Nachtfalter in der Wohnung: Warum sind es in diesem Jahr so viele?

Im Sommer haben viele Insekten Hochsaison, darunter auch die Nachtfalter. Hat man sie nachts in der Wohnung, ist das für viele kein Grund zur Freude. Doch sind in diesem Sommer besonders viele von ihnen unterwegs?

Nachtfalter in der Wohnung: Warum sind es in diesem Jahr so viele?

Sie stechen nicht, sie brummen nicht, sie hinterlassen keine Schäden – und doch freut man sich nicht unbedingt, sie in der Wohnung zu haben. Derzeit sind Nachtfalter besonders aktiv. Wenn man das Licht anmacht und die Fenster offen lässt, hat man schnell ein paar von ihnen im Zimmer. Wenn sie dann noch an der Wand entlangfliegen, ist die Nachtruhe schon mal dahin. Doch sind in diesem Sommer besonders viele Nachtfalter unterwegs? Diesen Eindruck haben zumindest einige Leser.

Nicht immer handelt es sich dabei um dieselbe Art. Hier sind zwei Exemplare aus einer Wohnung in der Mainzer Neustadt:

Wie Rainer Michalski vom NABU Rheinhessen auf Merkurist-Anfrage erklärt, handelt es sich im ersten Bild um eine sogenannte Gammaeule, im zweiten um eine Hausmutter. Beide seien gängige Nachtfalter-Arten in Deutschland, von denen es insgesamt Tausende gebe. Umgangssprachlich wird zwar auch immer wieder von „Motten“ gesprochen, doch der Begriff bezieht sich eigentlich auf kleinere Schädlinge, etwa die Kleidermotte oder die Dörrobstmotte.

Nachtfalter seien dagegen „vollkommen harmlos“. Wenn sie sich in die Wohnung verflogen haben, seien sie höchstwahrscheinlich vom Licht angelockt worden. Dass es in diesem Jahr besonders viele Nachtfalter geben soll, sei dem NABU bisher nicht aufgefallen. Allerdings könne es sein, dass einige Arten wie die Hausmutter wegen des recht kalten Frühlings in diesem Jahr später als sonst unterwegs seien. „Möglich ist also, dass man jetzt mehr Tiere gleichzeitig sieht“, so der NABU-Experte. Das sei aber nur eine Vermutung. Generell fliegt die Hausmutter in Mitteleuropa von Juni bis Oktober.

„Mehr Insekten? Ein gutes Zeichen“

Und was mache ich nun, wenn viele Nachtfalter in meine Wohnung kommen? Eigentlich, so Michalski, sei das erst einmal ein sehr gutes Zeichen. „Wir reden leider immer mehr vom Insektensterben und viele Arten gehen auch zurück. Wenn bestimmte Arten nun häufiger auftreten sollten, wäre das doch eine gute Nachricht.“

Um zu verhindern, dass die Nachtfalter in die Wohnung fliegen, rät er zu Fliegengittern oder Perlenvorhängen. Sind sie einmal drin, könne man sie mit Glas und Postkarte problemlos einfangen und nach draußen bringen. „Das kann man nahezu bei allen Insekten so machen“, sagt Michalski. Generell seien Nachtfalter sehr wichtig für das Ökosystem, ähnlich wie Bienen. „Als Bestäuber haben sie für viele Pflanzen eine große Bedeutung. Außerdem sind sie wichtige Nahrungsquelle für Vögel und Fledermäuse.“

Und: Nachtfalter sind auch Schmetterlinge. Während die bunten Tagfalter generell als schön wahrgenommen werden, ist das bei den oft einfarbig braunen Nachtfaltern eher nicht der Fall. Zu unrecht, wie NABU-Experte Michalski findet. Die Schönheit der Hausmutter zeige sich etwa an den Unterflügeln, die anders als der Rest des Tieres orange sind. Die Gammaeule hat hingegen ein weißes Zeichen an den Flügeln, das dem griechischen Buchstaben Gamma ähnelt. Michalski sagt: „Wenn man genauer hinschaut, sind auch Nachtfalter wirklich schön und haben oft tolle Muster auf den Flügeln.“

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