Nach anhaltender Kritik an der Sauberkeit in der Mainzer Innenstadt wollen die Verantwortlichen nun handeln. Unter dem Motto „Mainz glänzt“ startet eine umfassende Offensive, bei der Straßenzüge eine Grundreinigung erhalten und Haltestellen in Vorzeigezustand versetzt werden sollen.
Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) erklärte: „Nach Mainz leuchtet, kommt jetzt quasi Mainz glänzt.“ Es gehe darum, dass die Menschen sich in ihrer Stadt wohlfühlen, und „Sauberkeit ist ganz grundlegend dafür“. Zusammen mit Vertretern von Stadtwerken, Stadtverwaltung und Mainzer Mobilität präsentierte Haase am Montagmittag die Kampagne an der frisch gesäuberten Haltestelle Schusterstraße.
Geplant ist, dass die Stadtverwaltung nach Fastnacht mit einer Grundreinigung der besonders belebten Bereiche der Innenstadt beginnt. Dabei sollen die Beläge gesäubert und Kaugummis entfernt werden. Laut Haase habe man trotz Maßnahmen wie neuer Mülleimer noch „Luft nach oben“ beim Erscheinungsbild mancher Innenstadtbereiche.
Die Aktion startet zunächst in der Achse von der Bahnhofstraße bis zum Schillerplatz – im nächsten Jahr sollen Einkaufsstraßen wie die Schuster- und die Lotharstraße folgen.
Offensive bei Bus und Bahn
Die Mainzer Mobilität hat bereits jetzt eine „Haltestellenoffensive“ gestartet. Wie Daniel Gahr, Vorstandsvorsitzender der Mainzer Stadtwerke, erläuterte, konzentriert man sich bis Ende des Jahres auf 16 Haltestellen mit rund 45 Haltepunkten in der Innenstadt. Dazu zählen unter anderem der Hauptbahnhof, der Schillerplatz, das Höfchen und die Rheingoldhalle. Dort werden Aufkleber entfernt, Lampen repariert und Böden gereinigt.
Die Arbeiten sind bereits zur Hälfte abgeschlossen und sollen bis Weihnachten beendet sein. Im Januar und Februar folgen dann weitere Haltestellen entlang der Rheinachse und rund um den Kaiser-Wilhelm-Ring – bis zum Frühjahr sollen alle Straßenbahnhaltestellen fertig werden.
Die Haltestellen sollen damit ihren „Visitenkarten-Charakter“ zurückbekommen und „in einen Zielzustand versetzt werden, der Anspruch an Sauberkeit, Information und Sicherheit gerecht wird“, so Florian Wiesemann, Geschäftsführer der Mainzer Mobilität.
Auch Busse und Straßenbahnen sollen gereinigt werden. Wie Wiesemann erzählt, seien seit einem Wechsel des Reinigungsdienstleisters im Sommer zeitweise alle Fahrzeuge vor der Abfahrt morgens kontrolliert worden. Verschmutzungen erwiesen sich demnach als Einzelfälle, die an verschiedenen Stellen im Liniennetz auftreten. Als Konsequenz daraus melden Busfahrer ab sofort selbst stärkere Verunreinigungen im Betrieb an die Leitstelle. Diese entscheidet dann, ob ein Reinigungsteam zur Unterwegs-Reinigung geschickt oder das Fahrzeug ausgetauscht wird.
Die vorherige Vermutung, dass hinter starken Verschmutzungen Muster stecken, beispielsweise verstärkt im Schulverkehr auftreten, sei durch die Erhebung nicht bestätigt worden: „Es handelt sich nicht um systematische Probleme, sondern um Einzelfälle. Bei hohem Aufkommen leidet die Sauberkeit immer ein Stück weit“, sagt Wiesemann.
Appell an die Bürger
Die Verantwortlichen sagen, dass eine saubere Stadt eine Gemeinschaftsaufgabe sei. „Müll und Schmierereien fallen nicht vom Himmel, sondern werden natürlich von Menschen verursacht“, sagt Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne). Die Kampagne „Mainz glänzt“ soll daher auch die Bürger dazu aufrufen, sorgsamer mit dem öffentlichen Raum umzugehen.
Gerade Schmierereien und Vandalismus seien ein großes Problem. Kaum seien Haltestellen gereinigt, gäbe es schon wieder neue Aufkleber. So auch der Fall bei der Haltestelle Schusterstraße: Einen Tag nach Abschluss der Reinigungsarbeiten klebte schon wieder ein Sticker auf der digitalen Infosäule – beim Entfernen wurde der Lack beschädigt.
Oberbürgermeister Haase stellt klar, dass Schmierereien und Sticker „kein Kavaliersdelikt, sondern klare Sachbeschädigung“ seien. Man nehme den Kampf dagegen ernst, könne es aber nur mit Mithilfe der Bürger schaffen, nachhaltig für Sauberkeit zu sorgen.
Die Kosten der gesamten Aktion liegen laut Haase im sechsstelligen Bereich. Der Oberbürgermeister plant, nach Auswertung des Pilotprojekts ein festes Budget im Haushalt zu verankern, um solche Intensivreinigungen regelmäßig zu ermöglichen. Außerdem sollen nach Abschluss die gesammelten Daten zu Kosten, Arbeitsaufwand und Verbesserungsmöglichkeiten geprüft werden.