Emotionaler Moment für „Rosi aus Mainz“: Mutter auf Stolperstein verewigt

Auf Instagram hat die Mainzerin „Oma Rosi“ (Jahrgang 1934) mehr als 5000 Follower. Die Geschichten aus ihrem bewegten Leben in Mainz rührt die Menschen. Nun haben ihre Enkel eine ganz besondere Überraschung für sie organisiert.

Emotionaler Moment für „Rosi aus Mainz“: Mutter auf Stolperstein verewigt

Regelmäßig berichtet „Rosi aus Mainz“ in ihrem Instagram-Account aus ihrem Leben: wilde Storys aus den Siebzigern, Schönes wie Trauriges aus ihrem persönlichen Leben, aber auch über die Schrecken aus den Jahren des Zweiten Weltkriegs.

Besonders schockierend für sie war damals der Umgang mit ihrer eigenen Mutter, die 1944 in einer „Heilanstalt“ getötet wurde. Nun, nach fast 80 Jahren, bekam die in Mainz geborene Maria Frida Bremser am Freitag vor ihrem damaligen Haus in Ginsheim-Gustavsburg ein Denkmal gesetzt: Auf einem Stolperstein ist von nun an ihr Name zu sehen, ihr Geburts- sowie ihr Todestag. Ihr Stolperstein wird damit einer der ersten im ganzen Ort sein. Damals gehörte Gustavsburg noch zu Mainz.

„Wir als Familie freuen uns sehr, es hat Jahre gedauert, bis endlich der Termin feststand“, erklärt Rosis Enkelin Paula, die ihre Oma vor etwa einem Jahr zu dem Instagram-Kanal ermutigt hatte, gegenüber Merkurist. Ihre Enkel waren es auch, die die Stolperstein-Verlegung für ihre Mutter initiiert hatten.

„Es war das Ende meiner Kindheit“

Rosi, so erzählte sie einmal in einem ihrer Posts, war damals gerade einmal fünf Jahre alt, als es ihrer Mutter psychisch immer schlechter ging. So schlecht, dass sie ihren Alltag ohne Weiteres nicht mehr bewältigen konnte. Sie kam in eine Klinik für Nervenkranke in Mainz, blieb dort für drei Monate und kam wieder nach Hause.

Doch ihr Zustand besserte sich nicht. Besonders belastend waren für sie die Verdunklungen während der Bombardierungen. „Meine Familie stand unter großem Druck“, erzählt Rosi. Am 12. Dezember 1942 brachte ihr Vater Rosi zu ihrer Großmutter in die Boppstraße. „Dieses Datum hat sich bei mir eingebrannt, es war das Ende meiner Kindheit“, so Rosi. „Meine Mutter sah ich noch ein letztes Mal in der Eichberg-Klinik. Ihren Blick werde ich niemals vergessen.“ Sie wurde in die „Heilanstalt“ Hadamar verlegt. Dort starb sie zwei Jahre später, angeblich an Herzversagen.

Was später bekannt wurde: Damals war diese „Heilanstalt“ eine von sechs Tötungsanstalten der „Aktion T4“. Die Patienten wurden hier mit überdosierten Medikamenten, gezielter Mangelernährung und unterlassener medizinischer Versorgung getötet.

Zehn Jahre alt war Rosi, als ihre Mutter starb. Ihrem Wunsch, dass sie und „die vielen weiteren Opfer dieser Gräueltaten niemals vergessen werden“, kommt sie damit ein großes Stück näher.

Sichtlich gerührt zeigte sich Rosi am Freitag bei der Verlegung des Stolpersteins. „Ich möchte allen Danke sagen, die sich darum bemüht haben – in Erinnerung an meine Mutter. Danke!“

Rosi und ihre Enkelin Paula waren im August 2022 in der Merkurist-Redaktion zum Interview. Den Artikel zu dem Gespräch könnt ihr hier nachlesen:

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