Mainz will sein römisches Erbe neu erlebbar machen

Die Stadt Mainz will ihr römisches Erbe sichtbarer machen. Ein neues Konzept sieht Römer-Routen, digitale Angebote und eine stärkere Einbindung in den Tourismus vor.

Mainz will sein römisches Erbe neu erlebbar machen

Das römische Erbe soll in Mainz künftig deutlich sichtbarer, verständlicher und attraktiver werden: In mehreren Ortsbeiräten sowie im Werkausschuss der Gebäudewirtschaft wird im Dezember ein umfassendes Konzept vorgestellt, das die Präsentation der antiken Stadt Mogontiacum neu ordnen und strategisch weiterentwickeln soll. Der Werkausschuss empfiehlt, auf Grundlage des vorgelegten Sachstands weiterzuarbeiten.

Mit dem Stadtratsbeschluss von 2023 war die Verwaltung beauftragt worden, die römischen Wurzeln der Stadt stärker in Bildung, Kultur und Tourismus einzubinden. Nun liegt die inhaltliche Basis für ein langfristiges Gesamtkonzept vor.

Römisches Erbe als „historisches Kapital mit Zukunft“

In dem Konzeptentwurf wird das römische Mainz als „Herzstück der Stadtidentität“ beschrieben. Die Vision: Historische Denkmäler sollen nicht nur geschützt, sondern als lebendige Ressource genutzt werden – für Schulbildung, kulturelle Veranstaltungen, touristische Profile und sogar stadtplanerische Prozesse.

Eine zentrale Rolle übernimmt dabei der neu gegründete Koordinierungsrat Römisches Mainz, in dem Stadt, Museen, Forschungseinrichtungen und Tourismusakteure eng zusammenarbeiten. Er soll künftig alle Maßnahmen bündeln, fachlich begleiten und Prioritäten setzen.

Mainz als antikes Machtzentrum – und modernes Forschungslabor

Der Entwurf hebt die außergewöhnliche historische Bedeutung der Stadt hervor: Als Mogontiacum war Mainz im 1. Jahrhundert n. Chr. einer der wichtigsten Militär- und Verwaltungsstandorte nördlich der Alpen. Mehr als 20.000 Menschen lebten damals in der Stadt, deren multikulturelles Umfeld heute vor allem durch Funde aus Holz, Leder und Textilien eindrucksvoll belegt ist.

Aber nicht nur die Geschichte, auch die heutige Forschungslandschaft ist ein Alleinstellungsmerkmal: Mit GDKE, Johannes Gutenberg-Universität, Leibniz-Zentrum für Archäologie und weiteren Institutionen verfügt Mainz über eine bundesweit einmalige wissenschaftliche Dichte.

Was konkret geplant ist

1. Sichtbarkeit der Denkmäler erhöhen

  • Aufbau eines archäologischen Stadtkatasters

  • Neue analoge und digitale Römer-Routen

  • Moderne Infotafeln, QR-Codes und AR/VR-Angebote

  • Bessere Vernetzung der Museen und Fundstätten

2. Identifikation der Bürgerinnen und Bürger stärken

  • Schulprogramme, Themenführungen und lebenslanges Lernen

  • Neue Formate wie Podcasts, Publikationen und Storytelling-Projekte

  • Bürgerpatenschaften für Denkmäler

3. Kooperationen bündeln

  • Der Koordinierungsrat soll Projekte koordinieren und Synergien nutzbar machen

  • Enge Zusammenarbeit zwischen Stadt, Forschung und Vereinen

4. Touristische Impulse setzen

  • Regelmäßige Römer-Events, Römertage und neue Erlebnisangebote

  • Zusammenarbeit mit Hotellerie, Gastronomie und Kulturwirtschaft

  • Aufbau einer starken touristischen Marke „Römisches Mainz“

Masterplan bis 2035 – mit klaren Etappen

Der Weg zur Umsetzung ist in mehrere Phasen gegliedert:

Kurzfristig

  • Vorstellung einer Informationsbroschüre Anfang 2026

  • Erste Römerroute wird umgesetzt

  • Ausbau von Führungs- und Bildungsangeboten

  • Öffentlichkeitsarbeit zu Denkmalschutzmaßnahmen

Mittelfristig

  • Ausbau digitaler Angebote

  • Verstärkte Einbindung von Vereinen und Ehrenamt

  • Wettbewerb und Umsetzung zur Präsentation des Römischen Theaters

Langfristig

  • Vollständige Integration in Stadtentwicklung

  • Nationale und internationale Profilierung als bedeutender Römerstandort

  • Etablierung der Marke „Römisches Mainz“

Ehrenamt und Zivilgesellschaft als zentrale Partner

Besonders hervorgehoben wird die Bedeutung bürgerschaftlichen Engagements. Das Isis- und Mater-Magna-Heiligtum etwa wird bereits heute maßgeblich von der Initiative Römisches Mainz e. V. betreut. Weitere Geschichtsvereine und Ortsbeiräte sollen künftig stärker eingebunden werden.

Finanzielle Perspektive noch offen

Während die Kosten für Konzeptentwicklung und Broschüre im Wirtschaftsplan 2025 gesichert sind, können die Aufwände für den groß angelegten Ausbau noch nicht beziffert werden. Sie sollen schrittweise entwickelt und je nach Projektfortschritt in künftige Haushalte eingestellt werden.

Ein langfristiges Kulturprojekt für Mainz

Mit dem Gesamtkonzept zeichnet sich ein breit angelegtes Kultur- und Stadtentwicklungsprojekt ab, das Mainz in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen dürfte. Ziel ist es, die 2000-jährige römische Geschichte nicht nur sichtbar zu machen, sondern als Motor für Bildung, Identität und Tourismus zu nutzen.