So funktionieren die neuen Sirenen für Mainz

Die meisten Sirenen in Mainz sind veraltet. Mithilfe von Fördergeldern des Innenministeriums wird jetzt ein neues System installiert – was länger dauert als erwartet.

So funktionieren die neuen Sirenen für Mainz

Wie ein aufmerksamer Merkurist Leser bemerkt hat, ertönte am Montag (9. Oktober) gegen 16 Uhr ein lauter Sirenenton vom Dach der Berufsbildenden Schule in Hartenberg-Münchfeld. Der Ton war der erste Test einer neuen Warnanlage dort. Mit zugehaltenen Ohren standen direkt daneben Innenminister Michael Ebling (SPD) und Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos). Zuvor erklärten sie zusammen mit einem Sprecher der Berufsfeuerwehr die Hintergründe des neuen Systems.

Die meisten der rund 70 Sirenen im Mainzer Stadtgebiet sind veraltet. Zwei Stück fielen am bundesweiten Warntag vor knapp einem Monat aus. Die beiden Fehlerursachen seien inzwischen behoben. Trotzdem werde man gut die Hälfte der Sirenen vom Typ E57, die nur über einen lauten, durch Luft erzeugten Ton verfügen, ersetzen, so die Feuerwehr. Statt ihnen werden 36 elektronische Sirenen neu installiert. „Wir werden insgesamt weniger Sirenen haben, aber dafür eben von höherer Qualität“, sagte Oberbürgermeister Haase.

Nicht im Zeitplan

Die neuen elektronischen Sirenentürme würden dank eingebauter Akkus auch im Falle eines Stromausfalls funktionieren. Die Reichweite des Warntons ist mit 700 bis 1000 Metern fast doppelt so hoch wie die der alten Türme. Außerdem können sie aufgenommene Sprachwarnungen wiedergeben und überwachen die Wartung quasi selbst. Eine Sirene kostet rund 14.000 Euro. Insgesamt wird die Stadt 817.000 Euro für die Umstellung bis 2024 ausgeben.

Im Juni hieß es von der Stadt, die 36 neuen Anlagen sollten bis Ende des Jahres alle in Betrieb gehen. Stand jetzt sind 13 installiert und nur zwei noch dieses Jahr in Planung. Flächendeckend wird also frühestens nächstes Jahr in Mainz gewarnt. Bisher sind die Standorte vor allem konzentriert an Industriegebieten, wie in Mombach oder entlang von großen Verkehrsachsen, wie am Rheinufer.

Land bleibt auf Fördermitteln sitzen

In Rheinland Pfalz hat das Projekt einen ernsten Hintergrund – die Flutkatastrophe im Ahrtal 2022 traf die Menschen größtenteils unvorbereitet. „Wir müssen die Menschen mehr warnen und zwar rechtzeitig und effektiv“, sagt Innenminister Ebling. Er sei besorgt, denn: „Wir bleiben auf einem großen Teil der Fördermittel sitzen, die wir gerne in die Kommunen bringen würden.“

Grund für den Sanierungsstau seien häufige Lieferengpässe bei den Herstellern. Lange Zeit galten Sirenensysteme als quasi überflüssig; jetzt erleben sie eine „kleine Renaissance“, wie es die Feuerwehr nannte. Auch weil extreme Naturereignisse durch den Klimawandel häufiger werden. „Rückblickend war es ein Fehler, damals viele der Anlagen von den Dächern zu holen“, sagt Ebling. Sie seien eine wichtige Ergänzung im „Warnmix“ zu dem beispielsweise auch Handywarnungen per Cell Broadcast gehören.

Welche Warntöne gibt es?

Wichtig sei auch, dass die Leute wissen, was welcher Sirenenton bedeutet und wie man sich verhält – mahnt die Feuerwehr. Bei einer Warnung zum Beispiel sollten alle Fenster und Türen geschlossen werden und die Klima- und Lüftungsanlage abgeschaltet bleiben. Für Informationen auf keinen Fall die Notrufnummern 110 und 112 wählen, sondern in der NINA-App oder den Medien nachschauen. Doch nicht jeder Sirenenalarm ist eine Warnung für die Bevölkerung. Es gibt vier verschiedene Sequenzen. In diesem Video könnt ihr sie euch anhören: