Mainzer Naturschutzgebiet soll ausgeweitet werden

Im Mainzer Stadtgebiet ist die Fläche an naturnahen Gebieten rar. Nun will die Stadt 2000 Quadratmeter ehemaliges Baugebiet an den Großen Sand anschließen.

Mainzer Naturschutzgebiet soll ausgeweitet werden

Zwischen Mombach und Gonsenheim liegt eines der wertvollsten Naturschutzgebiete der Region: Der „Große Sand“ ist ein Relikt aus der nacheiszeitlichen Steppenlandschaft und Heimat von seltenen Pflanzen und Tieren. Einige von ihnen kommen weltweit nur noch hier vor. Der „Sand“ grenzt direkt an den Lennebergwald an und wird seit über 50 Jahren von einer Autobahn durchschnitten.

Nun soll das Mainzer Naturschutzgebiet zusätzliche Fläche bekommen. Beschlossen hat das die Stadt, nach einem Gutachten zu möglichen Standorten für mehr Biodiversität. Eine 2000 Quadratmeter große Fläche, die einst als Bauland vorgesehen war, soll dazu umgewidmet werden. Sie befindet sich in einem Randgebiet des Sands, hinter dem Mombacher Sportpark. Ziel sei es, die Fläche als „Verbindungsglied vom Naturschutzgebiet bis zum Vorderen Gonsbachtal“, so die Stadt. „Das Gebiet ist ein Rückzugsort für Tiere und Pflanzen, und wir wollen erreichen, dass sich die Arten mehr durchmischen“, erklärt Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) bei einem Termin vor Ort.

Saatgut aus dem Sand wird ausgebracht

Erster Schritt ist nun, die Fläche wieder freizulegen, damit der Sandboden zum Vorschein kommt. Dazu werden demnächst die hoch wachsenden Gräser, die sich hier angesiedelt haben, gemäht, und dem Boden so der Stickstoff entzogen. In einer größeren Pflegeaktion soll dann Saatgut aus einer Mahd im Sandgebiet ausgebracht werden. So könnten sich dann im Lauf der Zeit wieder die für den Sand typischen Pflanzen ansiedeln.

Eng begleitet wird das Projekt von Wissenschaftlern des Mainzer Naturhistorischen Museums (Nhm). „Wir sind sehr interessiert an dem Projekt, daher wollen wir hier einen Beitrag leisten“, so Dr. Bernd Herkner, der Direktor des Nhm. „Im Vergleich zum Kerngebiet des Großen Sands wachsen hier 30 bis 50 Arten weniger“, ergänzt Dr. Axel Schönhofer, der als Experte das Grün- und Umweltamt bei der Arbeit unterstützen wird. Regelmäßige Pflegeaktionen seien notwendig, um den Sandboden offen zu halten. „Die eigentlich dazu notwendigen Winde werden von den umliegenden Siedlungen abgebremst“, so Schönhofer. Außerdem müssten immer wieder gebietsfremde Pflanzen (Neophyten) entfernt werden. In ein oder zwei Jahren könne man bereits die ersten Blühpflanzen sehen, prognostiziert Schönhofer.

Laut Annette Kuchelmeister vom Grün- und Umweltamt ist es möglich, dass künftig noch weitere Flächen ans Naturschutzgebiet angeschlossen werden. „Wir werden erst einmal beobachten, wie sich das Gebiet entwickelt, dann gehen wir andere Flächen an, bei denen wir ein gutes Potential sehen.“

Hintergrund:

Der Mainzer Sand, der sich an den Lennebergwald anschließt, ist seit 1939 auf nationaler Ebene als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Auch gehört er zum europäischen Natura 2000-Netzwerk und ist als FFH- (Fauna-Flora-Habitat) und EU-Vogelschutzgebiet geschützt.

Als Überbleibsel der nacheiszeitlichen Steppenlandschaft beherbergt er etliche seltene und geschützte Pflanzen- und Tierarten. Seit vielen Jahren setzen sich Naturschutzverbände aus Mainz für den Erhalt und die Pflege des Gebiets ein sowie gegen den sechsspurigen Ausbau der Autobahn in diesem Bereich.