Viele Mainzer nennen den Grünstreifen in der Mitte der Kaiserstraße auch „Haschwiese“. Schon lange hat es in dem Bereich Probleme mit Drogenkriminalität gegeben, Dealer verkauften hier vor allem Haschisch und Marihuana. Um den ihnen weniger Verstecke zu bieten, wurden schon um die Jahrhundertwende Sträucher und Büsche hinter dem Stadthaus entfernt. Im Jahr 2017 richtete die Mainzer Polizei eine Arbeitsgruppe ein, die sich speziell um Drogendelikte in Kaiserstraße und Bleichenviertel kümmerte.
Doch wie ist der aktuelle Stand? Gibt es in der Kaiserstraße immer noch ein Problem mit Drogenkriminalität? Diesen Eindruck hat zumindest ein Merkurist-Leser. Mitten am Tag werde dort immer wieder offen gedealt, schreibt er in seinem Snip.
Verstöße „signifikant gestiegen“, aber …
Tatsächlich sei die Zahl der Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz an der Kaiserstraße von 2022 bis 2024 „signifikant gestiegen“, wie Polizeisprecher Rinaldo Roberto auf Merkurist-Anfrage mitteilt. Waren es im Jahr 2022 noch 44 Verstöße, konnte die Polizei im vergangenen Jahr 86 Verstöße registrieren. Der Anstieg dürfte allerdings auf das Ende der Coronaregeln zurückzuführen sein. „Verglichen mit den Fallzahlen von vor der Pandemie ist eher ein konstant bleibendes Niveau zu erkennen“, so der Polizeisprecher. Im Jahr 2018 waren es 95 Verstöße, ein Jahr später 75. In diesem Jahr wurden bis Mai 16 Verstöße registriert.
Fest steht jedenfalls: „Anhand der Fallzahlen handelt es sich bei der Parkanlage der Kaiserstraße um einen Schwerpunkt der Betäubungsmittelkriminalität im Stadtgebiet Mainz“, so Roberto. Daher sei der Ort auch im Sinne des Polizei- und Ordnungsbehördengesetz Rheinland-Pfalz (POG) als „gefährlicher Ort“ eingestuft worden. Das gelte auch für weitere Bereiche wie das Bleichenviertel und das gesamte Bahnhofsumfeld. Roberto sagt: „Die dort festgestellten Fallzahlen befinden sich auf einem ähnlichen Niveau, sodass von der Kaiserstraße nicht von einem alleinigen Schwerpunkt gesprochen werden kann.“
Was hat sich durch die Cannabis-Legalisierung geändert?
Grund für die verstärkte Drogenkriminalität in der Kaiserstraße sei vor allem die Nähe zum Verkehrsknotenpunkt Hauptbahnhof. Roberto teilt mit: „Hier befinden sich weiterhin diverse Lokalitäten, welche als soziale Treffpunkte dienen. Damit einhergehend kommt es in diesen Bereichen zwangsläufig zu einem hohen Personenaufkommen und einer damit einhergehenden Anonymität, was generelle kriminelle Handlungen begünstigt.“ Um gegen die Drogenkriminalität vorzugehen, würden vor allem in diesen Bereichen „schwerpunktmäßig Personenkontrollen durchgeführt“.
Doch was hat sich durch die Legalisierung von Cannabis am 1. April dieses Jahres geändert? Bisher habe die Polizei festgestellt, dass die Konsumverbotszonen überwiegend eingehalten würden, so Roberto. Bei Personenkontrollen seien keine signifikanten Änderungen festgestellt worden. Allerdings könne nach zwei Monaten noch kein aussagekräftiges Fazit gezogen werden.