Bereits 37 Bäume sind verschwunden, mehr als 100 sollen noch gefällt werden: Weil in Mombach ein neuer Schulkomplex entsteht, müssen teilweise geschützte Bäume weichen. Mainzer Naturschützer bezweifeln, dass die Fällungen alternativlos sind, wie es die Stadt behauptet.
„Aufgrund der Nachverdichtung der Bebauung am Schulstandort wurden und werden Baumfällungen erforderlich“, heißt es in der Beschlussvorlage der Stadt zur „Entwicklung Schulstandort ‘Lemmchenschule’ Mainz Mombach“. 142 Bäume müssen gefällt werden, da sie in den „Lücken zwischen den Bestandsgebäuden“ stehen, in denen die Neubauten geplant sind. Dort sollen laut Stadt Interimsmaßnahmen, also Container, für das neue Gymnasium und die Mensa entstehen, eine neue Feuerwehrzufahrt sowie eine neue Leitungstrasse, etwa für Strom, Trinkwasser und Abwasser.
92 der 142 Bäume sind geschützt
Besonders heikel ist, dass 92 der Bäume geschützt sind. Es ist also eigentlich verboten, sie zu entfernen, zu zerstören, zu schädigen oder ihren Aufbau wesentlich zu verändern. Genehmigt wurden die Fällungen dennoch, von der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd. Da für die geschützten Bäume, die gefällt wurden, Ersatzpflanzungen im doppeltem Umfang vorgeschrieben sind, will die Stadt nach eigenen Angaben in Gonsenheim und Mombach Bäume neu pflanzen, „zum Beispiel im Naturschutzgebiet Mainzer Sande, Mombacher Unterfeld“.
Von einem „handfesten Skandal“ spricht angesichts der geplanten Maßnahmen Jürgen Weidmann vom Arbeitskreis Umwelt Mombach. Der gemeinnützige Verein kümmert sich um die Biotope im Mainzer Sand und in der Mombacher Rheinaue. Erfahren haben Weidmann und auch die städtischen Gremien seiner Aussage nach von der Anzahl der Fällungen erst, als die ersten Bäume im Februar schon entfernt waren.
„Mangelnde Transparenz bei solchen gravierenden Eingriffen ist ein Skandal, insbesondere für eine Stadt, die bereits 2019 den Klimanotstand ausgerufen hat“, so Weidmann. Geschockt ist auch Christian Henkes, Vorsitzender des NABU Mainz. „Alle bisherigen Fällungen dienen ausschließlich dazu, temporär Container aufzustellen und Leitungen zu verlegen“, so Henkes. So seien im großen Umfang alte Bäume gefällt worden, bevor das Gesamtkonzept für die Schule vorgelegt worden sei.
Bäume gefällt, bevor Konzept für Bau vorlag
Außer für die Container liege noch keine Genehmigung für die Baumaßnahmen vor, ebenso wenig die Befreiung vom gültigen Bebauungsplan. „Offensichtlich wurden auch keine alternativen Maßnahmen geprüft, die einen minimalen Eingriff in den bestehenden Baumbestand gewährleisten“, so Weidmann. Auch habe die Stadt Mainz bisher weder Alternativen zu den Baumfällungen nennen können noch Orte für die Ersatzpflanzungen sowie die Beeinträchtigung der Kaltluftströme. Die Naturschützer fürchten nun, dass noch mehr Bäume gefällt als bisher geplant werden und das nah gelegene Naturschutzgebiet Mainzer Sand in Mitleidenschaft gezogen werden könnte.
„Wir befürworten ausdrücklich, dass die Schule auf diesem Gelände errichtet wird“, so Weidmann. „Wir freuen uns, dass die Bildungschancen der jungen Menschen in einer modernen und inklusiven Schule in Mombach Platz finden. Aber wir möchten, wie die meisten bei der Bürgerfragestunde Anwesenden, bessere Transparenz und ausgereifte Planungen.“
Weidmann und Henkes fordern daher, die noch geplanten 105 Baumfällungen zu verhindern. Das könne etwa dadurch erreicht werden, dass die Bauabläufe geschickter gestaltet werden, die Gebäude und das Parkhaus anders platziert werden. Für Parkplätze, Straßen, Leitungen und temporäre Bauten sollten keine Bäume mehr geopfert werden.
Unter dem Titel „Rettet die Bäume der Lemmchenschule“ haben die Naturschutzverbände nun eine Petition veröffentlicht. Die gesammelten Unterschriften wollen sie dann dem Oberbürgermeister Nino Haase und dem Stadtrat vorlegen.