Spielplatz soll Flüchtlingsunterkunft weichen: Anwohner protestieren

Auf dem Mainzer Layenhof soll eine riesige Flüchtlingsunterkunft errichtet werden, auf der einzigen Spiel- und Freizeitfläche des Quartiers. Die Bewohner wollen sich nun wehren.

Spielplatz soll Flüchtlingsunterkunft weichen: Anwohner protestieren

Der Mainzer Layenhof ist zwar ein Teil von Finthen, befindet sich aber drei Kilometer außerhalb. Er grenzt an den Flughafen an und hat gerade einmal 500 Einwohner. Nun soll hier eine riesige Flüchtlingsunterkunft entstehen – mitten auf einem Spiel- und Bolzplatz.

„Wir unterstützen sehr gerne bei der Aufnahme und Integration von Geflüchteten“, heißt es von Seiten der Interessengemeinschaft (IG) Layenhof. So haben etliche Bewohner schon früh etliche Flüchtlinge privat bei sich aufgenommen. Was die Layenhöfer aber entsetzt, ist, dass die Unterkunft auf der letzten großen Freizeitfläche des Quartiers errichtet werden soll. „Dabei gibt es weitere angrenzende Flächen, die als Wohnraum genutzt werden können, um Grünflächen zu erhalten“, schreibt der Vorstand der IG. Sieben alternative Vorschläge für mögliche Standorte haben die Layenhöfer vorgestellt. „Sie wurden aber alle, ohne auch nur ansatzweise darüber nachzudenken, abgelehnt.“

350 Flüchtlinge sollen einziehen

Fragt man bei der Stadt Mainz nach, erfährt man, dass zunächst eine Containeranlage geplant sei, die im ersten Schritt 100, im zweiten dann noch einmal 250 Menschen Platz bieten soll. Im Frühjahr 2023 werde mit dem dritten Bauabschnitt begonnen, der etwa zwei Jahre lang dauern wird. Dann sei mit einer eingeschränkten Versorgung zu rechnen. Ob es sich dabei um den Bau von ein oder mehreren Häusern handelt, bleibt unbeantwortet. Die Containeranlage sei aber temporär geplant und soll wieder abgebaut werden, wenn „kein Bedarf mehr besteht“, schreibt die Stadt.

Dass die Unterkunft nun unbedingt auf dieser Fläche errichtet werden muss, begründet die Grundstücksverwaltungsgesellschaft der Stadt Mainz mbH (GVG) damit, dass es sich bei dem Bolzplatz um „eine mit Rasen bewachsene Freifläche“ handele, „auf die vor Jahren durch den Zweckverband Layenhof/Münchwald zwei Fußballtore aufgestellt wurden, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, dort zu kicken.“ Es sei also keine genehmigte und offiziell ausgewiesene Spiel- oder Freizeitfläche, auch als Bolz- oder Fußballplatz könne sie nicht ausgewiesen werden, weil sie zu nah an den bestehenden Häusern liege.

Fläche als Wohnraum vorgesehen

Stattdessen sei diese Fläche im Entwurf des laufenden Bebauungsplanverfahren als „Baufläche für dringend benötigten Wohnraum vorgesehen“. Auch eine Erschließung sei dort zügig möglich. Nach Aussagen der Stadt seien die Container bereits bestellt, man rechne in ein paar Monaten mit der Lieferung. Geplant sei, die Anlage im Sommer in Betrieb zu nehmen. Wer dann dort untergebracht wird, könne man noch nicht genau sagen. Die Stadt erwartet sowohl Menschen aus der Ukraine als auch aus anderen Fluchtländern.

Mitte November traf sich die GVG zum ersten Mal mit dem Vorstand der IG Layenhof, um über die Pläne zu informieren. „Es wurde erwartet, dass wir die Pläne gutheißen und dafür auf dem Layenhof Werbung machen“, erklärt Weikko Müller, einer der Vorsitzenden. Doch der IG-Vorstand lehnte stattdessen schon damals die Pläne der Stadt ab: „Das zerstört hier unsere Lebensgrundlage.“ Bei einem zweiten Treffen im Dezember hätten Vertreter der GVG klargestellt, dass es keine Alternativen zu dem vorgestellten Plan gebe und daher auch keine Bürgerbeteiligung, berichtet Müller. „Wir haben uns geweigert, das so den Bewohnern zu sagen, weil wir eindeutig nicht einverstanden waren mit den Plänen. Wir sind nicht das Sprachrohr des Sozialdezernenten. Auch haben wir darauf hingewiesen, dass der soziale Frieden auf dem Layenhof nun gefährdet sein könnte.“

Layenhöfer veranstalten Demo

Die GVG entgegnet: „Die Flächen auf dem Layenhof werden aufgrund eines vom Stadtrat beschlossenen Masterplanes entwickelt.“ So würden für manche Flächen Verträge verhandelt, beziehungsweise bestünden „Optionen für gewerbliche Ansiedlungen“. Auch sei dort oft keine Versorgung mit Trinkwasser, Strom und Erdgas erschlossen. Die Erschließung sei seinerzeit vom Land mit hohem Aufwand hergestellt und nach Abbau der damaligen Landeseinrichtung wieder zurückgebaut worden. Zudem seien keine ausreichende Löschwasserversorgung oder Entwässerungsmöglichkeiten vorhanden.

Für die Kinder werde es zum Ausgleich für den – wie die Stadt nun doch sagt – „wegfallenden Bolzplatz“ ein „Freizeit-/Spielplatzgelände hergerichtet“. Bei der Gestaltung sollen die Kinder und Jugendlichen beteiligt werden.

Während die Baumaßnahmen auf dem Bolzplatz bereits begonnen haben, bereitet die IG Layenhof nun mehrere Aktionen vor. Einwohner berichten gegenüber Merkurist davon, dass bereits vermessen worden sei, teilweise wurden, auch nach Aussagen der Stadt Mainz, Büsche und Bäume gefällt, um Zufahrtswege zu schaffen. Auch die Fußballtore seien schon weggetragen worden, woraufhin sie die Layenhöfern wieder zurückgestellt hätten.

Unter dem Motto „Wir möchten die letzte große Freizeitfläche auf dem Layenhof behalten“ soll es nun am Samstag (25. Februar) ab 11 Uhr eine Kundgebung samt Demonstration vom Mainzer Gutenbergplatz aus geben. Am Sonntag ab 13 Uhr startet dann ein Spielfest auf der Freizeitfläche des Layenhofs.

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