Bleibt die Mainzer Fernsehsitzung bei ARD und ZDF?

Seit den Siebzigerjahren wechseln sich ZDF und ARD mit der Übertragung der Mainzer Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ ab. Doch die TV-Verträge enden bald. Wie geht es weiter mit der Fernsehsitzung?

Bleibt die Mainzer Fernsehsitzung bei ARD und ZDF?

Es ist der absolute Klassiker unter den Fernsehsitzungen in Deutschland: „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“. Seit 1973 wird die Fastnachtssitzung aus dem Kurfürstlichen Schloss in Mainz unter diesem Namen übertragen. Das ZDF und der SWR wechseln sich seitdem jedes Jahr mit der Produktion ab. Doch könnte es sein, dass die Fernsehsitzung in Zukunft nicht mehr bei den Öffentlich-Rechtlichen gezeigt wird?

Eigentlich hatten sich die Fastnachtsvereine, die die Sitzung veranstalten (MCV, MCC, GCV und KCK) und die Sender auf eine Zusammenarbeit bis 2024 geeinigt. Wegen der Corona-Krise verlängerte sich der Vertrag aber bis 2025. Wie es danach mit der Fernsehfastnacht weitergeht, ist derzeit noch unklar. Theoretisch wäre es also möglich, dass die Sitzung gar nicht mehr produziert wird. Alternativ könnte der MCV aber auch mit einem Privatsender oder einem Streamingdienst verhandeln und so mehr Geld für die Übertragungsrechte aushandeln.

Das sagt der MCV-Chef

Im Gespräch mit Merkurist sagt MCV-Präsident Hannsgeorg Schönig, angesprochen auf den TV-Deal: „Wenn man mit bewährten Partnern zusammenarbeitet, dann finde ich, dass diese Partner der erste Ansprechpartner sind. In den Vereinen, die die Sitzung veranstalten, haben wir Stand jetzt noch nicht weiter als 2025 gedacht.“ Heißt im Klartext: Der MCV sieht ARD und ZDF bei den Verhandlungen in der Pole Position. Schönig weiter: „Ich persönlich gehe davon aus, dass SWR und ZDF auch weiterhin ein Interesse daran haben, ‘Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht’ zu übertragen. Bisher läuft die Zusammenarbeit mit unseren Partnern sehr gut und harmonisch.“ Wie Schönig zudem erklärt, sind im kommenden Sommer Gespräche mit dem ZDF und SWR geplant. Der SWR produziert die Sitzung, wenn sie in der ARD gezeigt wird.

Wie das ZDF nun plant

Eine ZDF-Sprecherin bestätigt auf Anfrage von Merkurist, dass der Vertrag 2025 endet. Weiter kündigt die Sendersprecherin an: „Wir werden zu gegebener Zeit gemeinsam die vertrauensvollen Gespräche zur Vertragsverlängerung über 2025 hinaus aufnehmen.“ Wie durchklingt, ist auch das ZDF nicht abgeneigt, den Vertrag nochmals zu verlängern. „Um die Zukunft der Fernsehsitzung zu sichern, braucht es in erster Linie starke Partner auf Seiten der Vereine, die mit ihren Aktiven die Säulen des Programms sind. Mit dem MCV, MCC, GCV und KCK blicken wir auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit zurück und wissen uns bestens aufgestellt“, so die Sprecherin. Auch scheint eine Übertragung im jährlichen Wechsel zwischen ZDF und ARD weiterhin geplant zu sein: „Insbesondere in technischen Bereichen arbeiten beide Sender seit 2014 sehr eng zusammen, der jährliche Wechsel hat sich bewährt.“

Braucht „Mainz bleibt Mainz“ eine neues Konzept?

Eine wichtige Rolle beim Abschluss neuer TV-Verträge dürfte aber auch das Interesse der Zuschauer an der Fernsehsitzung spielen. 2023 schalteten erstmals in der Geschichte der Sitzung weniger als fünf Millionen Zuschauer ein (im Durchschnitt 4,58 Millionen). Dafür war der Marktanteil der Fernsehsitzung mit 19 Prozent immer noch stark. Das sieht auch MCV-Präsident Schönig so: „Die Quote ist zurückgegangen, das stimmt. Aber das ist nichts, was mir das große Kopfzerbrechen bereitet.“ Am Beispiel der ZDF-Unterhaltungsshow „Wetten, dass..?“ erklärt Schönig: „Vor 20 Jahren hatte die Show noch ganz andere Einschaltquoten. Trotzdem waren die letzten Sendungen immer noch, was den Marktanteil angeht, Top-Sendungen.“

Laut Schönig müsse man bedenken, dass sich das Nutzungsverhalten der TV-Zuschauer in den vergangenen Jahren geändert habe. Zudem sei die Konkurrenz groß: „Es gibt jede Woche eine Vielzahl von Kabarettisten oder Shows, die im Fernsehen zu sehen sind. Die Zuschauer sind daher auch verwöhnt und erwarten Top-Leistungen und Top-Leute. Aber mit unserem Produkt brauchen wir uns nicht zu verstecken.“

„Ich glaube nicht, dass wir einen radikalen Schnitt machen sollten beim Konzept der Sendung.“ - MCV-Präsident Hannsgeorg Schönig

Eine Weiterentwicklung der Sitzung habe es in den vergangenen Jahren ohnehin gegeben. „In diesem Jahr werden wir eine neue Bühne haben. Alles wird digitaler, es gibt mehr Lichteffekte. Das ergibt ganz andere Chancen für die Bildgestaltung. Das wird aber nicht unbedingt jedem Zuschauer auffallen. Im Komitee sitzen heute Männer und Frauen, früher saßen da nur Männer. Wir entwickeln uns also immer weiter“, so Schönig. „Ich glaube aber nicht, dass wir einen radikalen Schnitt machen sollten beim Konzept der Sendung.“