Eine Trümmerlandschaft bot sich, wer vor 80 Jahren durch Mainz ging. Die Innenstadt war zum großen Teil zerstört, allein am 27. Februar 1945 waren 1200 Menschen bei den Bombenangriffen ums Leben gekommen.
Am 8. Mai 1945 nahm der Zweite Weltkrieg sein Ende, das Nazi-Regime hatte kapituliert. Etwa einen Monat zuvor waren die Amerikaner in Mainz eingezogen. Zu diesem Zeitpunkt war der Oberbürgermeister Heinrich Ritter von der NSDAP bereits nach Rüsselsheim geflüchtet – kurz nachdem er in einer Besprechung noch einmal Durchhalteparolen ausgegeben hatte.
Das Ende des „Goldenen Mainz“?
Tatsächlich war Mainz während der ersten Kriegsjahre noch relativ glimpflich davongekommen. Erst ab August 1942 schlugen die Luftangriffe breite Schneisen der Zerstörung durch die Innenstadt. Historische Gebäude gingen für immer verloren, Kunstwerke und Museen, Stadthalle und Rheinbrücke. Das „Goldene Mainz“ wurde ernsthaft in Frage gestellt angesichts der Schuttmassen in der Altstadt. Außer dem Dom und der barocken Augustinerkirche waren alle Kirchen schwer getroffen worden.
Verloren waren auch die Gässchen und Altstadtwinkel, für die Mainz bekannt war, das Mauritzen-Plätzchen etwa oder die Löhrgasse am Eisenturm. Nur im Süden und am Fuß des Stephansberges waren einige Teile der Stadt verschont geblieben. Hier sollte sich in den kommenden Jahre das Geschäftsleben abspielen.
2 Millionen Kubikmeter Trümmer
Etwa 1,5 Millionen Kubikmeter Trümmer mussten beseitigt werden. Hinzu kamen 500.000 Kubikmeter für die links- und rechtsrheinischen Vororte. In der gesamten Altstadt soll Schutt bis zu einer Höhe von einem Meter gelegen haben. Städtische Kräfte und Ämter bekamen Hilfe von Freiwilligen aus der Bevölkerung. Im September 1945 wurde die Bevölkerung dann zum Wiederaufbau aufgerufen. Alle männlichen Personen zwischen 14 bis 60 Jahren sollten sich beteiligen.
„Mit mutlosem Abwarten räumt man keine Straßen, baut man keine Häuser“, so rief damals der Regierungspräsident zur Mitarbeit auf. „Andere Städte in Deutschland haben mit bestem Erfolg die Arbeit bereits aufgenommen. Neue Städte sind im Entstehen, und was dort erreicht wurde, muss auch hier mit bestem Erfolg möglich sein. Ich vertraue auf die Heimatliebe und den oft bewährten Opfersinn der Mainzer Bevölkerung.“
Landesverwaltung zunächst in Koblenz
Nach Kriegsende teilte die französische Militärregierung zunächst den Norden ihrer Besatzungszone provisorisch in die beiden „Oberpräsidien“, Rheinland-Hessen-Nassau und Hessen-Pfalz auf. Kurz darauf wurde Rheinland-Pfalz gegründet, am 30. August 1946. Dazu wurden die ehemaligen Landesteile Preußens mit Rheinhessen und dem bayerischen Regierungsbezirk Pfalz vereinigt. Genannt wurde es anfangs „rhein-pfälzisches Land“ oder „Land Rheinpfalz“.
Erst mit der Verfassung vom 18. Mai 1947 wurde der Name Rheinland-Pfalz offiziell festgelegt, Mainz als seine Hauptstadt bestimmt. Mainz aber war so stark zerstört, dass kaum Gebäude für die Verwaltung zur Verfügung standen. Daher hatten Landesregierung und Landtag in der ersten Zeit ihren Sitz in Koblenz. Erst im Mai 1950 zogen beide nach Mainz. In Koblenz blieben Einrichtungen wie der Verfassungsgerichtshof Rheinland-Pfalz und die Landesarchiv-Verwaltung Rheinland-Pfalz. Erster Ministerpräsident war der CDU-Politiker Dr. Wilhelm Boden. Peter Altmeier (CDU) übernahm das Amt jedoch schon im Jahr 1947. Er sollte 22 Jahre bleiben.
Anlässlich des 80. Jahrestages zum Kriegsende zeigt das Mainzer Stadtarchiv eine Ausstellung mit historischen Dokumenten und Fotos aus dem Frühjahr 1945. Alle Infos dazu findet ihr im folgenden Artikel: