Überraschender Fund: Polio-Viren in Mainzer Abwasser entdeckt

Ministerium bewertet Gesundheitsrisiko

Überraschender Fund: Polio-Viren in Mainzer Abwasser entdeckt

Im Abwasser von Mainz sind Polio-Viren nachgewiesen worden. Das teilt das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium mit.

Schluckimpfung seit 1998 nicht mehr verwendet

Polio-Viren lösen die sogenannte Kinderlähmung aus und werden vor allem über Schmierinfektionen übertragen. Das Risiko einer Infektion sei trotz des Nachweises im Abwasser äußerst gering, so das Ministerium. Denn durch Impfkampagnen konnten die Poliofälle weltweit um mehr als 99 Prozent reduziert werden. In Deutschland gilt Polio seit Jahrzehnten als ausgerottet.

Bei den entdeckten Viren handelt es sich um Polio-Viren, die von Schluckimpfstoffen abgeleitet wurden. Dem Ministerium liegen bisher keine Erkenntnisse über Polio-Erkrankungs- oder -Verdachtsfälle vor. Auch deutschlandweit sind keine Fälle oder Verdachtsfälle bekannt. Grundsätzlich gibt es zwei Impfstoffarten für Polio: Den Lebendimpfstoff zum Schlucken („Schluckimpfung“), der seit 1998 in Deutschland nicht mehr verwendet wird, und einen Totimpfstoff zum Spritzen.

In außereuropäischen Ländern werden zum Teil weiterhin Polio-Schluckimpfungen verwendet. Bei einer Schluckimpfung können abgeschwächte Impfviren mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Entsprechende vom Schluckimpfstoff-abgeleitete Polioviren Typ 2 wurden nun über das Abwasserfrühwarnsystem festgestellt.

„Die Nachweise von Polio-Viren im Abwasser zeigen, dass unsere Frühwarnsysteme gut funktionieren“, sagt Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD). Beunruhigen müssten die Nachweise nicht, denn der Polio-Impfschutz in Rheinland-Pfalz sei gut. In keinem Landkreis liege die Impfquote unter 90 Prozent bei den Einschulkindern.