Diese Mainzer Schätze wurden jetzt in der Altstadt gefunden

Auf der Baustelle des künftigen Lu:-Areals finden Archäologen teils seltene Stücke aus der Römer- und der Mittelalterzeit. Nun stellen sie die Funde den Mainzern exklusiv vor.

Diese Mainzer Schätze wurden jetzt in der Altstadt gefunden

Eine „Sensation“ erwarteten Archäologen, als sie vor ein paar Monaten die Baustelle des alten Karstadt-Gebäudes übernahmen, um nach Überresten aus der Mainzer Vergangenheit zu suchen. Dort, wo in ein paar Jahren das neue Lu: eröffnet, graben sie Meter für Meter ab und fördern zutage, was seit Jahrhunderten und Jahrtausenden verschüttet war. Nun wurde die Baugrube für die Öffentlichkeit geöffnet und die Archäologen führten die Mainzer zu einigen der spannendsten Funde.

Tatsächlich sei das Interesse der Mainzer an der Ausgrabungsstätte sehr hoch, erklärte Tim Gemünden, der Geschäftsführer von Molitor Immobilien, im Vorfeld der Führungen bei einem Pressegespräch. Den Container hoch über der Baustelle, von dem aus man einen Überblick über die Grabungsstelle bekommt, würden etwa 100 Menschen pro Woche besuchen. Auch für den Rundgang am Freitag hatten sich zahlreiche Mainzer angemeldet. „Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Baustelle, auf der Archäologen arbeiten, für Bürger geöffnet wird“, so Stephanie Metz, die Leiterin der Außenstelle Mainz der Direktion Landesarchäologie der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE).

Blick in die Vergangenheit

Bei einem Rundgang durch die Baustelle zeigten Metz und ihr Team einige der Schätze. Viele von ihnen wurden sogar herumgereicht, konnten angefasst und genauer betrachtet werden. „Hier können wir in die Vergangenheit blicken und schauen, woher wir kommen“, so Metz. Unter den Funden, die am Freitag gezeigt wurden, befanden sich zum Beispiel Schmuck und Spielzeug aus der Römerzeit, gefertigt aus Knochen und Glas – darunter eine Haarnadel, ein Teil einer Kette sowie eines Rings und ein Würfel.

Auch Fragmente von Gebäuden tauchen immer wieder auf. Auf einigen Dachziegeln waren noch Aufschriften zu erkennen. So kann genau nachvollzogen werden, wer sie hergestellt hat und wann. Einige von ihnen könnten ein Hinweis auf eine heilige Stätte sein. Ess- und Küchengeschirr, Überreste von Tieren und Münzen werden ebenso in großer Zahl gefunden. Am Freitag wurde eine mit Bronzelegierung vorgestellt. Auf der Vorderseite sah man ein Bild des römischen Kaisers Marc Aurel mit einer Strahlenkrone.

Hinweise auf einen regen Handel

Neun Monate lang dürfen die Archäologen graben, in der Zeit untersuchen sie Schichten von Mauern, legen Chronologien an und digitalisieren ihre Funde. Auf diese Weise kommen beispielsweise eine Menge Scherben aus Glas und Ton aus der Römerzeit und dem Mittelalter zum Vorschein, teilweise mit Bildern und Glasuren verziert.

Hinweise auf einen regen Handel zur damaligen Zeit geben zum Beispiel Überreste von Austern. Außerdem wurden eine Latrine und ein römischer Brunnen ausgegraben. Brunnen waren Voraussetzung dafür, dass die Menschen sich überhaupt ansiedeln konnten, denn die Mainzer Wasserleitungen reichten lange nicht für alle. Dieser Brunnen in der Altstadt sei besonders, da er ohne Mörtel gefertigt wurde, sondern rein mit aufeinander gelegten Steinen, so die Archäologen. Eine Lehmschicht um den Brunnen herum dichtete ihn ab.

Ganz unten im Brunnenwasser, so erwarten es die Archäologen, werden sie noch weitere Relikte aus der Mainzer Vergangenheit finden – Dinge, die den Menschen damals aus der Hand gefallen und in dem tiefen Schacht verschwunden sind.

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