Mainzer Bauern: Wasserproblem wird immer ernster

Ein unterirdisches Netz zieht sich durch die Felder der Mainzer Obstanlagen. Die Bäume müssen künstlich bewässert werden, sonst überleben gerade die jungen Pflanzen die Sommer nicht mehr. Welche Folgen hat das?

Mainzer Bauern: Wasserproblem wird immer ernster

Jedes Mal, wenn Sven Schmitt neue Obstbäume pflanzt, gräbt er tiefe Gräben zwischen ihnen hindurch. Hier legen er und seine Mitarbeiter Rohre hinein, durch die im Sommer Wasser fließen wird. Tröpfchenweise wird das Wasser dann an die Bäume abgegeben.

„Damit unsere jungen Zwetschgenbäume nicht gleich im ersten Jahr absterben, müssen sie regelmäßig bewässert werden“, so der Landwirt aus Finthen. „Keine Branche ist so stark vom Wetter anhängig und spürt Veränderungen des Klimas so deutlich wie die Landwirtschaft.“ Das Bewässerungssystem habe dabei mehrere Vorteile: Es erleichtere die Arbeit und sei wassersparend. Denn das Wasser gelangt direkt zu den Wurzeln, dadurch verdunstet auch nichts.

Zwingend notwendig, Junganlagen zu bewässern

Seit fast 30 Jahren bewässert Schmitt bereits seine Obstbäume, zunächst nur behelfsmäßig bei Kirschen, damit sie die verlangte Fruchtgröße erreichen. Inzwischen sei es zwingend notwendig, Junganlagen zu bewässern. „Ohne Bewässerung geht es nicht mehr“, sagt Schmitt im Gespräch mit Merkurist. Wenn es im Sommer drei Monate lang nicht regne und 40 Grad warm werde, würden das die Bäume nicht überstehen. 70 Prozent seiner Flächen seien bereits erschlossen. Bewässern würde er aber nur mäßig, „damit die Bäume sich nicht daran gewöhnen“. Erst wenn die Pflanzen ein paar Jahre alt sind, würden ihre Wurzeln reichen, um Wasser tiefer aus dem Boden zu ziehen.

Das Wasser stammt von den Mainzer Stadtwerken, Schmitt zahlt dafür zwei Euro pro Kubikmeter. Auch die Erdbeerfelder werden zusätzlich bewässert, nur beim Spargel sei dies nicht notwendig. In den vergangenen zwölf Jahren habe er eine halbe Million Euro in das System investiert. In Finthen gibt es zudem einen Verein, der eine gemeinsame Infrastruktur unterhält und dessen Mitglieder sich bei Bedarf gegenseitig aushelfen.

Genutzt wird Leitungs- oder Rheinwasser

„In der rheinhessischen Landwirtschaft ist Wasser ein großes Thema“, sagt auch Andreas Köhr, der Pressesprecher des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Pfalz Süd, gegenüber Merkurist. Ein Grund sei auch, dass das Grundwasser immer tiefer sinke. Seit den vergangenen sechs Jahren würden verstärkt Brunnen gebohrt, Leitungswasser angezapft und teilweise auch Rheinwasser genutzt. „Bei Gemüse ist es in den meisten Fällen gar nicht mehr möglich, ohne Bewässerung zu produzieren“, so Köhr. Nur im Ackerbau würden sich Kosten und Nutzen nicht rechnen.

Inzwischen würde sich auch Gedanken darüber gemacht, wie das Regenwasser aufgefangen werden kann, um es an trockenen Tagen zu nutzen. Laut Köhr kann man auch Fördergelder beantragen, EU und Land übernehmen unter bestimmten Voraussetzungen dann einen Teil der Kosten. „Die Landwirte müssen vorweisen, dass sie effiziente und wassersparende Lösungen nutzen.“

Sven Schmitt aus Finthen sagt, dass sich ein solcher Antrag für ihn kaum lohne. Zuschüsse gebe es vor allem für Neuprojekte. „Außerdem braucht es einen Gutachter, das kostet viel und dauert sehr lange“, so Schmitt. Daher würden er und die anderen Landwirte die Wasserrohre auf eigene Kosten installieren.