Newwelinge aus Mainz-Drais: Familie steigt in „Produktion“ ein

Als Familie Linderman aus Mainz-Drais vor ein paar Jahren erfuhr, dass die Newweling-Produktion eingestellt wurde, fasste sie einen Entschluss: Sie wollen selbst die traditionellen Wachskegel herstellen.

Newwelinge aus Mainz-Drais: Familie steigt in „Produktion“ ein

Für viele Mainzer war es ein Schock, als der Mainzer Kerzenfabrikant Franz-Hubertus Tusar vor ein paar Jahren verkündete, die Produktion der Newwelinge einzustellen. Die „August Tusar Erben AG“ war das letzte Unternehmen, das die Wachskegel noch produzierte, die seit dem Mittelalter traditionell an Allerheiligen auf Mainzer Gräber aufgestellt werden.

„Schlimm“ war die Neuigkeit auch für Familie Linderman aus Mainz-Drais, erzählt Isabell Linderman gegenüber Merkurist. Ihre Familie fasste daher einen Entschluss: Gemeinsam mit ihren drei Brüdern überlegte sie, wie sie die Wachskegel selbst herstellen können.

Ihr Bruder Benedikt Roßellit konstruierte daraufhin die Wickelhölzer auf dem 3D-Drucker, die Wachsschnüre bestellten sie im Internet. Die Kinder waren begeistert von der Idee. Auch die Familien der anderen zwei Brüder waren sofort dabei, erzählt Linderman.

Sieben Kinder wickeln die Wachskegel

Seitdem wickeln die vier Familien immer im Oktober am großen Tisch die Newwelinge. Mit sieben Kindern im Alter zwischen 5 und 13 Jahren schaffen sie 40 bis 50 Stück. Roßellit perfektionierte im Lauf der Zeit die Wickelhölzer.

„Das Besondere ist, dass wir nicht nur die typischen Farben benutzen“, so Linderman. Die Kinder können ihre eigenen Kreationen entwickeln, gestalten vielfarbige Newwelinge und Exemplare mit Pastellfarben. Auch ganz kleine Wachskegel gibt es. An Allerheiligen dann stellen sie ihre eigenen Newwelinge auf die Gräber der verstorbenen Familienmitglieder.

Newwelinge auch für Freunde und Bekannte

Die neuen Newwelinge machten schnell die Runde in Drais, sodass sie etliche Exemplare auch an Freunde und Bekannte abgaben. „Vor allem die älteren Leute freuten sich, wieder einen Newweling ans Grab stellen zu können“, so Linderman. Die meisten würden den Kindern dann etwas Geld für die geleistete Arbeit geben „Das macht sie natürlich sehr stolz.“

In diesem Jahr habe sich die Newweling-Arbeit der vier Geschwister mit ihren Kindern verzögert, denn die Wachsschnüre wurden erst am Tag vor Allerheiligen geliefert. Trotzdem haben sich alle direkt wieder an den Tisch gesetzt und gewickelt. Denn die Nachfrage war schon im Voraus groß.

Die Kerzenfabrik Tusar hat inzwischen einen Nachfolger für die Newweling-Produktion gefunden. Die Geschichte dazu könnt ihr im folgenden Artikel nachlesen: