Bei manchen Namen ist es eine „4“, bei anderen eine „2“: In der Mainzer Neustadt sind vor Kurzem an einigen Mehrfamilienhäusern Klingelschilder mit Zahlen oder Zeichen in blauer Farbe markiert worden. Ein Merkurist-Leser berichtet von Markierungen in der Aspelt- und der Leibnizstraße, auch in der Wallaustraße sind einige Namen mit Zahlen versehen.
„Das beunruhigt mich ein bisschen“, schreibt der Leser weiter. Er fotografierte die Stelle und rief bei der Polizei an, um die Zeichen zu melden. „Der Beamte meinte, ich könne vorbeikommen und die Kollegen würden sich das mal anschauen.“ Er fragt sich jedoch, was das nützen sollte.
Geheime Markierungen von Einbrechern oder Bettlern?
Markierungen an Häusern würden immer mal wieder auftauchen, teilt ein Pressesprecher der Mainzer Polizei auf Merkurist-Anfrage mit. Vor zwei Jahren etwa hatten mutmaßliche Bettler in Eingangsbereichen von Häusern Zeichen hinterlassen, darunter Striche, Wellen oder Kreise (wir berichteten). In solchen Fällen steht immer wieder der Verdacht im Raum, ob es sich bei den Zeichen um geheime Markierungen von Einbrechern handelt.
Tatsächlich dienen solche „Gaunerzinken“ Einbrechern seit Jahrhunderten dazu, wichtige Informationen über Häuser und deren Bewohner zu vermitteln. Mit solchen Geheimzeichen bereiten Diebe oftmals Einbrüche vor. Sie übermitteln dabei ganz bestimmte Hinweise und helfen anderen Einbrechern oder auch Bettlern, sich auf bestimmte Begebenheiten vor Ort einzustellen.
Wie die Mainzer Polizei sagt, würden in Mainz „hin und wieder verschiedene Zeichen und Markierungen“ auftauchen. „Teilweise lässt sich der Ursprung nicht erklären, teilweise konnte aber auch ermittelt werden, dass beispielsweise ein Zeitungsjunge Markierungen angebracht hat, wer welche Zeitung empfängt oder wo er die Woche schon zugestellt hat“, sagt Pressesprecher Markus Weyerhäuser. Eine Anwohnerin vermutet gegenüber Merkurist, dass die Zahlen Hinweise von Paketboten über das Stockwerk der Bewohner sein könnten.
Plastikklemmen als Markierungen
In den meisten Fällen jedoch würde es sich nicht um Markierungen von Einbrechern oder Bettlern handeln, so Weyerhäuser: „Wenn es um Markierungen geht, werden – wenn überhaupt – kleine, durchsichtige Plastikklemmen verwendet.“ Diese könnten dann gerade zur Urlaubszeit Einbrechern Hinweise darauf geben, ob die Bewohner im Urlaub sind oder nicht. Solche Plastikklemmen, oft so klein wie ein Fingernagel, würden zwischen Haustür und Türrahmen geklemmt. „Öffnet jemand die Tür, fallen die Streifen meistens unbemerkt auf den Boden. Liegen sie nicht auf dem Boden, gibt das dem Einbrecher einen Hinweis darauf, dass höchstwahrscheinlich niemand zu Hause ist.“
Derzeit seien der Mainzer Polizei aber keine Meldungen zu solchen „Gaunerzinken“ bekannt. Prinzipiell sei das Phänomen zwar ein sehr altes und historisches, grundsätzlich bestehe es aber heute noch, sagte die Polizei gegenüber Merkurist bereits im Jahr 2022. Allerdings sei in Mainz in den vergangenen zwölf Jahren kein einziger Fall bekannt worden, bei dem von Gaunerzinken auf einen tatsächlichen Einbruch geschlossen werden konnte. „Es stellt sich die Frage, ob ‘Gaunerzinken’ im Smartphone-Zeitalter tatsächlich noch von Einbrechern genutzt werden,“ so die Polizei damals.
Wem verdächtige Zeichen auffallen, soll diese fotografieren und dann entfernen, rät der Polizeisprecher. Im Zweifel soll man sich an die Polizeiinspektion wenden und dort das Bild zur Verfügung stellen.