Vor 170 Jahren, am 23. März 1853, rollte der erste Zug von Mainz aus in Richtung Worms – von der heutigen Rheinstraße aus. Der Bahnhof, von dem die Eisenbahn aus startete, war der erste seiner Art in Mainz.
Damals gehörte Mainz noch zum Großherzogtum Hessen. Als seine größte Stadt hatte sie eine wichtige Bedeutung für den Handel. Erst acht Jahre zuvor, im Oktober 1845, wurde hier auch die Hessische Ludwigsbahn (HLB) gegründet. Sie sollte später mit 697 Kilometer Streckenlänge eine der größten Privatbahnen Deutschlands werden.
Kopfbahnhof zwischen Rhein und Holzturm
Erstes Nutzungsrecht erhielt die HLB für die Strecke von Mainz nach Worms, die später bis zur Pfalz in Bayern ausgebaut wurde. Mit dem Bau des Mainzer Bahnhofs wurde 1847 begonnen, er dauerte etwa sechs Jahre. Der Standort des neuen Kopfbahnhofs: zwischen Rhein und Holzturm, in der Nähe der damaligen Kaponniere Fort Malakoff. Für den Bau des „Ludwigsbahnhofs“ mussten sogar Teile der alten Festung durchbrochen und verlegt werden. Fünf Jahre nach seiner Inbetriebnahme wurde er in Centralbahnhof umbenannt.
Der weitgehend schmucklose Bahnhof bestand aus Empfangsgebäuden, drei Wagenhallen, einem Lok- und einem Güterschuppen. Aufhalten konnten sich die Reisenden in einem Pavillon, der in Stadtrichtung stand. Hier waren auch Büros und der Fahrkartenverkauf sowie die Wohnung des Bahnhofvorstehers untergebracht. Über eine offene Galerie, der über die Gleise führte, erreichte man einen zweiten Pavillon, in dem sich die Verwaltung sowie das Zimmer des Fürsten befanden.
Zweiter Bahnhof in heutiger Neustadt
Als die Hessische Ludwigsbahn auch die Rhein-Main-Bahn übernahm und die Strecke 1859 in die andere Rheinrichtung erweitert wurde, musste auch der Bahnhof umgebaut werden, von einem Kopf- in einen Durchgangsbahnhof. Gleichzeitig wurden die Gebäude erweitert, es gab nun ein Restaurant, Personalräume und Wartesäle. Vorher mussten die Reisenden in Richtung Bingen von einem zweiten Bahnhof aus abfahren, der sich auf Höhe der heutigen Grünen Brücke in der Mainzer Neustadt befand.
Besonders lange bestand der Bahnhof in der Altstadt jedoch nicht, bereits 1885 wurde er wieder abgerissen – denn der neue Centralbahnhof an seinem heutigen Standort wurde eröffnet. Es war die Idee des Stadtbaumeisters Eduard Kreyßig, den Bahnhof in den Westen der Stadt zu verlegen. An Stelle des alten Bahnhofs in der Altstadt entstand ein Lazarett. Heute befinden sich hier das KUZ und das Fort Malakoff.