Langanhaltende Lärmbelastung macht krank – das gilt mittlerweile als Allgemeinwissen. „Die Zeit“ hat anhand von Daten des Umweltbundesamts erhoben, wie viele Menschen in deutschen Großstädten von welcher Art Lärm betroffen sind. Das Ergebnis: Mainz zählt zu den lautesten Ballungsräumen Deutschlands.
55 dicht besiedelte Städte aus der ganzen Bundesrepublik hat Die Zeit in ihre Erhebung einbezogen. Dazu wurden die Lautstärkedaten von Hauptverkehrsstraßen, Bahnstraßen und Einflugschneisen mit Einwohnerdaten verknüpft. Ziel war herauszufinden, wie viele Menschen in den 55 Städten jeweils „hochbelastet“ von Straßen-, Schienen- und Flugverkehrslärm sind. Als „hochbelastet“ gilt, wer tagsüber einem Lärmpegel von 55 Dezibel oder mehr ausgesetzt ist, nachts sind es 50 Dezibel oder mehr. Mit den Ergebnissen hat das Blatt Ranglisten für die verschiedenen Lärmbelastungsarten je Tageszeit aufgestellt. Sie zeigen jeweils, in welchen Städten die Bevölkerung, gemessen an der Einwohnerzahl, am stärksten von Lärm betroffen ist. Das erschreckende Resultat: Mainz steht gleich in mehreren der Ergebnisrankings für Tag und Nacht weit oben.
So laut ist Mainz im Vergleich
In Bezug auf den Straßenverkehr (Auto, Motorrad, Lkw) am Tag landet Mainz auf Platz 9: 21,4 Tausend Menschen sind hier betroffen, das entspricht 9,9 Prozent der Bevölkerung. Nachts ist die Belastung durch Straßenverkehrslärm deutlich geringer. Hier steht Mainz mit nur noch 2,3 Tausend Betroffenen auf Platz 14 von 55.
Platz 3 holt Mainz beim Vergleich der Fluglärmbelastung am Tag: 7,8 Tausend Betroffene (3,6 Prozent) verzeichnet die Stadt hier. In der Nacht verbessert sich die Situation soweit, dass die Daten für Mainz von Der Zeit nicht mehr aufgeführt werden. Allerdings trifft das auf die meisten Städte zu, nur noch vier der 55 Ballungsräume werden hier überhaupt noch genannt.
Die Lärmbelastung durch Schienenverkehr ist in Mainz im Vergleich mittel, tagsüber belegt Mainz Platz 26 mit 3,7 Tausend Betroffenen (1,7 Prozent). Nachts sieht es indessen im Vergleich wieder deutlich schlechter aus: Mit 780 Betroffenen (0,4 Prozent) steht Mainz hier auf Platz 14.
Am lautesten in ganz Deutschland ist es der Studie zufolge in Düsseldorf: Die Stadt belegt sowohl beim Straßen- als auch beim Schienenverkehr tagsüber Platz 1, in den restlichen Rankings steht sie ebenfalls weit oben.
Viel Lärm um Autos
Insgesamt zeigt die Studie, dass Autos und Lkw Hauptverursacher von gesundheitsschädlichem Lärm sind. Die EU-Lärmgrenzwerte für diese Fahrzeuge sollen bis 2026 weiter verschärft werden, allerdings werden die ihnen zugrundeliegenden Messungen unter sehr speziellen Bedingungen vorgenommen, so Die Zeit. Etwa werde bei Sportwagen nur mit einem Bruchteil ihrer Leistung gemessen. Insgesamt seien Autos noch genauso laut wie vor 25 Jahren.
Oft seien arme Menschen besonders stark von Lärmbelastung betroffen. Grund sei, dass an lauten Stellen die Miete oft günstiger sei. Außerdem könnten einkommensschwächere Menschen oftmals nicht für zusätzliche Lärmschutzmöglichkeiten aufkommen, etwa Schallschutzfenster.
Konkret steigt bei Menschen, die stark von Lärmbelastung betroffen sind, das Risiko für Bluthochdruck, koronare Herzerkrankung, Herzschwäche, Herzinfarkt und Schlaganfall, so der Mainzer Kardiologe Thomas Münzel in einem Interview mit Der Zeit. Auch werde bei Messungen deutlich, dass die Gebiete, die im Gehirn für Furcht, Stress und Ärger zuständig sind, bei lärmbelasteten Menschen deutlich aktiver seien. Münzel beurteilt das Lärmproblem in Deutschland als „enorm“. Gemessen daran, wie viele Menschen betroffen seien, sei der Straßenverkehrslärm am schlimmsten, isoliert betrachtet der Fluglärm, lautet seine Einschätzung.