Der vergessene Mainzer Stadtteil

Vor den Toren von Mainz befand sich im Frühmittelalter eine Siedlung namens Selenhofen. Hier erfahrt ihr die Geschichte über ihre Eingemeindung und was aus Selenhofen geworden ist.

Der vergessene Mainzer Stadtteil

Als am heutigen Standort des Cinestars in der Neutorstraße die Archäologen Ausgrabungen vornahmen, brachten sie Reste einer Siedlung aus der spätrömischen Zeit zum Vorschein, also aus der Zeit um 430. Es waren Überbleibsel der so genannten Theatersiedlung namens Selenhofen.

Selenhofen befand sich dort, wo heute die südliche Altstadt ist, also rund um die Kirche St. Ignaz von der heutigen Holzstraße über die Kapuzinerstraße bis zur Dagobertstraße. Etwa auf Höhe des Cinestars begann dann das Dorf „Vilzbach“. Zwischen den beiden Orten floss der Wiesbach, der von der Zitadelle in den Rhein mündete.

Seit dem 13. Jahrhundert ein Teil von Mainz

Benannt wurde Selenhofen wahrscheinlich nach einem sogenannten Salhof aus der Merowingerzeit, der sich damals außerhalb der Stadtmauern befand. Ein Salhof war damals ein landwirtschaftlich bewirtschaftetes Hofgut, das der öffentlichen Hand gehörte.

Im 12. Jahrhundert taucht das verhältnismäßig arme Selenhofen mehrfach urkundlich auf, da eine Ministerialen- und Offiziatenfamilie von hier stammte. Bekannt war vor allem der Erzbischof von Mainz, Arnold von Selenhofen. 1160 wurde er von Mainzer Bürgern ermordet.

Offiziell eingemeindet und in die Mainzer Stadtmauergrenzen integriert wurde Selenhofen dann in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Zu der Zeit entstand auch der Neuturm (später Holzturm) als Teil der Stadtbefestigung.

Im 17. Jahrhundert brannten die schwedischen Truppen das Dorf Vilzbach nieder, das sich außerhalb der Stadtmauern befand. Die Vilzbacher wurden daraufhin nach Selenhofen übergesiedelt. Sie gaben ihrer neuen Heimat inoffiziell den Namen ihres ehemaligen Dorfs, der sich dann nach und nach durchsetzte.