„Es ist okay, nicht okay zu sein“ – Mainzer Social-Media-Star Elisa im Gespräch

Auf Instagram, TikTok und YouTube spricht die Mainzerin Elisa unter dem Namen „iamelisari“ über psychische Gesundheit und Selbstliebe. Im Merkurist-Interview verrät sie, warum sie es wichtig findet, diese Themen auf Social Media zu behandeln.

„Es ist okay, nicht okay zu sein“ – Mainzer Social-Media-Star Elisa im Gespräch

„Es ist okay, nicht okay zu sein“ – das ist eine Botschaft, die Elisa mit ihren Followern auf Instagram, TikTok und YouTube teilt. Unter dem Namen „iamelisari“ postet die Mainzerin Videos, in denen sie über Themen der psychischen Gesundheit spricht. Auf Instagram folgen der 28-Jährigen mittlerweile 264.000 Menschen, auf TikTok 68.ooo und auf YouTube hat sie rund 1000 Abonnenten.

In ihren Beiträgen gibt sie Tipps, wie man besser mit Selbstzweifeln umgeht und lernt, sich nicht zu sehr mit anderen zu vergleichen. Sie thematisiert ihre eigenen Probleme und filmt sich oft in verletzlichen Situationen, macht Videos, in denen sie sogar weint. Ein wiederkehrendes Video, das Elisa auf Social Media postet: eine monatliche Challenge. Hier teilt sie Ziele und kleine Aufgaben, die sie selbst im kommenden Monat erreichen möchte, zum Beispiel: „Gehe zweimal die Woche spazieren“.

Zurück nach Mainz gezogen

Elisa kommt ursprünglich aus einem kleinen Ort 15 Minuten von Mainz entfernt. Trotzdem ist sie, wie sie gegenüber Merkurist sagt, praktisch in Mainz aufgewachsen. Seit ihrer Kindheit haben alle Aktivitäten in Mainz stattgefunden: von Kino bis Shoppen und irgendwann auch Feiern gehen. „Alles hat sich in Mainz abgespielt“, erzählt sie. Für ihren Bachelor ist Elisa zwischenzeitlich in eine andere Stadt gezogen, für ihren Master hat es sie zurück in ihre Heimat gezogen. Seit vier Jahren wohnt und arbeitet sie in Mainz. Die Content-Creation auf Social Media macht sie nebenbei.

Im Merkurist-Interview erzählt Elisa, warum sie es wichtig findet, auf Social Media über psychische Gesundheit zu sprechen, wie es sich anfühlt, sich im Internet in verletzlichen Situationen zu zeigen und was es mit ihrem Motto „becoming the best version of myself“ auf sich hat. Was sie mit Mainz verbindet und was ihr hier besonders gut gefällt, erfahrt ihr im Videointerview mit ihr.

Merkurist: Hallo Elisa. Erstmal zu Beginn: Wie bist du auf die Idee gekommen, dich auf Social Media mit Themen wie psychischer Gesundheit, Selbstliebe und Selbstzweifeln zu beschäftigen?

Das war gar nicht so beabsichtigt. Ich habe früh damit angefangen, viele Fotos und Videos zu machen. Auf Social Media habe ich zuerst Content zum Thema „Fashion“ geteilt. Irgendwann habe ich gemerkt, dass mich der Fashion-Content nicht so erfüllt. Nach und nach habe ich angefangen, Themen einzubauen, die mich privat beschäftigt haben und über die ich mit meinen Freunden gesprochen habe. Das wollte ich auch auf Social Media teilen und darüber sprechen. Als ich gemerkt habe, dass direkt großer Zuspruch kam, habe ich weiter gemacht.

Wie würdest du selbst deinen Content beschreiben?

Auf der einen Seite ist mir sehr wichtig, dass ich authentisch bin. Gerade bei dem Thema psychischer Gesundheit macht man sich verletzlich. Wenn man über Dinge spricht, mit denen man selbst zu kämpfen hat und auch die schlechten Seiten teilt, ist das sehr persönlich. Das zu teilen ist mir wichtig, weil im Leben nicht immer alles perfekt ist. Dadurch ist mein Content auch mal negativer. Gleichzeitig versuche ich, ganz viel Positivität und Liebe in meinen Posts auszudrücken.

Du sprichst viele sensible Themen an und filmst dich öfter in verletzlichen Situationen, zum Beispiel wenn du weinst. Hat dich das am Anfang viel Überwindung gekostet?

Ja. Man weiß, wie gemein Menschen im Internet sein können und wie einfach es ist, sich hinter irgendeinem Benutzernamen zu verstecken. Aber ich habe von Anfang an viel positives Feedback bekommen. Die Community, die sich daraus aufgebaut hat, ist so toll. Viele Menschen schreiben mir, wie schön es ist, dass endlich jemand darüber spricht und das Thema nicht mehr verschwiegen wird. Ich hätte früher nicht gedacht, dass ich das mal teilen würde. Aber anderen geht es genauso und das hat mir gezeigt, dass es wichtig ist, das zu teilen.

Wie gehst du mit negativen Kommentaren auf Social Media um?

Zum Glück bekomme ich recht wenige negative Kommentare. Die Community, die sich mit Mental Health befasst, ist sehr unterstützend und positiv. Es gibt aber natürlich immer Menschen, die Negativität verbreiten wollen. Gerade zum Thema „Body-Positivity“ kommen Kommentare. Am Anfang hat mich das mehr gestört, aber mittlerweile lege ich nicht mehr so viel Wert darauf, was andere Menschen denken. Solange in den Kommentaren nicht meine Follower angegriffen werden, die sich verletzlich machen, nehme ich negative Reaktionen einfach hin.

Was möchtest du mit deinem Content erreichen?

Für mich steht ganz oben das Thema Selbstliebe. Damit habe ich in der Vergangenheit auch selbst gekämpft. Früher habe ich mich zum Beispiel stark mit anderen Menschen verglichen. Aus diesem Ansatz heraus habe ich viel darüber gelesen, welche Ursachen das haben kann und mir die Frage gestellt, was mir das überhaupt bringt. Insgesamt glaube ich: Selbstliebe ist ein Prozess. Bei mir ist es auch nicht so, dass ich eine Sache mache und dann komplett mit mir im Reinen bin. Aber ich versuche meiner Community immer zu vermitteln, wie wichtig es ist, sich selbst zu lieben. Mit sich selbst ist man schließlich sein ganzes Leben zusammen.

Warum findest du es wichtig, auf Social Media über diese teilweise tabuisierten Themen zu sprechen?

Ich finde, gerade Social Media ist eine Welt, die sehr toxisch sein kann. Jeder Mensch hat natürlich das Bedürfnis, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Aber ich habe das Gefühl, man muss auch nicht so angenehme Themen in die Öffentlichkeit geben. Insbesondere junge Menschen verbringen immer mehr Zeit auf Social Media. Vor allem deshalb ist es wichtig zu zeigen, dass die Realität nicht so ist, wie sie auf Instagram dargestellt wird. Ich sage immer: Es ist okay, nicht okay zu sein. Man ist mit seinen Problemen nicht allein. Themen wie Selbstliebe und psychische Gesundheit betreffen viele Menschen. Manchmal macht es auch keinen Unterschied, ob man 18 und frisch aus der Schule ist oder 38 und diese Selbstliebe trotzdem noch nicht ganz da ist. Manche setzen sich mit den Themen schon früher auseinander, andere erst später. Das ist ganz individuell.

In deiner Instagram-Bio schreibst du „becoming the best version of myself“. Würdest du sagen, dass du dich gerade in diesem Prozess befindest? Denkst du, du bist irgendwann die „beste Version“ von dir selbst?

Ich bin stark der Meinung, dass das immer ein Prozess bleiben wird. Die „beste Version“ zu sein, bedeutet auch für jeden etwas anderes. Das Ziel ist nicht, in allem super gut zu sein oder Herausforderungen direkt zu meistern. Für mich geht es dabei um meine Wunschvorstellung von mir selbst. Es ist mein innerer Wunsch und nicht darauf bezogen, was andere machen. Ich stelle mir dann die Frage: Was wäre mein Wunsch in ein paar Jahren? Darauf arbeite ich hin.

Die Challenges, die du auf deinem Account teilst, zeigen, was du dir für den kommenden Monat vornimmst. Hast du das Gefühl, das hilft dir, dich weiterzuentwickeln?

Definitiv. Dadurch, dass ich die Challenges auf Social Media teile, ist es für mich einfacher, mich auch daran zu halten. Ich teile dann, wenn ich eine Sache von der Liste geschafft habe. Wichtig ist, dass ich realistische Challenges machen möchte, die man schaffen kann. Einfach mal so 15 Kilometer zu joggen, ist zum Beispiel nicht für jeden machbar. Es geht mir darum, dass man die Ziele erreichen kann, wenn man ein bisschen über sich hinauswächst. Das ist auch immer sehr schön, weil mir viele Leute in den Kommentaren schreiben, dass sie bei der Challenge mitmachen. Der Austausch mit meiner Community ist generell super schön. Wir sind gemeinsam verletzlich. Die Chats auf Social Media fühlen sich oft sogar an wie Gespräche unter Freunden.

Warum hast du dich dafür entschieden, deinen Content auf Englisch zu machen?

Ich habe eine große Liebe zur englischen Sprache, Englisch studiert und ein halbes Jahr in England gelebt. Dadurch macht es mir unglaublich viel Spaß in der Sprache zu sprechen und meinen Content zu machen. Gleichzeitig ist es trotzdem eine Fremdsprache und distanziert mich dadurch von meiner Privatperson. Gerade am Anfang hat mir das geholfen, weniger Hemmungen zu haben. Und auf Englisch kann ich automatisch viel mehr Leute erreichen. Das Thema Mental Health ist universell und nicht länder- oder ortsspezifisch.

Wirst du auf der Straße erkannt, wenn du in Mainz unterwegs bist?

Ja, ein paar Mal wurde ich schon erkannt. Dadurch, dass meine Community sehr international ist, ist es vielleicht nicht ganz so oft, wie bei manch anderen mit hauptsächlich deutschem Publikum. Ich finde es aber unglaublich schön, Follower persönlich zu treffen. Zu anderen Content-Creatorn habe ich auch Kontakt, da freue ich mich auch immer, wenn ich die persönlich kennenlerne und wir uns alle gegenseitig unterstützen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Ina Welter.