Viele der Kinder in der Krippe krabbeln noch: 10 Monate alt sind die jüngsten. Passenderweise hat das Haus in Mainz, in dem sich die Krippe befindet, eine Fußbodenheizung. Anfang des Jahres dann jedoch der Schock: Die Heizanlage im Keller wurde ohne Vorwarnung ausgebaut. Fußboden, Wasser – alles kalt.
Heizlüfter statt Fußbodenheizung
Am 6. Januar wollte die Krippe nach den Weihnachtsferien wieder öffnen. Dabei hätten die Mitarbeiter eine böse Überraschung erlebt, erzählt eine Erzieherin. „An dem Montag war es wirklich bitterkalt. Wir haben die Kinder noch bis zum Mittagessen betreut, danach ging es nicht mehr.“ Dass das Haus zu der Zeit ohne Heizung auskommen musste, darüber habe der Vermieter sie vorher nicht informiert. „Wir mussten das am Montagmorgen irgendwie an die Eltern kommunizieren, das war alles sehr kurzfristig und sehr holprig.“
Die Eltern seien zwar nicht begeistert gewesen, hätten aber Verständnis für das Problem gezeigt – und brachten schließlich Heizlüfter als Notlösung mit. „Wir haben ganz viele Krabbelkinder, die kühlen schnell aus, wenn sie so viel Zeit auf dem kalten Boden verbringen“, so die Erzieherin. Dank der Heizlüfter habe die Krippe nach dem Kälte-Schock dann ab Dienstag wieder ganztägig Betreuung anbieten können. „17 bis 18 Grad waren es dann, das ging einigermaßen. Die Kinder und wir sind wärmer angezogen und viel in Bewegung.“
Bewohner schon länger ohne Heizung
So plötzlich, wie die Krippe und die Eltern darauf reagieren mussten, sei der Heizungsausfall selbst allerdings nicht aufgetreten. „Schon seit dem 1. Januar war das Anwesen ohne Heizung“, erzählt eine Bewohnerin des Hauses gegenüber Merkurist. Dass die Heizung nicht nur ausgefallen sei, sondern ausgebaut wurde, habe sie erst von den anderen Bewohnern erfahren. „Der Vermieter hat uns in keinster Weise informiert.“
Aus welchem Grund die Heizung überhaupt ausgebaut wurde, dazu hätten die Mieter auch nur spärliche Informationen erhalten. „Es gab keine genauen Angaben, nichts Schriftliches. Auf meine Nachfrage beim Vermieter, was mit Heizung und Warmwasser sei, kamen nur nicht nachvollziehbare Details zu einem Familienstreit“, sagt die Bewohnerin. Denn: Die Firma, die zuvor die Heizungsanlage verwaltetet habe, gehört wohl dem Sohn des Vermieters.
Heizungsausbau wegen Familienstreit?
Der Sohn soll den Heizungsvertrag nach Informationen der Mieter im Juni 2024 regulär gekündigt haben. Bereits Anfang des Jahres sei das angekündigt gewesen. „Der Vermieter hat’s lange genug gewusst“, so die Bewohnerin. Ihr gegenüber habe der Vermieter sogar erzählt, dass er sich schon um eine neue Heizung gekümmert habe. „Als die Heizung letztes Jahr wieder einmal ausgefallen war, sagte er, die neue Heizung sei schon da und es wäre alles kein Problem, als ich ihn darauf ansprach“, sagt sie. „Fakt ist: Da gab es keine neue Heizung.“
Darüber hinaus habe der Vermieter mehrfach versucht, die Bewohner in seine Familienstreitigkeiten zu ziehen. „Am Telefon meinte er mal, dass sein Sohn gar nicht kündigen dürfe.“ Ähnlich sei er auch schon in der Vergangenheit vorgegangen, wenn Heizung und Warmwasser ausfielen. „Er schob immer die Schuld auf den Sohn, wir sollten den Sohn anzeigen, verlangte er. Er erzählt Storys ohne Ende und immer ist der Sohn schuld“, kritisiert die Bewohnerin.
„Nicht mal eine Erklärung oder Entschuldigung“
Statt des Einblicks in den Familienstreit hätte sie sich lieber eine schnelle Lösung gewünscht. „Die Streitigkeiten der beiden interessieren uns Mieter nicht“, stellt die Bewohnerin klar. „Es ist frustrierend, in einer eiskalten Wohnung zu sitzen, sich mit eiskaltem Wasser die Hände zu waschen und eine Duschgelegenheit außerhalb suchen zu müssen.“
Am Abend des 8. Januar dann ein Fortschritt: Eine neue Heizung wurde eingebaut, sowohl die Hausbewohner als auch die Krippe hatten wieder warmes Wasser. Die Fußbodenheizung habe jedoch weiterhin Probleme gemacht. „Und das alles wieder ohne Information, nicht mal eine Erklärung oder Entschuldigung“, so die Bewohnerin. „Für mich waren das harte acht Tage, die starke Einschränkungen in der Lebensqualität bedeuteten. Acht Tage ohne Heizung im Winter sind acht Tage zu viel – denn wir zahlen ja dafür.“
Mieter berichten von jahrelangen Problemen
Für sie stehe fest: „Ich für meinen Teil werde ausziehen.“ Schon länger lägen im Haus viele Sachen im Argen. Grundsätzlich beantworte der Vermieter keine Mails, immer wieder gebe es Probleme mit der Heizung und dem Aufzug. Aktuell warnt dort ein Zettel vor „Benutzung der Aufzugsanlage auf eigene Gefahr“, da der Notrufknopf nicht funktioniere.
Seit vier Jahren bleibe das Hauseingangslicht dunkel, „weil er es nicht mehr schafft, die Birne zu wechseln“, so die Bewohnerin. Gleichzeitig würden jedes Jahr Nebenkosten wie Hausmeistertätigkeiten oder Treppenhausreinigung abgezogen – obwohl niemand je solche Arbeiten beobachtet habe. Andere Bewohner hätten sich nun an Anwälte oder den Mieterschutzbund gewandt.
Auch Krippe hat Ärger mit Vermieter
Auch die Mitarbeiter der Krippe berichten von jahrelangen Problemen. „Das waren schon häufiger negative Erfahrungen in der Vergangenheit“, meint die Erzieherin. Mehrfach sei der Vermieter über das Gelände gelaufen und habe dann das Tor offen stehen lassen. „Das ist für uns natürlich gefährlich, weil die Kinder dann einfach auf die Straße laufen können.“
Der Heizungsausfall am Jahresanfang sei allerdings besonders ärgerlich gewesen. „Das geht ja nicht, dass man hier im Kalten sitzt – und dann sogar noch die Miete erhöht werden soll.“ Dass er die Mitarbeiter der Krippe nicht über die ausgefallene Heizung informierte, habe der Vermieter folgendermaßen begründet: „Er sagte, er habe nicht gewusst, dass wir andere Ferienzeiten als die Schulen haben.“
Der Vermieter des Hauses wollte sich auf Merkurist-Anfrage nicht zu diesen Vorwürfen äußern. Auch eine Anfrage an den Sohn des Vermieters blieb bis zum Erscheinen dieses Artikels unbeantwortet.