Auf einer Mainzer Partynacht am 29. Januar soll Sasha* zum ersten Mal in ihrem Leben körperliche Gewalt erfahren haben. Gegenüber Merkurist erzählt die Transfrau, dass sie einen queerfeindlichen Hintergrund vermutet.
In Sashas Augen begann alles ganz harmlos. Weil ihr Begleiter zu viel getrunken habe, seien sie und er gebeten worden, zu gehen. Das hätten sie auch umgehend getan. An der Garderobe seien sie von einem Türsteher erneut aufgefordert worden, das KUZ zu verlassen. Weil die Aufforderung sehr harsch gewesen sei, habe sie dem Türsteher beim Gehen einen verächtlichen Blick zugeworfen und gefragt: „Kann man das auch normal sagen?“ Während sie schon die Treppe Richtung Ausgang hinuntergestiegen sei, sei der Türsteher plötzlich hinter ihr her gesprintet, habe sie am Hals gepackt und ihren Kopf mehrfach gegen die Steinwand geschlagen. Drei Besucherinnen und weitere Security-Mitarbeiter hätten den Vorfall beobachtet. Vom Security-Personal sei niemand eingeschritten.
Türsteher habe sie am Hals gepackt
Sasha sei daraufhin verstört vor den Eingang getreten, wo die drei Frauen, die den Vorfall beobachtet hätten, ihr geraten hätten, Anzeige zu erstatten. Sie habe dem Türsteher, der ebenfalls mit nach draußen vor den Club gekommen sei, daraufhin angekündigt, ihn anzuzeigen. Dabei habe sie auch gesagt, dass sie Recht studiere. Der Türsteher habe sie danach erneut am Hals gepackt und ihren Kopf dieses Mal gegen einen Kasten geschlagen, der vor dem KUZ-Eingang stehe. Dabei habe er gesagt, Sasha halte sich wohl für etwas Besseres. Die drei Zeuginnen des Vorfalls hätten während dieses zweiten Übergriffs gerufen, dass der Türsteher sie loslassen solle. Wieder seien die anderen Sicherheitsmänner nicht eingeschritten. Besonders brisant findet Sasha diesen zweiten Übergriff, da er außerhalb des KUZ-Geländes geschehen sei. Dort sei schließlich auch nicht mehr der Einsatzbereich des Türstehers.
Sasha habe dann die Polizei alarmiert und den Vorfall den Beamten geschildert, als diese eintrafen. Die drei Beobachterinnen hätten ihre Schilderung bestätigt. Der Türsteher habe gesagt, seine Reaktion sei angemessen gewesen. Er habe sich mit „Gefahr im Verzug“ gerechtfertigt. Die übrigen Security-Mitarbeiter hätten abgestritten, dass es eine unangemessene Gewaltanwendung gegeben hätte. Sie hätten nichts gesehen.
Weil sie den Türsteher aus ihrer Sicht zu keiner Zeit körperlich provoziert habe, halte Sasha Transfeindlichkeit oder Queerfeindlichkeit für wahrscheinlich. Der Türsteher habe sie auch beständig „er“ genannt, erinnert sie sich.
Das sagen Polizei und KUZ
Auf Anfrage von Merkurist stellt die Polizei folgende Informationen zu dem Vorfall bereit: Die Beamten seien am 29. Januar um 3:32 Uhr von einer Person – offensichtlich Sasha – darüber informiert worden, dass sie im KUZ eine Körperverletzung erlitten habe. Daraufhin habe die Polizei zu ermitteln begonnen. Bisher habe sich ergeben, dass die Person, die die Polizei gerufen hatte, wegen des Verdachts auf Betäubungsmittelmissbrauch auf einer Toilette des KUZ verwiesen werden sollte.
Da die Person nicht kooperativ gewesen sei, sei sie von einem Mitarbeiter aus dem KUZ geführt worden. Dabei sei es zu einer Situation gekommen, bei der sie gegen einen Kasten oder ähnliches gestoßen worden sei. Sichtbare Verletzungen hätte sie nicht gehabt, allerdings hätte eine Polizeibeamtin vage eine „minimale Beule“ ertasten können. Eine ärztliche Behandlung sei nicht nötig gewesen. Einen freiwilligen Alkoholtest habe die Person abgelehnt.
Die Polizei Mainz habe im Zusammenhang mit der angezeigten Körperverletzung ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, für das alle beteiligten Personen und Zeugen zunächst angehört würden. Wenn diese Ermittlungen abgeschlossen seien, werde das Verfahren an die Staatsanwaltschaft Mainz gegeben. Hinweise auf ein queerfeindliches Motiv seien für die Polizei nicht erkennbar gewesen und während des Einsatzes auch nicht thematisiert worden. Auch die Ansprechstelle LSBTI der Polizei Rheinland-Pfalz sei von der Person nicht kontaktiert worden.
Der Ansprechpartner des KUZ, Philipp Meier von mainzplus Citymarketing, äußerte sich auf Anfrage von Merkurist folgendermaßen: Man könne zum Vorfall selbst keine Auskunft geben, da man von der Polizei wisse, dass es ein Ermittlungsverfahren gebe. „Zu laufenden Ermittlungsverfahren geben wir generell keine Auskünfte.“ Allerdings betont Meier, „dass die Stadt Mainz und auch wir als stadtnahe Gesellschaft für Weltoffenheit und Akzeptanz stehen und jegliche Form von Diskriminierung ablehnen.“ So habe beispielsweise der CSD schon mehrfach im KUZ gefeiert. Auch arbeite man seit vielen Jahren eng mit dem queeren Mainzer Verein „Schwuguntia“ zusammen und habe Ende letzten Jahres mit der „QUZ“ eine gemeinsame Partyreihe geschaffen.
*Der Name wurde von der Redaktion geändert, da die Person anonym bleiben möchte.