Im September 1953 kam der Journalist, Schriftsteller und Autor Harald Martenstein in Mainz zur Welt. Mitte der Siebzigerjahre verließ Martenstein Mainz, arbeitete später unter anderem als Kolumnist für den „Tagesspiegel“ und die „Zeit“. 2022 endete seine Zusammenarbeit mit dem „Tagesspiegel“, nachdem eine Kolumne über Anti-Corona-Demonstranten für Aufsehen gesorgt hatte. Noch immer aber schreibt er für die „Zeit“. Seine Heimatstadt Mainz besucht Martenstein noch regelmäßig, so zuletzt Anfang November.
Warum ihn die Mainzer Art für immer geprägt hat, was er über sein Ende beim „Tagesspiegel“ heute denkt und wie anders Mainz noch in seiner Kindheit und Jugend aussah, hat uns Harald Martenstein im Merkurist-Interview verraten.
Merkurist: Herr Martenstein, beschreiben Sie uns bitte einmal, wie Mainz zu Zeiten Ihrer Kindheit und Jugend aussah.
Harald Martenstein: Meine Eltern haben am Bahnhofsplatz gewohnt, das hatte damals etwas von einem Rotlichtviertel, es gab einige Nachtbars. Als meine Eltern sich scheiden ließen, war ich noch klein, vielleicht sieben Jahre alt. Meine Mutter musste sofort arbeiten gehen, denn sie wurde schuldig geschieden. Die Spielregeln bei einer Scheidung waren damals noch anders als heute. Es gab einen richtigen Prozess, in dem ermittelt werden sollte, wer Schuld ist am Scheitern. Sie hatte einen Liebhaber, meinem Vater war nichts zu beweisen.
Meine Mutter hat dann als Sekretärin beim ZDF gearbeitet, ich war meistens bei meinen Großeltern in der Neustadt. Sie wohnten in der Josefsstraße. Ich erinnere mich gut daran, dass es damals in Mainz noch Trümmergrundstücke gab, obwohl der Krieg, als ich 1960 in die Schule kam, schon 15 Jahre vorbei war. Für uns als Kinder war der Krieg trotzdem eine Geschichte, die ewig zurücklag. Aber es war in Wahrheit anders: Als ich 1953 geboren wurde, war der Zweite Weltkrieg acht Jahre her. Überlegen Sie mal, was von heute ausgehend acht Jahre zurückliegt.
Zum Beispiel die Flüchtlingskrise 2015…
Genau, das ist doch gefühlt gerade erst vorgestern gewesen. Der Krieg war in meiner Kindheit also noch total präsent in der Stadt. Es standen flache Behelfsbaracken rum, wo mal richtige Häuser waren. Aber als Kind kommt einem alles völlig normal vor, was man sieht. Wenn ich in einer City mit lauter Wolkenkratzern aufgewachsen wäre, dann hätte ich wohl gedacht, dass alle Städte Wolkenkratzer haben. Was mir damals auch völlig normal vorkam: Manche Kinder in meiner Grundschulklasse hatten wahnsinnig viele Geschwister. Manche hatten sechs davon, ich dagegen war Einzelkind. Das hatte wohl damit zu tun, dass sich meine Eltern schon verkracht hatten, bevor sie sich Gedanken über weitere Kinder machen konnten (lacht).
Sind Sie in Ihrer Kindheit und Jugend viel durch Mainz gezogen?
Es gab nicht viele Spielplätze in meiner Erinnerung. Die paar, die es gab, waren furchtbar hässlich. Sie hatten diese schrecklichen Stahlrohrkonstruktionen. Die sieht man übrigens heute noch manchmal. Man muss nicht denken, dass es uns Kindern damals Spaß gemacht hätte, auf solche Spielplätze zu gehen. Wir spielten lieber auf der Straße oder im Hof, wo die Leute noch ihre Teppiche ausklopften – das sieht man heute auch nicht mehr. Ihre Leser denken wahrscheinlich, ich bin 100 Jahre alt, wenn ich das erzähle. Da fällt mir ein: Leute ohne Arme oder Beine sah man zu dieser Zeit auch oft. Ich erinnere mich an einen Mann, der immer in oder an der Seppel-Glückert-Passage saß – der hatte sogar keine Arme und keine Beine mehr. Er sammelte Geld ein und rauchte Zigaretten. Jemand musste ihm Feuer geben, den Rest schaffte er alleine.
Wie vertrieb man sich als Kind damals die Zeit?
Damals war Kindheit nicht so behütet wie heute. Das Kind wurde am Sonntag runtergeschickt, fünf Stunden später kam es wieder. Da würde man heute Angst haben (lacht). Es scheinen aber alle überlebt zu haben, die ich kannte. Und was spielten wir? Natürlich ein rassistisches Spiel: Cowboy und Indianer!
Welche Rolle haben Sie damals lieber gespielt?
Indianer, die waren einfach cooler. Es war die Zeit der Winnetou-Filme, und die Indianer waren da immer die Guten. Bis auf Old Shatterhand und Sam Hawkens waren die meisten Cowboys fiese Arschlöcher. Oder dauernd besoffen.
Zu Mainz 05 gingen Sie als Kind mit ihrem Großvater. Welche Erinnerungen haben Sie an die Besuche im alten Bruchwegstadion?
Mein Großvater konnte sich beim Fußball wahnsinnig aufregen. Mainz verlor damals ja oft. Meistens hat er mich auf seine Schultern genommen, was ihn aber nicht daran hinderte, wild mit den Armen zu gestikulieren. Man muss dazu sagen, dass meine Großeltern sehr jung waren. Meine Oma zum Beispiel war 39, als ich zur Welt kam, mein Großvater etwa im gleichen Alter. Auch heute informiere ich mich regelmäßig, wie Mainz 05 gespielt hat. Die Krise zuletzt habe ich natürlich auch verfolgt und das Wunder gegen Leipzig. Das ist untypisch klischeehaft für Mainz 05: Der Trainer ist weg und zack, schon gewinnen sie wieder. Mainz 05 ist ja an sich ein besonderer Verein, und nicht klischeehaft.
Und in welchen Kneipen haben Sie dann die wenigen Siege der 05er als Jugendlicher oder junger Erwachsener gefeiert?
Unsere Lieblingskneipe war das Goldstein in der Altstadt.
Das existiert in abgewandelter Form ja heute noch.
Abgemildert, könnte man auch sagen. Das Goldstein von damals war etwas anderes – ziemlich versifft, wild und gefährlich, so kam es mir wenigstens vor. Ich bin mit 17 zuhause ausgezogen, wohnte am Kaufhof und lief regelmäßig ins Goldstein, da fragte an der Theke keiner nach dem Alter. Dort haben wir uns manchmal die Kante gegeben. Mein Gott – haben wir ungesund gelebt. Wer weiß, ob ich überhaupt noch lebe, womöglich ist das der Himmel hier.
Geraucht wurde zu der Zeit wahrscheinlich auch viel.
Nicht nur Zigaretten. Es war rückblickend wirklich eine wilde Zeit, viele Regeln ignorierte man. Deswegen kommt meine Generation heute manchen sicher ein bisschen anarchistisch vor. Wir leben jetzt aber alle gesetzter, jedenfalls mehr als früher (lacht). Aber dass ein junger Mensch von 20 Jahren auf seine Gesundheit achtet, finde ich seltsam. Wozu hat man sie denn mit 20 (lacht)?
1972 machten Sie Abitur auf dem Rabanus-Maurus-Gymnasium. Stimmt es, dass Sie anschließend nach Israel gingen und dort in einem Kibbuz lebten?
Ja, das war kurz nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973, der Kibbuz hieß Tel Yosef. Es war alles sehr sozialistisch, statt Geld bekam man Einkaufsgutscheine. Dort habe ich vier Monate gelebt, anschließend bin ich noch einige Monate in Israel geblieben.
Hatten Sie nach dem Jom-Kippur-Krieg denn keine Sorge, nach Israel zu gehen?
Nein. Wir waren jung, was sollte uns denn passieren (lacht)? Meine Eltern haben sich gesorgt, denke ich. Es gab zu dieser Zeit aber auch nicht diese dauernden Raketenangriffe wie heutzutage. Die jungen Israelis gingen nachts auf Patrouille, denn sie hatten die berechtigte Sorge, dass ihre Feinde über die Grenze kommen könnten, um Leute zu töten. Das einzige Mal, dass ich in meinem Leben eine Waffe abgefeuert habe, war in Israel. Die Jungs sagten: „Probier das ruhig mal aus, ist ein geiles Gefühl!“
War es denn ein geiles Gefühl?
Nein. Na ja, vielleicht. Man unterschätzt jedenfalls, was für einen massiven Rückstoß so eine Waffe hat.
Wie war es damals für Sie, als Deutscher nach Israel zu gehen? Der Holocaust war doch sicher noch sehr präsent dort.
Es waren viele Franzosen, Amis und Briten dort, die Deutschen waren eine Gruppe von vielen. Untereinander verstanden wir Volunteers uns gut. Viele ältere Israelis hatten gegen die Deutschen verständlicherweise Vorbehalte, das merkte man schnell. Manche hatten die Nazi-Zeit erlebt, waren den Mördern entkommen, untereinander sprachen sie Jiddisch. Mit uns nur auf Englisch. Deutsch wollten sie nicht mehr sprechen. Wir jungen Deutschen wurden aber nie beschimpft oder angeklagt, das nicht. Wir wurden höflich ignoriert. Die jungen Engländer oder Franzosen hatten in kürzester Zeit eine israelische Freundin – die Deutschen nicht. Den Leuten war aber klar, dass wir nach dem Krieg geboren wurden und keine Täter sein konnten.
Als jemand, der Israel häufig besucht und erlebt hat, wie haben Sie die Angriffe der Hamas auf Israel vor einigen Wochen aufgenommen?
Ich habe mir die Bilder, die ich kriegen konnte, angesehen, mich ihnen ausgesetzt. Das zweite große Entsetzen folgte danach. Ich meine damit die Reaktion vieler Menschen in Deutschland, die keine Empathie für die jüdischen Opfer aufbringen konnten. Sofort kamen bei manchen relativierende Sätze. Mich erinnerte das plötzlich wieder an die Nachkriegszeit. Wenn jemand die Vernichtungslager erwähnte, kam oft der Satz: Die Engländer haben im Burenkrieg doch auch Lager gebaut! Ich sehe die Regierung um Benjamin Netanjahu ja durchaus kritisch und halte es für völlig falsch, was die jüdischen Siedler dort machen. Das sehen auch viele Israelis so.
Es gab zuletzt auch große Proteste der Israelis gegen die Regierung.
Gigantische Proteste, Hunderttausend waren auf den Straßen. Das ist, als wenn in Deutschland Millionen auf die Straße gingen. Aber man kann die Politik Israels der vergangenen Jahre doch nicht benutzen, um Mord und Terror zu rechtfertigen.
Ich habe lange in Kreuzberg gewohnt, nicht weit von Neukölln und nicht weit von der Sonnenallee. Ich kenne die Gegend, da gibt es inzwischen geradezu eine palästinensische Massenbewegung. Mit diesen Leuten wird man schwer zurande kommen. Sie haben kein Interesse an Integration. Man kann sich die Integrationsangebote in diesem Fall wirklich fast schenken. Und ich verstehe diese Leute sogar. Wenn man irgendwo hinkommt, in ein fremdes Land, und dort eine fertige heimatliche Infrastruktur vorfindet, eigene Leute, die die eigene Sprache sprechen, Jobs anbieten, die sich verhalten, wie man es gewohnt ist – dann ist das doch bequem. Und wenn es eine bequeme Möglichkeit gibt und eine unbequeme, dann werden die meisten Menschen sich wohl für die bequeme Möglichkeit entscheiden. Ich würde es an deren Stelle nicht anders machen. Es gibt dort ein gefestigtes, teilweise islamistisches Milieu. Und das wird dort nicht mehr verschwinden, wie denn auch?
Im Februar 2022 sorgte eine Kolumne von Ihnen im „Tagesspiegel“ für Aufsehen. Es ging um Anti-Corona-Demonstrationen, bei denen sich Teilnehmer Judensterne mit der Aufschrift „ungeimpft“ anhefteten. Sie erkannten darin zwar eine „Anmaßung“ und „Verharmlosung“, allerdings sprachen Sie diesen Demonstranten auch eine antisemitische Intention ab. Stattdessen erklärten Sie in dieser Kolumne, die Demonstranten könnten sich mit den in der NS-Zeit verfolgten Juden identifizieren. Ihre Kolumne wurde gelöscht, stattdessen veröffentlichte die Chefredaktion eine Erklärung und distanzierte sich von Ihnen und Ihrer Kolumne. Wie betrachten Sie diesen Vorfall mit dem Abstand von rund eineinhalb Jahren?
Zwei Wochen, nachdem die Kolumne erschienen war, erhielt ich einen Anruf der Chefredaktion. Die Kolumne werde gelöscht und durch eine Erklärung der Chefredaktion ersetzt. In diesem Dokument wurde ich quasi zum Nazi und zur Ausgeburt der Hölle erklärt. Es gab vor dem Telefonat niemals eine Debatte zwischen der Chefredaktion und mir zu diesem Text. Ich wurde über die internen Vorgänge, die mich betrafen, niemals informiert. Das wäre in dieser extrem feindseligen Form aber vermutlich bei keiner anderen deutschen Zeitung passiert, zumindest kann ich mir das nicht vorstellen.
Haben Sie sich verletzt oder übergangen gefühlt, haben Sie das persönlich genommen?
Ich bin menschlich enttäuscht gewesen. Wenn man Leute seit Jahrzehnten kennt und immer dachte „der ist in Ordnung“, dann ist man beim Beweis des Gegenteils aber auch auf sich selbst sauer und über die schlechte Menschenkenntnis enttäuscht, die man hat.
Wie sehen Sie die Debatten während der Corona-Krise mit etwas Abstand heute?
Leute, die diese Corona-Maßnahmen auf dem Höhepunkt der Krise kritisch gesehen haben, hatten sicherlich nicht in allem Unrecht. Vor allem nicht, was Schulschließungen und Maskenpflicht beim Joggen im Park betrifft. Damals herrschten immerhin die massivsten Grundrechtseinschränkungen, die es jemals in der Geschichte der Bundesrepublik gegeben hat. Als ich jung war, wurde gegen Notstandsgesetze demonstriert, aber die waren gar nichts gegen das, was wir in der Corona-Krise erlebt haben. Wenn solche Grundrechtseinschränkungen verfügt werden und alle in Deutschland rufen „Hurra, endlich sind wir unsere Grundrechte los, wir konnten es gar nicht erwarten!“, dann wäre das ein ziemlich unheimliches Szenario, oder? Also, ich fand es gut, dass Leute dagegen demonstriert haben. Und dies, obwohl ich geimpft bin, hinter den meisten Maßnahmen stand und Maske getragen habe. Man muss das Recht haben, dagegen zu sein.
Corona-Skeptiker wurden in gewissen Publikationen entweder pauschal zu „Schwurblern“ erklärt oder gleich zu Nazis. Der Nazi-Vorwurf ist natürlich immer die stärkste Waffe, die man hat. Dumme Leute begreifen einfach nicht, dass eine Waffe sich abnutzt, wenn man sie ständig verwendet. Wie will man denn eigentlich die echten Nazis nennen, wenn man seit Jahren jeden, der einem nicht passt, zum Nazi erklärt hat?
Nochmal zurück zu den Demonstranten mit den Judensternen. Fanden Sie dieses Mittel des Protests denn angemessen?
Diese Judenstern-Ankleberei der Demonstranten fand ich schwachsinnig, weil der Vergleich hinten und vorne nicht stimmte. Aber das Motiv dieser Leute war nicht Antisemitismus. Sie wollten ja nicht aussagen, dass Juden minderwertig sind, dass man Juden umbringen oder vertreiben sollte. Die Botschaft war: Schaut her, uns geht es genau so schlimm, man tut uns Unrecht, wie schon den Juden.
Aber der Vergleich ist doch trotzdem anmaßend…
Natürlich, und dumm ist er auch. Aber es ist eben nicht antisemitisch. Und diese Feststellung hat jene Redaktion offenbar wahnsinnig geärgert – dass jemand mal einem Antisemitismusvorwurf widerspricht. Wenn dieser Vorwurf kommt, schlagen ja normalerweise alle die Hacken zusammen, eben weil es ein schwerer Vorwurf ist.
„Ich habe in einigen Städten gelebt, aber die Mentalität der Menschen ist in Mainz am gutartigsten.“
Manche Journalisten werfen Ihnen vor, ein „alter, weißer Mann“ zu sein und die Gefühle Ihrer Mitmenschen zu verletzten...
...ah, jetzt kommt immer Stefan Niggemeier.
Mit ihm haben Sie sich 2018 für dessen Blog „Übermedien“ ein ausführliches Wortgefecht geliefert. Dabei haben Sie beide aber Anstand bewahrt und sind nicht unter die Gürtellinie gerutscht. Ist diese Art der Diskussion in den letzten Jahren Ihrer Meinung nach verloren gegangen?
Ich finde es jedenfalls erstrebenswert, sich zwar heftig, aber friedlich und ohne Tiefschläge auseinanderzusetzen. Vielleicht hat das sogar mit meiner Mainzer Herkunft zu tun.
Wie meinen Sie das?
Bei Fastnachtssitzungen sitzen ja die, über die Witze gemacht werden, auch mal geschmacklose, meist in der ersten Reihe. Diese Personen aus Politik oder Wirtschaft müssen das in diesem Moment nicht nur aushalten, sie müssen auch noch so tun, als fänden sie das selbst lustig. Sonst verliert man in Mainz sein Gesicht. Wer in Mainz aufwächst, lernt, dass Witze auf jedermanns Kosten gemacht werden und dass man so etwas auch selbst ertragen muss. Und man weiß auch, dass Leute, die Witze machen, einen deshalb nicht verachten oder einem Böses wollen. Ich habe in einigen Städten gelebt, aber die Mentalität der Menschen ist in Mainz am gutartigsten. Trotz ihres frechen Mundwerks.
Gutartigem sagt man gelegentlich aber auch eine gewisse Dummheit nach, etwas Treudoofes.
So meine ich das nicht. Die Mainzer sind nicht doof, aber sie legen es nicht auf Streit an. Wenn es unbedingt sein muss, können sie auch grob werden. Aber sie versuchen es fast immer erst mal auf die freundliche Tour.
Weil Sie es gerade ansprechen, wie steht es denn um Ihr Verhältnis zur Mainzer Fastnacht? Verbal können Sie ja gut austeilen.
Ich bin beim Jugendmaskenzug mitgelaufen, das war’s dann aber auch (lacht). Naja nicht ganz. Ich bin seit ein paar Jahren Ehrenmitglied der Ranzengarde, am Ranzen arbeite ich noch. In einem meiner ersten Jobs war ich Freier Mitarbeiter beim „Wiesbadener Tagblatt“, da hatte ich noch nicht studiert. Einmal musste ich eine Kampagne lang über alle Sitzungen in Wiesbaden schreiben. Mir wurde damals erst klar, dass diese Büttenredner an einem Abend fünf oder sechs Auftritte haben. Und während sie von einem Auftritt zum nächsten gingen, wurden ihre Zunge immer schwerer, wegen des Weines.
Ihre Mainzer Herkunft erwähnen Sie in Interviews generell sehr häufig. Hat das einen speziellen Grund?
Ich liebe diese Stadt. Außerdem bin ich immer wieder in Mainz. Mein bester Freund wohnte bis zu seinem Tod hier, meine Mutter ist Mainzerin, mein Vater lebte in Mainz, meine Ahnen sind hier begraben. Also suche ich immer Gründe zurückzukommen. Ich gehe dann immer ins gleiche Hotel, direkt am Hauptbahnhof, dort, wo ich aufgewachsen bin.
Vielen Dank für das Gespräch, Harald Martenstein.