Der Mainzer Kirschgarten: Warum tragen die Häuser hier so verrückte Namen?

Wilde Gans, Zum Beymberg, Haus zum Kleinen Elefanten: Einige Gebäude am Kirschgarten in der Mainzer Altstadt haben Namen, die Fragen aufwerfen. Wir haben uns auf die Suche nach ihrer Geschichte gemacht.

Der Mainzer Kirschgarten: Warum tragen die Häuser hier so verrückte Namen?

Für viele Menschen ist der kleine Platz in der Augustinerstraße das Highlight eines Altstadtbesuchs in Mainz: Mit seinen romantischen Fachwerkhäusern und dem Marienbrunnen hat der Kirschgarten einen ganzen besonderen Flair.

Woher stammt der Name „Im Kirschgarten“?

In einigen Geschichten wird davon ausgegangen, dass der Platz und die angrenzende Gasse ihren Namen von einem Baumstumpf haben, der am alten Backhaus „Zum Beymberg“ steht. Doch dieser Baumrest stammt nicht von einem Kirschbaum, sondern wohl von einer Eiche. Der fast versteinerte Poller sollte das Haus von den Kutschen schützen, die dort um die Ecke fuhren.

Stattdessen weiß man heute, dass der „Kirschgarten“ seinen Namen dem „Kirschborn“ verdankt, einer Quelle, die am Rochusspital entsprang. „Im Kirschgarten“ heißt übrigens bereits seit 1329 so. Anfangs gehörte der Platz zum Mainzer Domkapitel und war nur mehrere Meter breit zur Augustinerstraße hin offen. Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde er als der Platz ausgeweitet, der er heute ist.

Auch das älteste bekannte Mainzer Fachwerkhaus befindet sich hier: Das „Haus zum Aschaffenberg“ wurde wohl um 1450 erbaut. Einige weitere beeindruckende Bauten befinden sich in direkter Nachbarschaft.

Haus „Zur wilden Gans“

Unverkennbar mit der goldenen Gans an der Fassade ausgestattet, blickt das dreistöckige Gebäude mit der Nummer 30 auf eine ebenso lange Geschichte zurück wie das Haus zum Aschaffenberg. Als Wohnhaus stammt es wohl ebenso aus dem 15. Jahrhundert, wurde also fast zur selben Zeit gebaut wie sein direkter Nachbar. Im Lauf der Zeit wurde es zum Barockstil hin verändert. Renoviert wurde das Haus „Zur wilden Gans“ Anfang des 18. Jahrhunderts sowie noch einmal 1979. Damals wurde das Fachwerk im Obergeschoss freigelegt und wiederhergestellt.

„Haus zum Kleinen Elefanten“

Scheinbar geduckt neben seinen zwei Nachbarn befindet sich an der Ecke zum „Kirschgarten“ das nur 3,70 Meter schmale, rosa gestrichene Fachwerkhaus. Es steht gegenüber der Einmündung der Grebenstraße in der Augustinerstraße.

Das Haus, das „Zum Kleinen Elefanten“ genannt wird, hat zwei Reihen schmaler Fenster, unter jeder Brüstung ist eine festliche Dekoration eingearbeitet, in Form von geschwungenen Girlanden. Diese soll den Stil von Louis XVI nachahmen. Fünf Etagen hoch ist es, das Mansardwalmdach bildet eine Doppelgaube. Das Obergeschoss biegt sich stark zur Seite. Was dem Haus an Breite fehlt, macht es durch Tiefe wieder wett. Denn nach hinten misst es zwölf Meter.

Erbaut wurde das „Haus zum Kleinen Elefanten“ um 1780, ein Laden wurde im späten 19. Jahrhundert erst eingebaut. Sein Name ist ähnlich kurios wie etwa „Zur wilden Gans“. Genannt wurden die Gebäude wohl von den früheren Bewohnern so, da damals nicht die Straßennamen, sondern die Namen der Häuser entscheidend waren. Bis heute ist bei vielen der alten Namen in der Mainzer Altstadt die ursprüngliche Bedeutung aber unbekannt.

Madonnenbrunnen

Deutlich später als die Häuser am Kirschgarten wurde der charakteristische Brunnen mitten auf dem Platz errichtet. Der „Marienbrunnen“, auch „Madonnenbrunnen“ genannt, ist ein barockisierender Laufbrunnen von 1932. Gestiftet wurde er vom Mainzer Verschönerungsverein. Er ersetzte den vorherigen Brunnen aus Eisen. Die Statue in seiner Mitte ist eine Kopie der „Jungfrau Maria von Harxheim“, angefertigt von Jean Sauer. Ihre Namensgeberin wurde auch „Harxheimer Madonna“ genannt. Das Relief zeigt die Blasiuskapelle, die bis Anfang des 19. Jahrhunderts hier stand.