„Es ist die klassische Schnapsidee gewesen“, erzählen die Gründer des Mainzer Podcasts „Kaiser Talk“ Yves, Oliver, Sascha und Philipp. Wie könnte es auch anders sein? Schließlich ist ihr Podcast in einer Kneipe gestartet worden.
Die Geschichte des Kaiser Talks ist eng mit der Neustadt-Kneipe „Kaiser-Wilhelm-Eck“ verbunden. Als der Wirt Occo während der Corona-Pandemie die Kneipe neu übernahm und Schwierigkeiten hatte, Gäste in die Kneipe zu lotsen, halfen ihm die späteren Podcast-Macher. Sie überarbeiteten den Instagram-Auftritt, der mit seinem Meme-basierten Humor vor allem bei Studenten ankam. Kurze Zeit später entstand die Idee, in der Kneipe eine eigene Talkshow zu produzieren.
Einer der Gründer, der eine Videoproduktionsfirma besitzt, brachte das nötige Equipment mit. Die ursprüngliche Idee, die teils skurrilen Gespräche der Stammgäste an der Theke einzufangen, scheiterte jedoch. „Da haben wir relativ schnell gemerkt, dass die Leute eigentlich gar keinen Bock haben“, erzählen die Podcaster im Gespräch mit Merkurist. Schließlich wagten sie den Versuch einer klassischen Talkshow.
Vom chaotischen Piloten zum Kult-Talk
Eine erste Pilotfolge mit fünf Gästen am Tisch geriet jedoch zu einem chaotischen Durcheinander. „Keiner konnte so richtig frei reden“, erinnern sich die Macher. Die Folge wurde nie veröffentlicht, diente aber als wichtige Lektion. „Dafür dreht man ja auch einen Piloten, um mal zu sehen, was funktioniert und was scheitert.“ Aus dieser Erfahrung heraus formierte sich das heutige vierköpfige Team. Im Frühjahr 2023 erschien die erste offizielle Folge. Anfangs wurde noch während des laufenden Betriebs gedreht, was sich wegen des Lärmpegels und der Stammgäste als schwierig erwies. Inzwischen hat das Team sogar einen eigenen Schlüssel für die Kneipe und kann an Ruhetagen vor Ort aufzeichnen.
Der Durchbruch gelang mit prominenten Gästen. Nachdem bereits Mainz-05-Stadionsprecher und Fastnachtsstar Andreas Bockius zu Gast war, folgte eine Spezial-Ausgabe aus der Kneipe „Bierstübchen“. Der Gast: der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling. „Als dann selbst der zugesagt hat, wussten wir: Okay, sky is the limit“, erzählen die Podcaster. Ebling sei „ein früher Fan des Formats“, habe die sichtlich lockere, ungeskriptete Atmosphäre genossen, die an Sendungen wie „Inas Nacht“ erinnert. Diese Authentizität sei die Stärke des Formats. „Der große Vorteil ist auch, dass das für die Gäste etwas anderes ist, als wenn sie vom SWR oder vom ZDF angefragt werden“, erklären die Macher. „Bei uns kann man auch mal ein bisschen freier reden.“
Ein Sprachrohr für die Mainzer Kultur
Eine feste Zielgruppe haben die vier Freunde nicht. Das Projekt ist ein Hobby, das sie aus Leidenschaft betreiben. „Wir haben ehrlich gesagt immer das machen wollen, worauf wir Bock haben“, betonen sie. „Wir wollten einfach Mainzer darstellen, die irgendetwas Cooles machen.“ Dabei verstehen sich die vier Podcaster als kritisches, aber liebevolles Sprachrohr für die Stadt. „Wir sehen uns auf jeden Fall als Leute, die Mainz abfeiern können, aber auf der anderen Seite immer noch kritisch sind.“
Dass am Kneipentisch auch geraucht und getrunken wird, gehört für sie zur ungefilterten Atmosphäre dazu. „Dieses Glattgebügelte ist vielleicht auch nicht unser Ding“, sagen sie. Diese Unabhängigkeit sei ihr größter Vorteil: „Wir sind vier Freunde in der Kneipe. Und wenn wir Zeit haben und uns unser Leben es zulässt, dann machen wir eine Folge. Und wenn nicht? Dann halt nicht.“ Für die Zukunft plant das Team weitere Folgen an besonderen Orten, mehr humorvolle Sketch-Videos und eine Weihnachtsfeier mit Live-Aufnahme und Spendenaktion. „Die Weihnachtsfeier findet am 16. Dezember im Kaiser-Wilhelm-Eck statt. Es wird eine große „Quiz Night“ geben und eine Tombola für den guten Zweck, ähnlich wie wir es schon einmal gemacht haben“, verraten die Podcaster.
Mehr zum Podcast „Kaiser Talk“ findet ihr auf Youtube, Spotify oder Instagram.
