Werden Erntehelfer in Mainz und Umgebung zu schecht bezahlt? Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) fordert jedenfalls faire Löhne und gute Unterkünfte für Erntehelfer in Mainz und der Region.
Kritik an Unterbringung und Bezahlung
Wie Rüdiger Wunderlich, Bezirksvorsitzender der IG BAU Rheinhessen-Vorderpfalz sagt, müssten Menschen, die diese Jobs machen dafür auch ordentlich bezahlt und anständig untergebracht werden. „Die Obst- und die Gemüseernte ist harte Arbeit – gebückt, auf den Knien, oft im Regen oder in sengender Sonne.“ Laut Wunderlich kommen die Saisonkräfte oft aus osteuropäischen Ländern wie Rumänien, Bulgarien, Polen und Kroatien. Zunehmend kämen sie auch aus Zentralasien. Viele würden Jahr für Jahr zur Erntesaison kommen und dann drei Monate oder länger bleiben.
Die Gewerkschaft kritisiert, dass die Unterkünfte für die Saisonarbeiter häufig „ziemlich heruntergekommen“ seien. Trotzdem müssten die Erntehelfer oft eine hohe Miete dafür zahlen. Auch Verpflegung sowie Transport- und Vermittlungskosten gingen vom Lohn ab. „Unterm Strich bleibt dabei für Saisonkräfte, die den gesetzlichen Mindestlohn verdienen, am Monatsende nicht mehr wirklich viel übrig“, so Wunderlich.
Die IG BAU warnt in einer Mitteilung nun davor, dass die Arbeit auf dem Feld zur Ausbeutung werden könne. Erntehelfer aus dem Ausland seien keine „Feldarbeiter 2. Klasse“. Der gesetzliche Mindestlohn von aktuell 12,82 Euro pro Stunde sei das Minimum, das Landwirte ihren Saisonbeschäftigten zahlen müssten. „Alles darunter ist strafbar und ein Fall für den Zoll“, betont Wunderlich.
Vergleich mit den Niederlanden
Die Gewerkschaft verweist auf die Situation in den Niederlanden: Dort würden Bauern bereits einen Mindestlohn von 14,40 Euro pro Stunde zahlen – 1,58 Euro mehr als der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland. Trotzdem belieferten sie den deutschen Markt mit Obst und Gemüse.
Wer in Mainz und der Region auf Saisonkräfte treffe, die Hilfe benötigten, könne sich an das Beratungsnetzwerk Faire Mobilität vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) wenden, so die IG BAU.