Zu viele kranke Tiere: Mainzer Tierheim an Belastungsgrenze

Immer mehr alte und kranke Tiere werden im Mainzer Tierheim abgegeben. Ihre Pflege bringt das Tierheim nach eigenen Aussagen an seine Grenzen.

Zu viele kranke Tiere: Mainzer Tierheim an Belastungsgrenze

Im Mainzer Tierheim steigt die Zahl an kranken und alten Tieren. Das führe zu hohen Kosten, die kaum gedeckt werden können und sorgt für große Belastung der Pfleger. Das berichtet der SWR.

Tierarztkosten oft zu hoch

Einer der Gründe für die steigende Anzahl an alten und kranken Tieren sei, dass sich viele Menschen während der Corona-Pandemie ein Haustier zugelegt hätten. Das berichtete der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) e.V. bereits 2020. Dieses sollte ihnen im Lockdown Gesellschaft leisten. Nun hätten viele aber keine Zeit mehr für ihr Tier.

Zusätzlich sorge eine Gebührenordnung für Tierärzte aus dem Jahr 2022 für erhöhte finanzielle Belastung der Tierbesitzer. Seitdem die Ordnung eingeführt wurde, müssten sie durchschnittlich ein Drittel mehr für ihre Tiere ausgeben, so die Bundestierärztekammer.

Hohe Kosten für Tierheim

Nikos Geschichte ist dafür ein Beispiel. Der Hund hat regelmäßig epileptische Anfälle. Nachdem seine Besitzer Nikos Medikamente nicht mehr bezahlen konnten, gaben sie ihn im Mainzer Tierheim ab. Mit einem CT konnte festgestellt werden, dass Nikos Kleinhirn immer mehr verkümmert. Dank der richtigen Pflege und Medikamenten gehe es ihm mittlerweile besser, heißt es aus dem Tierheim. Trotzdem sei ungewiss, wie lange Niko noch durchhalten werde.

Die Pflege kranker Tiere bringe aber nicht nur die Tierhalter, sondern auch die Tierheime an den Rand ihrer finanziellen Möglichkeiten. Insgesamt koste ein krankes Tier ein Tierheim ungefähr dreimal soviel wie ein gesundes. Geld von der Kommune bekommen die Tierheime nur für gefundene Tiere, nicht für abgegebene. Die Fundtierpauschale sei außerdem oft zu wenig, sagt der Tierschutzbund auf Anfrage des SWR. Spenden, Erbschaften und Mitgliedsbeiträge seien oft nicht genug, um alle Pflegekosten zu decken, weshalb es in Tierheimen immer wieder zu Aufnahmestopps komme.

Emotionale Belastung für Pfleger

Hohe Kosten für Medikamente und Tierarztbesuche seien nicht das einzige Problem im Tierheim. Für die Pfleger, die sich um die kranken Tiere kümmern und sie oft auch beim Sterben begleiten, sei die Situation eine große emotionale Belastung. „Niko ist nur ein Beispiel“, sagt Alexandra Seitz vom Hundehaus des Mainzer Tierheims gegenüber Merkurist. „Wir haben auch zwei verwahrloste Hunde bekommen, die wir beide traurigerweise erlösen mussten. Dies hätte auch der Vorbesitzer schon tun können. Ein anderer Fall ist ein 14 Jahre alter Rottweiler mit Krebserkrankung.“

Das Personal des Mainzer Tierheims hofft, dass sich jemand findet, der Niko und anderen kranken und alten Tieren trotz ihrer Schicksale ein neues Zuhause geben möchte. Im Mainzer Tierheim „arbeitet“ Niko bis dahin als Bürohund.