Jährlich sterben rund 3000 Menschen in Deutschland durch Hitze. So auch letzten Sommer, wie Daten des Robert Koch-Instituts zeigen. Städte sind von hohen Temperaturen besonders betroffen, da sich durch den hohen Versiegelungsgrad Hitzeinseln bilden. Viele Stadtverwaltungen setzen auf Hitzeaktionspläne, in denen Maßnahmen festgehalten werden, um das Gesundheitsrisiko für Bürger zu mindern. Denn laut Bundesärztekammer ist Hitze das größte durch den Klimawandel bedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland.
Die Stadt Mainz hat keinen eigenen Aktionsplan gegen Hitze. Stattdessen stellte sie im Februar dieses Jahres ihre „Strategie zur Anpassung an den Klimawandel“ vor, die jedoch wenig konkrete Maßnahmen enthält. Die 24 erarbeiteten Punkte müssten noch in genauen Konzepten ausgeführt werden. Das solle im Laufe der nächsten drei Jahre geschehen, sagte Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) in einem Interview.
Hitzeaktionstag bietet Hilfestellungen
Umweltverbände wie die Deutsche Umwelthilfe kritisieren das Tempo der Stadt Mainz. Sie forderten zum diesjährigen Hitzeaktionstag am 4. Juni mehr Hitzeschutz. Viele Städte wie Wiesbaden und Worms haben bereits einen Hitzeaktionsplan entwickelt. Der deutsche Städtetag stellte zahlreiche Positivbeispiele und Hitzepläne aus anderen Städten vor. So gibt es beispielsweise in Münster Warnsticker, die bei zu hohen Temperaturen in Gebäuden ihre Farbe verändern.
Außerdem stellte der Städtetag einen Leitfaden und viele detaillierte Informationen zur Erstellung der Pläne bereit. Auch das Bundesgesundheitsministerium nahm den Aktionstag zum Anlass, einen ausführlichen Maßnahmenkatalog zu veröffentlichen. Rund 40 konkrete Maßnahmen werden den Städten dort an die Hand gegeben.
Das Landesgesundheitsministerium überarbeitete den letztes Jahr eingeführte Hitzeaktionsplan für Rheinland-Pfalz. Am 5. Juni 2025 wurde das Dokument aktualisiert, in dem schnelle und längerfristige Vorkehrungen gegen Hitze vorgeschlagen werden. Die 50 Seiten sollen den Kommunen als Hilfestellungen dienen. Auf Bundesebene existiert bereits seit 2023 eine Hitzeschutzplan.
Welche Maßnahmen es in Mainz gibt
An Vorschlägen, Vorbildern und Leitfäden mangelt es demnach nicht. Trotz mehrere Anträge in der Vergangenheit und eines mit großer Mehrheit verabschiedeten Auftrags durch den Stadtrat 2022, gibt es in Mainz jedoch bis heute keinen expliziten Hitzeschutzplan. Wie steht es also um die empfohlenen Maßnahmen aus den Hitzeaktionsplänen von Bund und Ländern? Und wie lauten diese konkret?
Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) empfiehlt Städten sieben Maßnahmen, die auch in den Plänen der Gesundheitsministerien von Bund und Land aufgeführt sind: Grünflächen und Entsiegelung, mehr Wasserflächen, Verschattungsmaßnahmen, Angebote kühler Orte, Schutz von Wohnungslosen, Gebäudebegrünung und mehr Bäume.
Die deutsche Umwelthilfe (DUH) zeigt der Stadt beim ersten Punkt die rote Karte. Von 190 Städten landet Mainz auf Platz fünf der Städte mit der meisten Versiegelung in Deutschland. Auch das Grünvolumen ist gemessen an der Gesamtfläche mangelhaft und lässt die Ampel in der Studie auf rot springen. Eine Entsiegelung im großen Stil, wie sie Mannheim in den letzten Jahre schaffte, ist in Mainz nicht in Aussicht. Die DUH fordert nun, einen verpflichtenden Grün- und Wasserflächenanteil für Städte einzuführen.
Die Stadtverwaltung verweist dagegen auf ihre Begrünungs- und Gestaltungssatzung, die städtische Baumschutzsatzung und den Schutz von Kaltluftschneisen in der Bauleitplanung. In der Realität ist die Umsetzung und Einhaltung der Satzungen jedoch häufig schwierig, wie die extensive Bebauung einer Kaltluftschneise für ein neues Biotech-Areal beweist. Bei der öffentlichen Trinkwasserversorgung hingegen kann Mainz einen positiven Trend vorweisen. Zusätzlich zu dem Refill-Angebot in teilnehmenden Geschäften in der Innenstadt, wurden drei Trinkwasserbrunnen reaktiviert oder neu aufgestellt.
Hitzeschutz durch richtiges Verhalten
Beim Hitzeschutz setzt die Verwaltung vielmehr auf die Sensibilisierung der Bürger. Es gehe vor allem um Aufklärung. Die Leute unterschätzten die Gefahr, so Steinkrüger. Auf der Internetseite der Stadtverwaltung sind ausführliche Hitzeinformationen aufgelistet. Viele der Verhaltenstipps und Angebotshinweise werden auch von Gesundheitsämtern und dem deutschem Städtetag empfohlen. Besonders alte Menschen, chronisch Kranke und Wohnungslose gelten an Hitzetagen als besonders gefährdet.
Weitere Maßnahmen die in anderen Städten angewendet werden, aber in Mainz noch keine Verwendung finden sind zum Beispiel Hitzebusse, die an heißen Tagen Versorgung und Abkühlung bieten. Ein Hitzetelefon gibt es unter anderem in Köln und der Mainzer-Partnerstadt Erfurt. Dort können Informationen zu kühlen Orten oder andere Verhaltenstipps von Bürgern erfragt werden. Viele Städte bieten außerdem ihre Informationen zu kühlen Innen- und Außenräumen interaktiv an.