Protest wegen Mehrwertsteuer: Gastro-Influencer stellt Kampagne in Mainz vor

Weil die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel wieder steigen soll, protestieren Gastronomen in ganz Deutschland. In Mainz wurde nun eine neue Kampagne zum Thema vorgestellt.

Protest wegen Mehrwertsteuer: Gastro-Influencer stellt Kampagne in Mainz vor

Mit einer bundesweiten Kampagne will die Initiative „Vereint für die Gastro“ eine Beibehaltung der 7-Prozent-Mehrwertsteuer auf Speisen in der deutschen Gastronomie erreichen. Zunächst soll der Steuersatz nur bis Ende 2023 bei 7 Prozent bleiben, danach auf 19 Prozent ansteigen. Initiator Kemal Üres ist auch als Influencer (Der Gastro-Flüsterer) bekannt und mahnt vor den sozialen und gesellschaftlichen Folgen, sollte die Mehrwertsteuer auf Speisen wieder steigen. Jetzt fiel der offizielle Startschuss in Mainz, unter dem Motto „Rettet die Vielfalt!“.

Vorgestellt wurde das Aktionsbündnis „Vereint für die Gastro e. V.“ (kurz: VfG) nun im Mainzer Hyatt Regency. Üres, selbst Gastronom und Unternehmer in Hamburg, ist Initiator, VfG-Vorsitzender und Sprecher der Kampagne. Sein Ziel: „Die 7 muss bleiben!“ Das heißt: Mit vereinten Kräften gelte es, die von der Bundesregierung geplante Rücknahme der reduzierten Mehrwertsteuer auf Speisen von 7 Prozent und den Wiederanstieg auf 19 Prozent zum 1. Januar 2024 zu verhindern.

Gastro-Betriebe sollen mitmachen

Die lebendige Vielfalt der Gastro-Szene in Deutschland sei durch eine Mehrwertsteuererhöhung akut in Gefahr, so Üres. Deshalb wurden nun aufmerksamkeitsstarke Aktionen unter anderem in Hamburg und Berlin gestartet. Zudem gibt es Aktivitäten auf digitalen Plattformen, an denen sich Gastronomie-Betriebe im gesamten Bundesgebiet beteiligen können. Ziel sei es, auf allen Kanälen breite Unterstützung für die 7 Prozent zu generieren und die Öffentlichkeit in allen Regionen Deutschlands für das Thema zu sensibilisieren.

„Es geht um unsere Existenz“ - Kemal Üres

„Es geht um unsere Existenz und das wollen wir der Politik und unseren Gästen klar machen, bevor der Bundestag entscheidet, welcher Mehrwertsteuersatz am 1. Januar 2024 in der Gastronomie gilt, 7 oder 19 Prozent. Das heißt, wir haben nur noch wenige Wochen, um eine bundesweite Bewegung zu starten, die bis nach Berlin reicht und dort die politischen Entscheidungsträger davon überzeugt, in Bundestag und Bundesrat für den Erhalt des aktuellen Mehrwertsteuersatzes von 7 Prozent zu stimmen“, so Üres.

Unterstützung für Kampagne

Partner aus der Wirtschaft unterstützen bereits die Kampagne, darunter die Unternehmen Metro, TransGourmet, Selgros, Frischeparadies und Lieferando, außerdem der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband e.V. (DEHOGA). Auch Vertreter von SPD, FDP und CDU auf Landes- und Bundesebene sowie kommunale Spitzenverbände plädieren dafür, dass die Mehrwertsteuer auf Speisen bei 7 Prozent bleibt.

Nicht nur die Restaurants selbst seien von einem Anstieg der Steuer betroffen, auch Kantinen und Mensen in Schulen, Kitas und Betrieben. Vor Ort in der Gastronomie und bei den Lieferanten seien zahlreiche Arbeitsplätze in Gefahr. Bedroht sei nicht zuletzt auch der Einzelhandel in den Innenstädten, denn Leerstände in der Gastronomie zögen auch Leerstände im Handel nach sich. „Es geht also um so viel mehr, als nur ein paar Euro mehr für ein Schnitzel“, betont Kemal Üres.

Gastronomie bereits gebeutelt

Schon jetzt beklagt die Gastronomie einen Verlust von 36.000 steuerpflichtigen Betrieben im Vergleich zum Zeitraum vor der Corona-Pandemie. Dieser massive Rückgang von 222.400 auf aktuell 186.000 betreffe besonders die Menschen in strukturschwachen Regionen. Insgesamt lagen die Umsätze von Januar bis Mai 2023 laut Statistischem Bundesamt inflationsbereinigt 11,4 Prozent unter denen des Jahres 2019.

„Wer den eigenen Familienbetrieb trotz Pandemie, Fachkräftemangel, steigender Kosten und sinkender Gästezahlen durch eine galoppierende Inflation am Leben hatte halten können, der oder die soll dafür jetzt mit einer Mehrwertsteuerhöhung bestraft werden? Das macht für mich und viele andere, die für die Vielfalt in unserer Branche stehen, absolut keinen Sinn!“, so Üres. Nicht umsonst habe Bundeskanzler Olaf Scholz im letzten Bundestagswahlkampf versprochen, dass der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent für die Gastronomie dauerhaft erhalten bleiben solle.

Organisatorische Unterstützung für den Launch von „Vereint für die Gastro“ kommt dabei von der Mainzer Agentur Bartenbach. So will das Aktionsbündnis laut Üres ganze Ausgehviertel und Restaurantfassaden mit grellroten „19-Prozent-Aufklebern“ plakatieren. Zusätzlich werden fiktive „19-Prozent-Speisekarten“ vor Ort in Kneipen, Restaurants und Kantinen ausgelegt.