Lost Places gibt es in Mainz einige: Gebäude, die seit Jahren leer stehen und immer mehr verwahrlosen. Die alte Grundschule in Laubenheim macht diesen Orten inzwischen Konkurrenz. Dabei sollte dort schon längst eine neue Schule stehen.
Jahrelange Verzögerungen
Die ersten Überlegungen für den Neubau der Laubenheimer Grundschule reichen über ein Jahrzehnt zurück, im Herbst 2021 startete schließlich die Umsetzung: Die Schüler und das Personal zogen aus dem alten Gebäude in eine Container-Konstruktion am Riedweg. Im Februar 2022 begann eine Baufirma damit, das Gebäude zu entkernen und somit Schadstoffe wie Asbest zu entfernen – ein notwendiger Schritt, bevor der eigentliche Abriss beginnen kann. Dieser lässt jedoch auf sich warten.
Ein Grund für die Verzögerungen sind nachträgliche Planänderungen beim Neubau: Nach einigem Hin und Her wurde 2022 endgültig beschlossen, dass die neue Schule vierzügig werden, also Platz für vier Klassen pro Jahrgangsstufe bieten soll. Außerdem soll die Grundschule zukünftig ein Ganztagsangebot mit Mensa umfassen.
Warten auf Beschlüsse
Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) äußerte sich damals noch zuversichtlich. „Wir haben viele Gespräche mit dem Land geführt. Die Vierzügigkeit lässt sich gut in der Planung integrieren“, wurde sie Anfang 2022 in der Allgemeinen Zeitung (AZ) zitiert. „Es kommt zu keiner Verzögerung. Und wenn die neue Grundschule eine Ganztagsschule werden sollte, können wir einen der Neubau-Quadrate um ein Geschoss aufstocken.“
Den Bauplan zu ändern, war dann aber offenbar doch nicht so einfach wie gedacht. In einem Sachstandsbericht aus dem Sommer 2023 heißt es, dass das Planungsteam Beschlüsse des Mainzer Stadtrats und der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) des Landes Rheinland-Pfalz habe abwarten müssen und in dieser Zeit praktisch handlungsunfähig gewesen sei. Auf dem alten Schulgelände herrschte derweil Stillstand, auch beim Abriss ging es nicht voran – bis vor ein paar Monaten.
Schadstoffe verzögern Abriss weiter
Wie ein Merkurist-Leser erzählt, rückten im April dieses Jahres die Bagger für den Abriss an, ein Bauzaun wurde aufgestellt und eine Zufahrtsstraße zur Baustelle geteert. „Allerdings war dann auch schon wieder im Juni 2024 Schluss, und seitdem ruht alles“, so der Leser. „Der Bauzaun ist platt, das Gelände kann man betreten und die Baggerschaufel steht einsam herum.“
Wie kommt es zur erneuten Verzögerung? Auf Merkurist-Anfrage meldet sich das Baudezernat der Stadt Mainz zu Wort. So sei im Frühjahr tatsächlich alles für den Abriss vorbereitet worden: Bäume und Sträucher seien zurückgeschnitten worden, die Abrissfirma habe die Baustelle aufgebaut. Auch die Schadstoffbelastung im Gebäude sei erneut gemessen worden, um einen sicheren Abriss zu garantieren – doch die Messung ging anders aus als gedacht.
Was eigentlich eine reine Formsache hätte sein sollen, habe gezeigt, dass noch immer Schadstoffrückstände im Gebäude seien. Für die Stadt offenbar eine böse Überraschung: Denn nach der Entkernung im Februar 2022 galt das Gebäude eigentlich als abrissbereit, laut Baudezernat wurden damals „keine Schadstoffkonzentrationen mehr festgestellt“.
Eröffnung doch nicht 2026
Aufgrund der Messergebnisse muss der Abriss nun also erneut warten. Denn bevor die restlichen Schadstoffe abgetragen und entsorgt werden könnten, seien zahlreiche Planungsschritte notwendig: Das Sanierungskonzept vom TÜV müsse nicht nur mit der Abbruchfirma abgestimmt werden, sondern auch mit der Gewerbeaufsicht und dem rheinland-pfälzischen Sicherheits- und Gesundheitskoordinator. Das Projektteam müsse Genehmigungen abwarten und für die nun hinzukommenden Bauschritte neue Angebote einholen. „Vergaberechtlich muss eine solche Sanierung erneut beauftragt werden“, so das Baudezernat. „Erst danach kann mit dem eigentlichen Abbruch durch den Bagger begonnen werden.“
Wie lange das alles dauern wird, könne das Baudezernat noch nicht abschätzen. Fest stehe nur: Die zuletzt für 2026 geplante Eröffnung des Grundschulneubaus werde sich erneut verschieben. „Auch wir sind nicht glücklich darüber, dass die Abbrucharbeiten noch nicht beginnen konnten, hoffen aber, dass es bald losgehen kann und man dann auch zeitnah nach dem Abbruch die Neubebauung des Schulstandortes beginnen kann“, so das Dezernat. Aktuell sei geplant, die Schule stattdessen nach den Sommerferien 2027 zu eröffnen.