Verkleiden gehört für viele zur Fastnacht einfach dazu. Doch bei der Kostümwahl ist heutzutage Vorsicht geboten, denn was früher als unkritisch galt, kann heute schnell für Ärger sorgen. Dass man bei der Auswahl der Verkleidung aber grundsätzlich auf den „gesunden Menschenverstand“ vertrauen sollte, erklärte schon 2023 Moritz Glenk, damals Projektverantwortlicher bei der Stiftung gegen Rassismus gegenüber Merkurist.
Gedanken zur Kostümwahl machen
Dass sich heute niemand mehr wie an Fastnacht 1977 in Mainz als Adolf Hitler verkleiden würde, dürfte klar sein.
Bei anderen Kostümen fällt die Entscheidung aber offenbar schwerer. „Wenn damit real existierende Gruppen nachgeahmt werden sollen“, solle man sich Gedanken machen, so Glenk. „Indianer“-Kostüme etwa seien bei vielen indigenen Gruppen verpönt, da sie die historische Wirklichkeit verzerren würden.
Rassistische Stereotype
Die Plakatkampagne „Ich bin kein Kostüm!“ hatte diese Problematik bereits vor Jahren aufgegriffen. Sie wollte eine Diskussion anregen, in der auch Menschen mit Migrationshintergrund zu Wort kommen. Denn für die Betroffenen seien Alltagsrassismus und Diskriminierung „weder harmlos noch witzig“, hieß es dort. Einige Kostüme würden rassistische Stereotype bedienen, mit denen früher die Ausbeutung und Unterdrückung bestimmter Gruppen gerechtfertigt wurde. Dieses koloniale Denken würde so von einer Generation an die nächste weitergegeben, ohne die Gräueltaten dieser Zeit ausreichend aufzuarbeiten, so die Kampagne.
Besonders verletzend sei auch das sogenannte Blackfacing, also wenn sich Menschen zu Fastnacht das Gesicht schwarz anmalen, erklärte Glenk. Gleiches gelte für andere Farbtöne, um etwa Chinesen darzustellen. „Sie werden schließlich auch nirgendwo einen Menschen mit gelber Hautfarbe finden.“ Letztlich gebe es aber keine Verbote bei der Kostümwahl, betonte Glenk. Damals empfahl er für Interessierte eine Broschüre, die Hilfestellung bei einer „diskriminierungssensiblen“ Kostümauswahl geben will.
Das könnte dich auch interessieren: