischen Einfluss der nationalsozialistischen Herrschaft im Dritten Reich stehen“, heißt es auf der Webseite der Stadt Mainz.

Wer war Martin Büsser?

Martin Büsser (geboren 1968, gestorben 2010) war gebürtiger Mainzer, Autor sowie Musiker. Auch gründete er den „Ventil Verlag“, der bis heute seinen Sitz in der Mainzer Neustadt hat. Ab den 1990er-Jahren hatte Büsser sich als freier Journalist gegen Rechtsextremismus in der Musikkultur eingesetzt. Als Musiker war Büsser in mehreren Bands tätig, unter anderem auch bei der Post-Punk-Band „Pechsaftha“.

Martin Büsser wurde als neuer Namensgeber ausgewählt als ein „Bekennen zu unseren Werten und Überzeugungen“, sagt Kulturamtsleiter Stephan Fliedner bei einem Vororttermin am Montag. Außerdem liegt die Straße im Künstlerviertel, und da Büsser Künstler war, passe der neue Name zu den anderen Straßen. Die neue Infotafel, die unter dem Straßennamen hängt, soll in Zukunft jeden, der vorbeikommt, über Büsser aufklären.

Pfitzner – herausragender Komponist, aber Antisemit

Bereits 2020 schlugen die Grünen gemeinsam mit den Linken im Ortsbeirat der Neustadt vor, die Pfitznerstraße umzubenennen. Auch der SPD-Vorsitzender Erik Donner sprach sich damals für eine Umbenennung der Straße aus, „Hans Erich Pfitzner war Antisemit und glühender Anhänger Hitlers. Nach so einem Menschen sollte keine Straße in Mainz und schon gar nicht in der Mainzer Neustadt benannt sein.“

Kulturamtsleiter Stephan Fliedner erklärte am Montag, dass Pfitzner auch nach 1945 noch überzeugter Antisemit gewesen sein soll. Dies sei besonders ausschlaggebend dafür gewesen, dass die Straße umbenannt wird. Die Straße sei überhaupt nur nach Pfitzner benannt worden, weil dieser ein „herausragender Komponist“ gewesen sei.

Folgen für die Anwohner

Nach mehrfacher Prüfung wurde im April 2023 die Pfitznerstraße zur „Martin-Büsser-Straße“ umbenannt. Während einer „Übergangsfrist“ hingen nun über ein Jahr beide Straßenschilder untereinander. Dies habe in erster Linie bürokratische Gründe gehabt, so Neustadt-Ortsvorsteher Christoph Hand (Grüne) gegenüber Merkurist.

Die 137 Anwohner mussten sich ummelden und die neue Adresse an Post und Ämter weitergeben. Die dabei entstandenen Kosten habe die Stadt Mainz übernommen, sagte Hand. Um diese Übergangsphase zu vereinfachen, wurden zeitweise beide Schilder aufgehängt, wobei der alte Name mit einem roten Klebestreifen durchgestrichen wurde. Die Adressänderungen sollen mittlerweile aber kein Problem mehr darstellen, so der Ortsvorsteher.

Ortsbeiratsmitglied Anna-Lena Löffler (Linke) ist froh darüber, dass die Umbenennung endlich vollständig ist. Sie ist jedoch der Meinung, dass die „Martin-Büsser-Straße“ noch lange nicht die letzte Straßenumbenennung in der Neustadt gewesen sein soll. „Die ganzen veralteten Namen müssen raus aus den Städten“, sagte Löffler, damit meine sie zum Beispiel den Hindenburgplatz. Wie die Pläne dafür aussehen, wird erst die Zukunft zeigen, wobei Ortsvorsteher Hand nicht ausschließt, dass noch weitere Umbenennungen folgen werden.