„Alkohol zerstört so viel mehr als die Leber“, sagt Moderator und Mediziner Dr. Eckart von Hirschhausen mit Blick auf die „Volksdroge Nummer eins“ in Deutschland. In seiner neuen ARD-Doku „Die Macht des Alkohols“ zeigt Hirschhausen, dass Alkohol Menschenleben kosten kann und „streng wissenschaftlich betrachtet, die gefährlichste Droge der Welt“ ist. Dass Alkohol auch ganze Familien belasten kann, weiß Janboris Rätz aus Mainz.
Mehr als ein „Feierabend-Bierchen“
„Mein Opa hat richtig gesoffen, mein Vater, meine Mutter haben getrunken. Das gehörte irgendwie dazu“, erzählt Janboris. Gefährlich sei es dann immer am Tag nach dem Alkoholkonsum geworden. So habe es mehrere Eskalationsstufen gegeben. „Du konntest mit der Hand geschlagen werden, dann gab es auch ein Stöckchen und von der Waschmaschine einen Schlauch, der war das Schlimmste von allem.“ Heute könne man darüber lachen, auch wenn es eigentlich absurd sei, sagt Janboris aus Mainz in der Doku am Grab des Vaters. Auf blaue Flecken angesprochen worden sei man damals von anderen aber nicht. „Da frage ich mich heute, wie konnte das so salonfähig sein in den 80er-Jahren, dass es egal war, ob unsere Eltern voll wie ein Schwamm waren und uns geschlagen haben?“.
Gegenüber Merkurist erzählt Janboris noch, dass Vater und Mutter damals deutlich mehr als ein „Feierabend-Bierchen“ konsumierten. „Meine Mutter hat mehrere Flaschen Wein am Abend getrunken, auch mein Vater hat exzessiv Alkohol genossen.“ Offenbar seien die Eltern mit vier Kindern völlig überfordert gewesen und hätten zum Alkohol gegriffen, so Janboris. Dass man auf Alkohol auch einmal verzichtet, sei damals kein Thema gewesen. So hätten Vater und Mutter auch auf Familienfesten getrunken, obwohl es später noch mit dem Auto nach Hause ging. „Niemand hat da was gesagt, als wir zu sechst im Auto saßen und losfuhren.“
Jahrzehnte später – während des Lockdowns in der Corona-Krise – griff Janboris dann selbst zur Flasche. „Im Home-Office habe ich dann irgendwann die dritte Flasche Wein aufgemacht.“ Dann sei jedoch der Gedanke gekommen: „Was mache ich hier eigentlich? Ich mache dasselbe wie meine Mutter, wie mein Vater. Ich sitze alleine zuhause und trinke mir meinen Frust weg.“ Mit professioneller Hilfe glückte schließlich der Weg weg vom Alkohol. „Ich bin sehr happy, nüchtern durchs Leben zu gehen“, sagt Janboris.
Milliarden-Ausgaben für Folgen des Alkoholkonsums
In der Doku trifft von Hirschhausen außer Janboris aus Mainz auch noch andere Menschen, die unter den Folgen von Alkoholsucht leiden. So spricht er mit Jenny, die vermutet, durch den Alkoholkonsum ihrer Mutter in der Schwangerschaft am fetalen Alkoholsyndrom zu leiden. Auch Chris kommt zu Wort, der schon als Kind zu trinken begann, jahrelang obdachlos war und bis zu drei Flaschen Wodka am Tag trank.
Außerdem erklären Experten in der Dokumentation, wie Alkohol das Gehirn verändert und welche Therapien Betroffenen helfen können. Auch die immensen Kosten werden thematisiert, die Alkoholkonsum verursacht: 60 Milliarden Euro für Gesundheit, Arbeitsausfall und Pflege stehen nur drei Milliarden Euro Steuereinnahmen gegenüber. Von Hirschhausen fragt deshalb, warum die Politik nicht eingreift und Werbung verbietet oder Alkohol höher besteuert.
Die ARD-Doku „Hirschhausen und die Macht des Alkohols“, in der Janboris aus Mainz zu sehen ist, läuft ab jetzt in der ARD-Mediathek.