„Unzumutbarer Zustand“: Stadt Mainz will Toilettenanlagen ausbauen

Monatelang hat die Stadt Mainz den Zustand der öffentlichen Toiletten im Stadtgebiet analysiert, Bürger befragt und Bedarfe ermittelt. Jetzt steht fest: Es muss sich etwas ändern. 4,6 Millionen Euro sollen nun in ein neues Konzept investiert werden.

„Unzumutbarer Zustand“: Stadt Mainz will Toilettenanlagen ausbauen

Drei Viertel der Toilettenanlagen in Mainz sind in einem lediglich „ausreichenden bis unzumutbaren Zustand“ – zu diesem Ergebnis kommt die Stadt Mainz, nachdem sie die Anlagen im Stadtgebiet begutachten und nach verschiedenen Kriterien bewerten ließ.

26 öffentliche Toiletten gibt es in Mainz bisher, doch es sollen mehr werden. 4,6 Millionen Euro will die Stadt nun mindestens in die Hand nehmen, um die Situation zu verbessern. Monatelang wurde geprüft, analysiert; Bedarfe wurden ermittelt und zusätzliche Standorte errechnet. Das Ergebnis: Nicht nur in der Altstadt fehlt es an öffentlichen Anlagen, sondern auch in einigen Stadtteilen, etwa der Neustadt und Gonsenheim.

Herausgefunden hat die Stadt das, indem sie mittels anonymisierter Mobilfunkbewegungsdaten die Fußgängerfrequenzen errechnet hat. Die Standorte, an denen besonders viele Menschen vorbeikommen oder sich aufhalten, bieten „Potential für neue Toilettenanlagen“, teilt die Stadt mit. Hierzu zählen etwa Einkaufsstraßen und Ortskerne, Parkanlagen und Spielplätze.

Hohe Unzufriedenheit

Zudem konnten die Mainzer Ortsvorsteher und Bürger Vorschläge einbringen. Laut der Stadt hatten sich fast 2000 Menschen an der Online-Umfrage beteiligt und mehr als 3600 Standortvorschläge eingereicht. „Insgesamt wurde eine hohe Unzufriedenheit festgestellt. Toilettenanlagen würden unter anderem in Parks, der Innenstadt und am Rheinufer fehlen“, heißt es von Seiten der Stadt. Darüber hinaus seien Gespräche mit unterschiedlichen Gruppen geführt worden, darunter der Seniorenbeirat, der Stadtelternausschuss, der Beirat für die Belange von Menschen mit Behinderungen sowie die Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LSBTIQ.

Höchste Priorität haben nun folgende Standorte, an denen als erstes neue Toiletten errichtet werden sollen:

  • Altstadt: Kronberger Hof/Schillerplatz, Holzhofstraße/Hopfengarten, Ernst-Ludwig-Platz und Malakoff-Terrasse/Dagobertstraße

  • Neustadt: Spielplatz Lessingplatz

  • Gonsenheim: Breite Straße/Josef-Ludwig-Platz

  • Hartenberg-Münchfeld: Martin-Luther-King-Park

  • Lerchenberg: Einkaufszentrum

  • Laubenheim: Park

In die Kategorie 2 und 3 fallen weitere Standorte zum Beispiel in Gonsenheim, der Oberstadt, Hartenberg-Münchfeld und Mombach. In den nächsten Jahren, so der Plan, sollen hier Toiletten unterschiedlicher Größen entstehen. Sie sollen einfach zu finden sein und Bedürfnisse verschiedenster Personengruppen berücksichtigen, so die Stadt.

Spezielle „Toilette für alle“ in Innenstadt

Eine spezielle Toilettenanlage („Toilette für alle“) soll zudem an einem zentralen Punkt in der Innenstadt errichtet werden, der gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Auto erreicht werden kann. In Frage komme dafür etwa das Areal Kronberger Hof. „Es ist uns sehr wichtig, dass wir die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Personengruppen berücksichtigen. Das gilt ganz besonders für Familien mit Kindern sowie für Menschen mit Beeinträchtigungen“, so Wirtschafts- und Liegenschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU).

Die vorhandenen Anlagen sind wohl in einem so schlechten Zustand, dass die Stadt mitteilt: „Es soll auf Sanierungen verzichtet und Neubauten angestrebt werden.“ So sollen alle Toiletten vergrößert und barrierefrei zugänglich werden. Der Plan sieht außerdem vor, sie besser gegen Vandalismus auszustatten, und einen Wickeltisch sowie eine hygienische Sonderausstattung zu integrieren. Auch sollen sie so gestaltet werden, dass sie von außen leicht zu erkennen sind.

Geschätzt 4,6 Millionen Euro sollen allein die Sanierungen und Neubauten der priorisierten Standorte kosten. Anschließend wolle man die anderen Orte prüfen. Starten sollen die Maßnahmen jedoch frühestens im übernächsten Jahr. Finanziert werden soll das Ganze direkt über den städtischen Haushalt oder bei Bedarf durch Investitionskostenzuschüsse der Stadt Mainz.