„Ein Mädchen im Krankenhaus lächeln zu sehen, ist mehr wert als ein paar Euro“

In Nieder-Olm hat ein Benefiz-Event für die an Leukämie erkrankte Franka (19) stattgefunden. Bei dem Event hat unter anderem DJ BigTim aufgelegt und konnte so über 1000 Personen erreichen, um Franka zu helfen. Merkurist hat mit dem DJ gesprochen.

„Ein Mädchen im Krankenhaus lächeln zu sehen, ist mehr wert als ein paar Euro“

Am Freitagabend (2. Juni) hat in der Eulenmühle in Nieder-Olm ein Benefiz-Event mit Typisierungsaktion für die an Leukämie erkrankte Franka (19) aus Nieder-Olm stattgefunden. Bei dem Event legten DJ BigTim und DJ Mnoe auf. Sie konnten zusammen mit dem Veranstaltungstechniker GigX und dem Weingut Eulenmühle über 1000 Menschen dazu motivieren, sich mit dem Thema Typisierung auseinanderzusetzten.

Merkurist: BigTim, wie hast du von Frankas Situation erfahren?

BigTim: Ursprünglich habe ich von Franka erfahren, weil ich gefragt wurde, ob ich den DKMS-Brief zu den Typisierungen in meiner Instagram-Story teilen könnte. Das habe ich natürlich gemacht. Ehrlicherweise war ich direkt sehr berührt. Als mich dann Frankas Freundin Alice in einem Telefonat gebeten hat, ein kleines Event zu machen, um diese Typisierungen zu bewerben, habe ich gesagt: Nein. Wenn, dann machen wir das richtig groß.

Was hat dich dazu bewegt, ein Benefizkonzert speziell für Franka zu organisieren – gibt es eine persönliche Verbindung oder war es etwas, das du einfach tun wolltest, um zu helfen?

Persönlich kannte ich Franka nicht. Es ging mir um die Sache. Ich muss zugeben, ich habe mich vorher noch nie wirklich mit dem DKMS-Thema auseinandergesetzt – jetzt aber extrem. Ich habe mich auch, wie viele hier, selbst typisieren lassen und als ich gehört habe, wie wichtig das eigentlich ist, war für mich klar, da gehen wir in die vollen Gänge.

Das Telefonat mit Alice war total emotional. Ich stamme aus Nieder-Olm, Franka ist aus Nieder-Olm – da steht man einfach füreinander ein. Wenn man dann die Möglichkeit bekommt, zu helfen und etwas Gutes zu tun, dann kann man das auch machen. Ich bin auch der Region sehr dankbar, denn ohne die wäre ich jetzt nicht da, wo ich bin, also kann man auch mal etwas zurückgeben.

Wie viele Menschen waren bei der Veranstaltung und wie viele haben an der Typisierungsaktion teilgenommen?

Mehr als 1000 Menschen waren da. An der Typisierung haben heute Abend auf jeden Fall mehr als 350 Menschen teilgenommen. Etwa 30 Helfer und Helferinnen haben die Typisierungsaktion hier durchgeführt, plus die Helferinnen am Weinstand – insgesamt gab es also über 50 Ehrenamtliche, durch die diese Aktion stattfinden konnte.

Wurden deine Erwartungen an die Teilnahme getroffen?

Übertroffen! Ich hatte keine wirklichen Erwartungen, weil ich nicht einschätzen konnte, wie viele Menschen wirklich kommen werden. Natürlich habe ich vorher gemerkt, dass gerade auf Instagram der Content über Franka viral gegangen ist. Die Presse hat auch sehr gut unterstützt und darauf aufmerksam gemacht. Am Ende wurden also mit über 1000 Teilnehmern doch jegliche Erwartungen übertroffen. Vor allem, weil nach einer Stunde schon 150 Typisierungen gesammelt wurden. Das war total krass! Bei anderen Aktionen werden circa 80 bis 100 Typisierungen am ganzen Tag gesammelt – das hat mich unfassbar beeindruckt.

Gab es besondere Herausforderungen in der Organisation, die du bewältigen musstest – insbesondere auch dabei, Personen oder Veranstalter zu finden, die das Event kostenfrei unterstützen?

Nein, ein Telefonat und es war geklärt. Ich habe mein Netzwerk angezapft und habe mit meinen Partnern, dem Veranstaltungstechniker GigX und dem Weingut Eulenmühle, mit denen ich schon lange zusammenarbeite, gesprochen und gefragt, ob sie dabei wären. Es gab keine Diskussion, alle waren direkt am Start und wollten das groß aufziehen. Auch die Stadt Nieder-Olm, zu der wir eine gute Beziehung haben, hat direkt zugesagt. So sind wir dann zusammen in die Planung gegangen, das hat genau zwei Tage gedauert – dann stand das Event so da, wie es heute war.

Die Familie Debo vom Weingut Eulenmühle hat hier ihren ganzen Hof kostenfrei zur Verfügung gestellt, GigX hat hier eine riesige Trailerbühne hingestellt. Mit diesen ganzen Lichtern und allem Drum und Dran würde das 4000 bis 5000 Euro kosten, wenn das im Normalfall gebucht werden würde. DJ Nmoe und ich haben kostenfrei gespielt. Es sind hier wirklich alles Ehrenamtliche, alles kostenfrei.

Wie sah das Programm des Benefiz-Events aus?

Von 19 bis 24 Uhr hat das Event stattgefunden. Am Anfang haben wir mit Hintergrundmusik gestartet. Wir wollen den Fokus auf die Typisierungen legen – das ist uns auch gelungen. In der ersten Stunde waren Schlangen von Menschen mit Stäbchen im Mund – endlich mal nicht wegen Corona. Genau so haben wir uns das auch vorgestellt. Darüber hinaus haben wir unglaublich viele Spenden gesammelt. Ich kann es noch nicht beziffern, aber es wird irgendwo zwischen 5000 und 10.000 Euro oder mehr liegen. Es gab eine Los-Aktion, durch Sponsoren konnte man Hotelgutscheine auf Malta oder Einkaufsgutscheine gewinnen. Dabei haben wir über 500 Losgutscheine verkauft, ein Los hat zwei Euro gekostet. Allein dabei ist eine gute Summe zusammengekommen. Ab 20 Uhr hat DJ Nmoe das Warm-up-Set gespielt und ich habe ab 22 Uhr meine Show gestartet. Bis 0:30 Uhr habe ich gespielt. Die Leute haben schön gefeiert, es war sehr geil.

Wie hast du die Atmosphäre wahrgenommen?

Die Stimmung war von Beginn an gut. Ich hatte aber Sorge, ob die Leute wirklich kommen, weil es ja schon ein sehr emotionales und trauriges Thema ist. Das war aber überhaupt nicht der Fall. Es war auch von uns so kommuniziert, dass das hier eine ganz normale Party ist, einfach mit dem Ziel, möglichst viele Typisierungen zu sammeln. Ich war sehr froh darüber, die Atmosphäre war total ausgelassen, die Leute waren ganz, ganz früh da. In der ersten Stunde kamen mehr als die Hälfte der Gäste, das hätte ich nicht gedacht. Es spricht auch dafür, dass sie hier eine hohe Verweildauer haben wollten. Entsprechend war die Stimmung gediegen und gelassen und hintenraus – was soll ich sagen: die Stimmung war geisteskrank. Nieder-Olm ist einfach immer besonders, wenn ich hier spiele. Ich muss schon sagen, es war ein krasses Event.

Was war das Ziel dieses Events?

Primär war das Ziel und der Anstoß, einen Spender für Franka zu finden. Aber wir haben einfach während der Planung gemerkt, dass es hier um viel, viel mehr geht. Wir möchten möglichst jedem, der darauf angewiesen ist, helfen. Es kann jeden treffen. Je mehr Stammzellspender eingetragen und registriert sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Leute überleben.

Gab es ein Highlight für dich?

Das Highlight war definitiv ein spontaner FaceTime-Anruf an Franka. Sie ist aktuell im Krankenhaus und bekommt ihre Chemotherapie. Ihr geht es nicht gut gerade und ich denke, wir konnten ihr eine große Freude damit bereiten, dass sie gesehen hat, was wir hier auf die Beine gestellt haben. Es soll auch als Zeichen dienen, für andere Künstler und für andere Veranstalter: Macht’s gerne nach. Es ist nicht so schwer und bricht keinem einen Zacken aus der Krone, mal so etwas zu machen. Ein Mädchen im Krankenhaus lächeln zu sehen, ist mehr wert als ein paar Euro.

Wie können Menschen, die nicht am Event teilgenommen haben, Franka und ihre Familie unterstützen?

Es gibt ein DKMS-Spendenkonto. Ansonsten kann ich aber nur zu jedem sagen: Lasst euch typisieren. Es dauert drei Mal eine Minute, tut null weh und kann Menschenleben retten.

Wie wichtig ist es dir, als DJ deine Reichweite zu nutzen, um anderen zu helfen? Hast du schon ähnliche Wohltätigkeitsveranstaltungen in der Vergangenheit organisiert?

Ich habe vor kurzem beim Abstreich an meiner alten Schule aufgelegt. Das war auch echt eine tolle Überraschung für die Kids. Es war zwar kein Benefizkonzert, aber einfach eine kostenfreie Aktion für die Verbundenheit zu der Stadt und meiner alten Schule. Generell habe ich meine Reichweite für solche Themen aber noch nicht genutzt. Mir war ehrlicherweise nicht bewusst, dass die Reichweite schon so groß sein kann. Wir haben auf die zwei Instagram-Reels, die ich zu diesem Event gepostet habe, insgesamt 80.000 bis 90.000 Views erreicht. Das muss man sich mal vorstellen – 90.000 Leute, die das gesehen und das Thema wahrgenommen haben. Mich hat das nur gestärkt und motiviert, solche Aktionen auch in Zukunft zu machen. Natürlich kann man nicht jede Woche ein Benefizevent auf die Beine stellen, aber ich glaube, wir haben einen guten Anstoß geleistet.

Hast du eine Botschaft, die du an diejenigen senden möchtest, die an dem Benefiz-Event teilgenommen haben und Franka unterstützen möchten?

Ich kann eigentlich nur Danke sagen. Alle waren da, jeder hat für das Thema eingestanden, jeder hat mitgemacht. Ganz, ganz viele Menschen haben sich typisieren lassen oder sind schon typisiert. Ich kann mich nur für den Rückhalt bedanken, den eine ganze Stadt diesem Mädchen mit einer schlimmen Krankheit gibt, das jetzt im Krankenhaus liegt.

Vielen Dank für das Gespräch, DJ BigTim.

Das Interview führte Eyleen Schmitt.

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