Dem queeren Zentrum „Bar jeder Sicht“ in der Mainzer Hinteren Bleiche droht die Schließung aus finanziellen Gründen. Wie der SWR zuerst berichtete, soll das Geld nicht mehr ausreichen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
„Die gestiegenen Strom-, Wasser- und Gaskosten bringen uns an unser finanzielles Limit“, wird Diana Gläßer aus dem Vorstand des Trägervereins „Sichtbar Mainz e. V.“ zitiert. Die Bar finanziere sich durch Mitgliedsbeiträge, die Einnahmen der Bar sowie eine jährliche Förderung der Stadt Mainz von etwa 30.000 Euro. Diese Summe reiche nun wegen der gestiegenen Kosten nicht mehr aus.
Als erste Sparmaßnahme soll die Küche der Bar ab dem 1. November schließen. „Wir können das Küchenpersonal nicht mehr bezahlen“, erklärt Gläßer gegenüber dem SWR. Die Preise wolle man bewusst nicht anheben, da die „Bar jeder Sicht“ für jeden zugänglich sein solle, unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten. Doch diese Maßnahme allein genüge nicht.
„Wir machen hier Suizid-Präventionsarbeit“
Die „Bar jeder Sicht“ ist nicht nur ein Gastronomiebetrieb. Für Diana Gläßer stehe hier auch soziale Arbeit im Vordergrund, so beuge man auch Suiziden vor. Die Suizid-Rate bei geouteten Jugendlichen sei sechsmal höher als bei anderen. „Viele werden von ihren Familien verstoßen, wenn sie sich outen, das fangen wir auf“, so Gläßer laut dem SWR. Das Zentrum bietet Einzelberatungen und Gruppentreffen an, um Menschen zu unterstützen, die beispielsweise Diskriminierung am Arbeitsplatz oder Anfeindungen auf der Straße erleben.
Außerdem gibt es in der „Bar jeder Sicht“ Kulturabende, Theater und Spieletreffs. Man wolle queeren Menschen aus Mainz und der Umgebung einen sicheren Ort bieten.
Rettungsplan soll Schließung verhindern
Um die drohende Schließung abzuwenden, hat der Verein dem SWR zufolge einen Rettungsplan entwickelt. So soll im November ein Gespräch mit dem Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) stattfinden, um eine Erhöhung der Fördergelder für die „Bar jeder Sicht“ zu erreichen. Der Verein verweise dabei auf den Koalitionsvertrag der Stadt, in dem es heiße, „dass das queere Kulturzentrum ‘Bar jeder Sicht’ gesichert und gestärkt werden“ solle. Zudem sollen Stadtratsmitglieder und Bürgermeister aus dem Umland um Unterstützung gebeten werden.
Auch große Unternehmen wie Boehringer Ingelheim, BioNTech und Werner & Mertz wolle der Vorstand um Spenden bitten. Darüber hinaus könne jeder das Zentrum unterstützen. „Einfach bei uns Mitglied werden und uns über den Mitgliedsbeitrag ab 8 Euro finanziell unterstützen“, appelliert Gläßer gegenüber dem SWR. Die Hilfe werde dringend benötigt: „Denn wenn wir nicht bald Geldgeber finden, dann müssen wir Ende des Jahres schließen.“