In Mainz fehlen 5400 Wohnungen

In Mainz fehlen Tausende Wohnungen. Das zeigt eine neue Studie. Ökonomen und Industrieverbände kritisieren mangelndes Tempo und langen Leerstand auf dem Wohnungsmarkt.

In Mainz fehlen 5400 Wohnungen

In Mainz herrscht ein Wohnungsdefizit. Laut einer aktuellen Untersuchung des Pestel-Instituts fehlen in der Landeshauptstadt derzeit rund 5400 Wohnungen.

Um den Bedarf zu ermitteln, wurde der Wohnungsbestand, die Bevölkerungsentwicklung sowie Prognosen für den Arbeitsmarkt analysiert. Das Fazit der Studie: „In den nächsten fünf Jahren müssen rund 1760 neue Wohnungen in Mainz gebaut werden – und zwar pro Jahr“, erklärt Matthias Günther, Chef-Ökonom des Pestel-Instituts.

Dieses Ziel hält der Ökonom jedoch für „kaum machbar“. So wurden im ersten Halbjahr dieses Jahres lediglich 362 Baugenehmigungen für neue Wohnungen in Mainz erteilt. Zwar stehen in der Stadt auch 1510 Wohnungen seit über einem Jahr leer, diese kämen aber erfahrungsgemäß kaum wieder auf den Mietmarkt.

Kritik aus der Industrie

Die Studie wurde vom Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) in Auftrag gegeben. Dessen Präsidentin Katharina Metzger kritisiert die Bundesregierung scharf: „In Sachen Wohnungsbau passiert bei der neuen Bundesregierung zu wenig. Vom angeblichen Turbo kann keine Rede sein.“

„Bauunternehmen gehen in die Insolvenz. Bauarbeiter verlieren ihre Jobs“, so die BDB-Präsidentin weiter. Als Beispiel für die Krise der Bauunternehmer könnte in Mainz die aktuelle Insolvenz von Karrié gelten (wir berichteten). Matthias Günther schlägt drastische Maßnahmen vor: Er fordert von der Politik alle Auflagen und Vorschriften der letzten zehn Jahre zurückzunehmen. Zudem sollten Zinsen für Baukredite auf 2 Prozent gedeckelt werden. Nach Auffassung von Günther und dem Industrieverband, würde eine Deregulierung und Zinsdeckelung für deutlich mehr Baukonjunktur sorgen.

Hintergrund

Das Pestel-Institut wurde 1975 vom früheren CDU-Politiker und Techniker Prof. Dr. Ing. Eduard Pestel (1914-1988) gegründet. Pestel war Mitbegründer des „Club of Rome“, der vor den Folgen ungebremsten Wirtschaftswachstums auf den Planeten warnte. Das Pestel-Institut verwendet Methoden wie „System- und Simulationsforschung“. Dabei kommen eigens entwickelte Modelle zum Einsatz, etwa für den Wohnungsmarkt oder demografische Entwicklungen. Das Institut versteht sich als Dienstleister für Kommunen, Unternehmen und Verbände.