Erst Anfang Februar wurde der Spielplatz in der Mainzer Neustadt eröffnet, schon steht er in der Kritik. „Der wohl gefährlichste Mainzer Spielplatz aktuell“, nennt Merkurist-Leser Deniz die neue Einrichtung am Karoline-Stern-Platz. Immer wieder würden sich Kinder verletzen, schreiben andere.
Auch Erwachsene würden an dem Hügel immer wieder umknicken. Der Grund: Zum einen sei der Untergrund des Hügels oft sehr rutschig, zum anderen seien Schrauben nicht richtig befestigt worden. Merkwürdig sei auch die Installation der Tischtennisplatte: Nicht nur steht sie schief, auch gibt es keinen Platz, um sie zu umrunden.
Auch die SPD-Fraktion im Ortsbeirat Mainz-Neustadt machte bereits auf die „Sicherheitsmängel und das Fehlen einiger Spielelemente“ aufmerksam. Hier fordert man sogar, den Platz umzugestalten.
Untergrund rutschig
Hildegard Krämer ist Quartiersmanagerin am Karoline-Stern-Platz. Sie ist dafür zuständig, Projekte zu koordinieren, Treffs zu organisieren und Nachbarschafts-Netzwerke zu bilden. Von ihrem Büro aus schaut sie direkt auf den Spielplatz und beobachte auch immer wieder das Geschehen dort. Sie wurde bereits von einigen Eltern angesprochen, dass der Spielplatz nicht ideal sei. Dennoch sagt sie im Merkurist-Gespräch: „Die Meinungen gehen hier weit auseinander.“ Denn genauso gebe es Menschen, die den Spielplatz gelungen finden.
Verletzte Kinder habe sie zwar noch nicht gesehen, doch kann sie bestätigen, dass der Untergrund vor allem nach Regen sehr rutschig sei. Auch fehle es ihrer Meinung nach an einer wichtigen Sicherheitsvorrichtung, denn direkt neben dem Spielplatz befindet sich ein Parkplatz. „Hier müsste unbedingt ein Zaun installiert werden, damit die Kinder nicht vor die Autos laufen“, so Krämer. Zudem gebe es keine Bänke, keinen Sandkasten und keine Schaukel. „Dafür ist aber der Spielplatz am Valencia-Platz nicht weit weg.“
„Motorikelemente“ als Wunsch der Anwohner
Laut der Stadt Mainz haben sich die Anwohner der nördlichen Neustadt, für die der Spielplatz als „Ort der Begegnung“ errichtet worden ist, an der Gestaltung beteiligen können, und zwar im Juni 2018 und im Februar 2019. Die Bewohner am Karoline-Stern-Platz selbst waren daran aber wahrscheinlich nicht beteiligt, denn die ersten sind erst im Februar 2023 eingezogen. Ein Wunsch seien hier „Motorikelemente“ gewesen, ist auf Merkurist-Anfrage von der Stadtpressestelle zu erfahren. Letztendlich geplant wurde der Spielplatz dann von einem Landschaftsarchitekturbüro aus Dresden. Gekostet hat er rund 209.000 Euro, inklusive Spielgeräte, Montage und Hügel.
Das Material, aus dem der Hügel bestehe, und auf dem immer wieder Kinder ausrutschen, sei als „Fallschutz“ notwendig gewesen. „Dieser Belag ist elastisch und stoßdämpfend und kommt auf Spielplätzen zum Einsatz“, heißt es von Seiten der Stadt. Es handele sich dabei um einen synthetischen Kautschuk (EPDM). Loser Belag wie Sand, Kies oder Holzhäcksel würde sich hingegen nicht für einen solchen Hügel eignen, Gras würde sich zu schnell abnutzen. „Die Fallhöhen würden sich dadurch verändern sowie die Fundamente der Spielgeräte würden freigelegt und eine Gefahr darstellen.“
Verletzungen an Schrauben und rutschigem Belag
Das Amt für Jugend und Familie habe bereits Anrufe erhalten, in denen davon berichtet worden sei, dass sich Kinder an herausstehenden Schrauben sowie am rutschigen Belag verletzt hätten. Noch am selben Tag, so versichert die Stadt, hätten Mitarbeiter des Grün- und Umweltamts die Anlage überprüft. Das Ergebnis: Es seien „keine sicherheitstechnischen Mängel festgestellt“ worden. So würden weder die Verschraubungen eine Gefahr darstellen noch der EPDM-Belag. Das sei „ein Fallschutzbelag, der bei vielen Spielplätzen und Außenanlagen von Kindertagesstätten eingebaut werde. Ein Rutschen wäre bei Nässe bei dieser Steigung auch bei einem Grashügel möglich.
Tischtennisplatte mit Schräglage
Skurril muten die Antworten der Stadt zur Tischtennisplatte an. Sie sei schief, da der Untergrund ein Gefälle habe, damit Oberflächenwasser abfließen könne. Würde die Platte in ihrer Höhe angepasst werden, würde das „andere Nachteile“ mit sich ziehen: „Die Plattenseiten hätten eine unterschiedliche Höhe.“ Daher sei auch nicht geplant, hier etwas zu ändern.
Zu dem fehlenden Platz um die Platte herum gibt die Stadt an: „Gemäß der sicherheitstechnischen Abnahme ist der Spielraum um die Tischtennisplatte ausreichend dimensioniert.“ Ein größerer Freiraum sei zudem gar nicht möglich gewesen – wegen „vorhandenem und neuem Baumbestand“, Fahrradständern und dem notwendigen Abstand zu den Spielgeräten. Bisher jedoch gibt es weder Bäume noch Fahrradständer in dem Bereich. Die Stadt will also auch an dieser Situation nichts ändern. Einzige Alternative sei die Platte auf einen anderen Spielplatz in der Neustadt zu versetzen.