Es geht also doch. Auf dem Rebstockplatz in Mainz zwischen Dom und Brand ist ab heute wieder ein öffentlicher Trinkwasserspender in Betrieb. Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) nahm den ersten Schluck und erklärte anschließend: „Für die Klimaanpassung sind Trinkwasserbrunnen ein ‘Must have’ in Innenstädten.“
Stadtwerke ließen Projekt scheitern
Der Wasserspender wurde einige Jahre zuvor an selber Stelle abgebaut. Die Mainzer Stadtwerke erklärten das Projekt damals für gescheitert – trotz Richtlinien zur Trinkwasserverfügbarkeit von EU und Bund. „Die Kosten waren sehr hoch im Vergleich zu dem bisschen Wasser, was tatsächlich getrunken wurde“, sagt Frank Birmes, Abteilungsleiter für Netzmanagement bei den Mainzer Stadtwerken. Ein weiterer Grund für den Abbau sei Vandalismus gewesen. „Die Öffnung wurde zum Beispiel einmal mit einem Kaugummi zugeklebt.“ Es könne von den Stadtwerken nicht garantiert werden, dass solche Verschmutzungen und Vandalismus nicht erneut passieren. „Eigentlich sind wir kein Wasseranbieter, sondern verteilen und liefern dieses nur. An der Hauswand ist für uns normalerweise Schluss.“
Als Ersatz gab es die ‘Refill-Initiative’ in der Innenstadt. Bei teilnehmenden Geschäften kann jeder seine Flaschen kostenlos auffüllen lassen. Der Ortsvorsteher der Altstadt Brian Huck (Grüne) sah sich trotzdem zunehmend unter Rechtefertigungszwang, nachdem der Brunnen endgültig abgebaut wurde: „Wieso kriegen andere Städte wie Berlin oder Wien es hin, öffentliche Trinkwasserspender zu betreiben und Mainz nicht? Auch im Ausland wie den USA funktioniert das Konzept prima“, stellte er fest. „Irgendwann muss man einfach den Mut zusammen nehmen und sagen: Wir wollen das haben!“
Wille stärker als Probleme
Steinkrüger sagt: „Für mich war klar, als ich nach Mainz kam, dass wir so etwas brauchen. Den Betrieb des Brunnens habe daher ich beziehungsweise das Umweltdezernat übernommen.“ Die oben angeführten Probleme sollen damit gelöst sein: Die Stadtwerke sorgen für die Infrastruktur und alles ‘Unterirdische’ und die Stadtverwaltung kümmert sich um die Säule. Einmal wöchentlich wird sie desinfiziert und monatlich werden Trinkwasserproben zur Analyse ins Labor geschickt. „Unsere Mitarbeiter vom Ordnungsdienst zum Beispiel sind auch eher in der Stadt unterwegs, um Beschädigung vorzubeugen und zu kontrollieren.“
Für den Aufbau des neuen Brunnen am alten Standort zahlte die Stadt 9000 Euro. Ohne bereits vorhandene Infrastruktur wären die Kosten für die Errichtung noch höher, würden je nach Fall bei circa 24.000 Euro liegen. Dazu kommen jährliche Betriebskosten von 50.000 Euro pro Brunnen. Das Geld ist im städtischen Haushaltsplan eingeplant worden. Es würde theoretisch für drei weitere Brunnen im nächsten Jahr reichen.
Weitere Brunnen sollen folgen
So gut wie alle Ortvorsteherinnen und Ortsvorsteher in Mainz wünschen sich kostenlose Trinkwasserangebote in ihrem Stadtteil. Auch Bürger äußern diesen Wunsch immer wieder. „Wir müssen natürlich erst schauen, wo es überhaupt sinnvoll ist. Wo ist es besonders heiß, wo sind die Leute weit weg von ihrem zu Hause?“, sagt Frau Steinkrüger. Ob am Ende jeder Ortsteil einen Brunnen bekommt oder nach anderen Kriterien entschieden wird, kann die Umweltdezernentin noch nicht sagen. „Wir werden nicht zehn Brunnen im nächsten Jahr in die Stadt setzen“, sagt sie.
Die Infrastruktur vor Ort spiele ebenfalls eine große Rolle. Es braucht nahegelegene Wasserleitungen und Abwasserkanäle sowie einen Stromanschluss für die Technik. Die Leitungen sind auch der Grund, warum der Brunnen ab Herbst wieder abgeschaltet wird – aus Frostschutzgründen. Dieses mal soll die Abschaltung aber eine vorübergehende Maßnahme bleiben.