Am Mainzer Hauptbahnhof kommen täglich Tausende von Menschen an. Den wenigsten dürfte dabei das kleine Gebäude neben der Bundespolizei auffallen. Zu Gleis 1 hin hat es Schieflage, muss von mehreren Stützbalken gehalten werden. Die Fenster sind entweder zugenagelt oder das Glas eingeschlagen. An den Wänden sind meterlange Risse erkennbar. Der Eingang ist komplett umzäunt und das wohl auch aus gutem Grund: Das gesamte Gebäude wirkt einsturzgefährdet. Seit Jahren wird es nicht genutzt, es steht vollkommen leer – bis auf jede Menge Tauben, die dort nisten und ein- und ausfliegen.
Geschichte bis in die 40er Jahre
Aber was hat es mit der Ruine auf sich? Die Geschichte beginnt Mitte der 40er Jahre. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges richteten die US-Truppen das sogenannte „Rail Transportation Office“ im zerstörten Deutschland ein. Diese Organisation war vor allem für den Transport von Familienangehörigen von US-Soldaten verantwortlich, die im Nachkriegsdeutschland stationiert waren.
Das Haus an Gleis 1 war ein Gebäude des „Rail Transportation Office“. Hier konnten Eltern, Frauen und Kinder der in Deutschland stationierten US-Soldaten auf ihren Zug warten oder Informationen für ihre Weiterreise erhalten.
Privater Eigentümer
Und heute? Auf Merkurist-Anfrage teilt eine Bahnsprecherin mit, dass das Gebäude am Mainzer Hauptbahnhof bereits im Jahr 2007 an einen privaten Investor verkauft wurde. „Warum der Käufer seine Ideen bzw. Planung nicht umgesetzt hat, ist uns leider nicht bekannt.“ Die Deutsche Bahn kann also am Zustand des „Lost Place“ nichts ändern. Und das wird auch auf absehbare Zeit so bleiben. „Rückkaufabsichten bestehen seitens der DB aktuell keine.“