Noch ist es eine Großbaustelle, mitten in der Stadt. Doch wenn voraussichtlich im Herbst 2025 auf dem Standort des ehemaligen Karstadt-Gebäudes das neue „Lu:“ eröffnet, wird der Platz gegenüber dem Theater ein neues Gesicht bekommen. Einkaufsmöglichkeiten, Kultur und Gastronomie auf 10.000 Quadratmetern, dazu ein neues Parkhaus mit Hunderten von Plätzen.
Abgerissen ist bereits das Areal an der Fuststraße und dem Bischofsplatz, von der Ludwigsstraße aus kaum einsehbar. Dort befindet sich nun eine riesige Baugrube, mehrere Meter tief. Die Bagger sind abgezogen, Bauarbeiter sind keine zu sehen, nur ein paar Männer mit Schaufeln und Pinseln graben mühsam Meter für Meter ab. Ein halbes Jahr lang werden nun die Archäologen die Baustelle übernehmen, mindestens. Für sie ist die Stelle hochinteressant, nicht nur aufgrund der zentralen Lage, sondern auch wegen der Nähe zum alten Dom St. Johannis.
„Hier war ein Knotenpunkt der Geschichte in römischer Zeit“, sagt Stephanie Metz. Sie ist die neue Leiterin der Außenstelle Mainz der Direktion Landesarchäologie der GDKE. „Spektakuläres“ erwarten die Archäologen hier zu finden. So graben sie sich Stück für Stück durch die Mainzer Vergangenheit. Aktuell bewegen sie sich zwischen dem 5. und dem 15. Jahrhundert, also zwischen Neuzeit und fränkischer Epoche. „Wir arbeiten uns langsam zu den Römern vor“, so Metz. Irgendwo hier muss das römische Forum gestanden haben, so die Vermutung. Es sei also wahrscheinlich, dass „mächtige römische Ablagerungen“ zum Vorschein kommen werden, sagt Grabungsleiter Thomas Dederer.
Erst kommt das Mittelalter, dann die Römerzeit zum Vorschein
Bislang gefunden haben die Archäologen zum Beispiel Mauerreste eines Kellers, die teilweise aus der Mittelalter- und teilweise aus der Barockzeit stammen. „Eventuell taucht darunter Sandstein auf, und darunter die Römerfunde“, erklärt es Dederer vor Ort. Kleine römische Mauerreste, eine Wasserleitung samt Brunnen, Scherben, Ziegel, Knochenfragmente und Münzen sind bereits aufgetaucht. Darunter befindet sich auch ein römischer Dinar von Kaiser Trajan aus dem zweiten Jahrhundert.
Spannend wird noch, in welche Richtung die Mauern ausgerichtet waren. Denn daran, so Dederer, könne man auch erkennen, wie das Straßennetz aufgebaut war.
Bislang „herausragendster Fund“ der Archäologen ist ein Siegel, das wahrscheinlich von einem Papst aus dem Hochmittelalter stammt, also über 1000 Jahre alt sein kann. Ob diese sogenannte „Papstbulle“ tatsächlich so sensationell ist wie vermutet, müsse nun noch genau erforscht werden. Am wichtigsten sei nun, so Metz, dass genau kartiert und dokumentiert werde, was wo gefunden wird. „Dann können wir ungefähr nachvollziehen, was sich hier früher abgespielt hat.“
Blick auf die Ausgrabungsstelle
Damit auch die Bevölkerung an den Ausgrabungen und den „Mainzer Schätzen“ aus der langen Geschichte der Stadt teilhaben kann, hat die Gesellschaft „Fuststraße Entwicklungs GmbH & Co. KG“ einen Container errichtet, der sich oberhalb der Baugrube befindet. Von hier aus hat man einen guten Blick auf die Grube und kann die Archäologen bei der Arbeit beobachten.
Der Container ist vom Bischofsplatz aus über eine Treppe erreichbar. In einer Vitrine im Inneren sind zudem Werkzeuge und aktuelle Fundstücke ausgestellt. Eröffnet wurde der Container am Freitag von Oberbürgermeister Nino Haase. In Videos geben Stephanie Metz und ihr Team zudem Einblicke in ihre Arbeit.
Die Öffnungszeiten des LU:Containers könnt ihr hier abrufen.