Jedes sechste Kind in Mainz wächst in Armut auf. Anlässlich des Tags der Kinderrechte am 20. November weist das Bündnis „Gleiche Chancen für alle Kinder und Jugendlichen“ auf die gravierenden Folgen für das gesamte Leben armutsbetroffener Kinder hin.
„Auch in Mainz brauchen wir entschiedenere Maßnahmen, um allen Kindern und Jugendlichen ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen“, fordert Stephan Hesping vom Stadtteiltreff Gonsenheim. Kinder und Jugendliche in armen Familien erlebten nicht nur Mangel an Geld, sie hätten auch schlechtere Startchancen, eine gefährdetere Gesundheit und eingeschränktere Entwicklungsmöglichkeiten.
„Das ist alles seit Langem bekannt und wissenschaftlich erwiesen. Wir brauchen endlich einen ganzheitlichen Ansatz, der Chancengleichheit von der Geburt bis zum Berufseinstieg in den Blick nimmt“, so Regine Schuster, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Mit der Ratifizierung der UN-Kinderrechtskonvention habe sich Deutschland verpflichtet, allen Kindern ein Aufwachsen in sozialer Sicherheit zu ermöglichen.
Kinderarmut beschneidet Kinderrechte
„Kinderarmut beschneidet die Rechte von Kindern in eklatanter Weise“, kritisiert Friedemann Schindler von der Mainzer Terre-des-Hommes-AG. Bund, Länder und Kommunen seien gemeinsam verantwortlich, die Kinderrechte zu garantieren. Gleiche Chancen zu gewährleisten, habe jedoch nicht die nötige politische Priorität.
Auch in Mainz sei das Handlungskonzept gegen Kinderarmut von 2009 schnell in Vergessenheit geraten und nie konsequent umgesetzt worden. Angesichts der inzwischen verschlechterten Haushaltslage befürchtet das Bündnis, dass „wieder einmal bei den Kindern gespart“ werde.
Auf Initiative des Bündnisses „Gleiche Chancen“ hat der Mainzer Stadtrat 2023 beschlossen, eine Strategie zur Prävention von Kinderarmut zu erarbeiten. In Gesprächen mit den künftigen Koalitionären forderte das Bündnis unter anderem, Kinder mit schlechten Startbedingungen bei der Kita-Platz-Vergabe zu priorisieren, kostenloses Mittagessen an allen Schulen sowie einen „Mainzer Kinderpass“ einzuführen, der allen jungen Menschen kulturelle und soziale Teilhabe ermöglicht.