„2,5 Prozent Leerstand gilt als normal für einen funktionierenden Wohnungsmarkt“, sagt Immobilienmarktforscher Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gegenüber der Zeitung Die Zeit. Wie deren Online-Ausgabe nun anhand einer Karte zeigt, liegt Mainz damit geringfügig über der Norm: 2,9 Prozent der Wohnungen stehen hier leer.
Doch die Zeitung hat anhand der jüngst veröffentlichen Zensus-Daten zu Leerständen aus dem Jahr 2022 nicht nur eine generelle Quote für einzelne Städte ausgegeben. Das Medium zeigt auch, welche Arten von Leerstand es in Mainz gibt. 28 Prozent der ungenutzten Wohnungen sind demnach seit unter drei Monaten leer, 29 Prozent seit drei bis 12 Monaten und ganze 43 Prozent seit über einem Jahr.
Warum Mainzer Wohnungen leer stehen
Auch die Gründe für den Leerstand lassen sich aus der interaktiven Karte herauslesen: Ganze 46,9 Prozent der Wohnungen seien demnach binnen drei Monaten schon wieder verfügbar, es handele sich also beim Großteil um kurzzeitigen Leerstand. Darunter fallen etwa Leerstände wegen Mieterwechseln.
In 24,2 Prozent der leeren Mainzer Wohnungen hingegen sorgten demnach 2022 laut Zensus Baumaßnahmen für Leerstand. Dabei mache es keinen Unterschied, ob die Baumaßnahmen gerade liefen oder noch in Planung waren.
Geplante Selbstnutzung wurde in 7,6 Prozent der Fälle als Grund angegeben. Ein anstehender Verkauf sei der Grund für den Leerstand von 5,8 Prozent der Mainzer Wohnungen. Häufig käme das daher, dass leere Wohnungen teurer verkauft werden könnten, so Die Zeit. Der Abriss oder Rückbau von Wohnraum verursache 2 Prozent der Leerstände.
Bei 13,5 Prozent der Leerstände konnte kein Grund ermittelt werden. Die Zeitung hält in diesen Fällen etwa Erbschaftsstreitigkeiten oder Sanierungsstopps aus Denkmalschutzgründen für denkbar.
Mainzer Leerstandsquote im Vergleich
Im bundesweiten Vergleich ist der Leerstand in Mainz damit vergleichsweise gering. Das ähnlich große Freiburg etwa hat insgesamt einen Leerstand von 2,4 Prozent zu verzeichnen. Allerdings weist Die Zeit darauf hin, dass der Leerstand in Deutschland „extrem ungleich verteilt“ sei: In Ballungszentren wie Berlin, Hamburg, und München stünden nur etwa zwei Prozent der Wohnungen leer, in strukturschwachen ländlichen Gegenden seien es hingegen bis zu 30 Prozent – also jede dritte Wohnung.
Den höchsten Leerstand in Deutschland gebe es mit 43 Prozent in der Thüringer Gemeinde Hartmannsdorf, generell seien viele ostdeutsche Gemeinden stark betroffen – unter anderem wegen Abwanderung. Aber auch in einigen ländlichen Regionen in Rheinland-Pfalz stehe viel leer. So landet auf dem zweiten Platz in Sachen Leerstand tatsächlich Büchenbeuren im Rhein-Hunsrück-Kreis in Rheinland-Pfalz.
„Wenn wir Quoten von über zehn Prozent haben, ist das bedenklich“, so Immobilienmarkt-Experte Voigtländer. Davon kann nun in Mainz insgesamt keine Rede sein. Allerdings weist die Zeitung auf die „paradoxe Situation“ hin, dass es in vielen kleineren deutschen Städten trotz Leerständen an Wohnungen fehle, etwa weil die Möglichkeiten zu weit von den Vorstellungen der Suchenden abweichen würden.
Hintergrund
Die Zensusdaten von 2022 könnten heute insofern schon wieder überholt sein, als einige damals noch leere Wohnungen heute von Geflüchteten aus der Ukraine genutzt würden. Viele Ukrainer seien zum Zeitpunkt der Erhebung zwar bereits im Land gewesen, allerdings noch nicht in regulären Wohnungen untergebracht.
Dennoch rechnet Empirica damit, dass die Leerstandsquoten bis 2045 weiter steigen werden. Einerseits würden junge Menschen für Beruf und Studium in die Städte ziehen und danach nicht in ihre Ursprungsorte zurückkehren, andererseits schrumpfe die Bevölkerung, weshalb insgesamt weniger Wohnungen benötigt würden.