Ein verheerender Sturm, eine giftige Gaswolke, ein Großbrand oder ein Bombenfund im Wohngebiet: Herrscht in Mainz Katastrophenalarm, muss die Bevölkerung schnell gewarnt und informiert werden. Wie soll das künftig vonstatten gehen? Die Mainzer Feuerwehr will nun ihr Warnsystem aufstocken.
Früher gab es die Sirenen. Verteilt auf die Stadtteile, schrillten sie immer dann, wenn die Feuerwehrleute zum Einsatz ausrücken mussten. Fast 70 Jahre alt sind die Anlagen in Mainz inzwischen, und ihre Zahl hat sich auf knapp 50 halbiert. Die meisten davon befinden sich in der Nähe von großen Industriebetrieben und Hauptverkehrsachsen. In manchen Stadtteilen gibt es gar keine Sirene mehr.
Mehr Sirenen im Stadtgebiet
Seit vier Jahren bereits plant die Stadt an der Aufstockung des Systems. Ziel ist es, bis Ende des Jahres das gesamte Stadtgebiet abzudecken. Dann soll es in Mainz 36 neue und 34 alte Sirenen geben. Das Auftragsvolumen: 820.000 Euro. Der Vorteil an den neuen Anlagen: Sie funktionieren elektronisch, so dass auch Sprachdurchsagen möglich sind. Außerdem sind sie noch in 700 bis 1000 Metern zu hören, also doppelt so weit wie die alten Anlagen. Da ein Akku integriert ist, können sie auch ohne Stromversorgung 14 Tage lang betrieben werden.
„Nach dem flächendeckenden Ausbau werden wir in Mainz sehr gut aufgestellt sein“, so Stefan Behrendt, Abteilungsleiter Einsatzlenkung bei der Feuerwehr Mainz. Dennoch, so ergänzt er bei einem Pressegespräch, könnten diese Sirenen nie das einzige Mittel sein, um die Bevölkerung bei großen Einsatzlagen zu warnen. „Die Sirene kann immer nur ein Bestandteil sein“, so Behrendt.
Prinzipiell entscheidend sei bei einem Großeinsatz immer der Einsatzleiter vor Ort. Von ihm geht die Information aus, dass eine großflächige Warnung notwendig sei. „So eine Warnung kommt also immer mit etwas Zeitverzögerung, weil zunächst die Hilfe vor Ort zählt und die Lage erst einmal erkundet werden muss“, erklärt Behrendt. Ist einmal die Entscheidung zur großflächigen Warnung gefallen, löst die Leitstelle eine ganzen „Mix“ an Warnungen aus.
Warnapps und Anzeigetafeln
Je nach Art des Einsatzes wird etwa dann über Warnapps alarmiert (beispielsweise Nina und KatWarn) und über Cell Broadcast, dem Mobilfunk-Warnsystem des Bundes. Hinweise werden ebenso an die Medien und über das Internet verbreitet, etwa die sozialen Medien oder die Webseite der Stadt. Sogar auf den Werbetafeln an den großen Straßen können Warnungen eingespielt werden. Ist ein Einsatz auf ein bestimmtes Gebiet beschränkt, fahren Autos mit Lautsprechern durch die Straßen, etwa, wenn Menschen bei einem Bombenfund evakuiert werden müssen.
„Es ist wichtig, dass wir über viele verschiedene Wege warnen, damit das auch bei möglichst vielen Menschen ankommt“, so Behrendt. Denn die verschiedenen Warnmittel seien auch mit Nachteilen verbunden: Sirenen schaffen zwar Aufmerksamkeit, aber keine Information. Außerdem müssen die Menschen die jeweiligen Signale richtig deuten (Hinweise dazu gibt es hier). Daher würden sie nur ausgelöst werden, wenn akute Lebensgefahr herrsche. Die Apps bieten zwar viele Vorteile, etwa Übersetzungen in verschiedenen Sprachen und genaue Handlungsanweisungen. „Doch natürlich muss dafür das Handy eingeschaltet und der Akku geladen sein“, sagt Behrendt. Die Feuerwehr plant daher, ihr Warnsystem künftig noch weiter zu ergänzen. Und natürlich sei es, unabhängig von der Art der Warnung, immer auch wichtig, dass die Menschen bei ‘Großschadenslagen’ mithelfen, die Informationen weiterzuverbreiten, also ihre Nachbarn und Bekannte warnen.