Die medizinische Ambulanz des gemeinnützigen Mainzer Vereins „Armut und Gesundheit“ (a+G) in Kobanê, Rojava ist am ersten Weihnachtsfeiertag zerstört worden. Das teilt der Verein mit.
Das Gebäude war bereits bei dem schweren Erdbeben in Syrien von Februar dieses Jahres beschädigt worden, jetzt wurde es vollständig zerstört. a+G vermutet, dass das türkische Militär die Einrichtung mit einem Drohnen- oder Raketenangriff attackiert hat. Die Türkei führt seit Jahren Krieg gegen die kurdische Region in Nordsyrien, in der Rojava liegt. Die Region ist unabhängig und verwaltet sich basisdemokratisch selbst, weshalb sie laut a+G „zum Sinnbild für den kurdischen Widerstand und Kampf gegen den islamischen Staat geworden“ ist.
Die medizinische Ambulanz in Kobanê gab es seit 2017. a+G betreute dort vorwiegend Diabetes-Patienten und wollte die Zivilbevölkerung unterstützen. Die sechs Angestellten der Einrichtung blieben unverletzt. Dort arbeiteten bisher ein Arzt, zwei Krankenschwestern, ein Fahrer, ein Laborassistent und eine Reinigungskraft. Wegen des Feiertags waren sie allerdings zum Zeitpunkt der Zerstörung nicht in der Ambulanz. Auch Patienten waren darum nicht vor Ort. Rund 3100 Menschen sind dort als Patienten registriert.
Der Gründer von a+G, der Mainzer Arzt Gerhard Trabert, sagt: „Ich selbst habe unsere Ambulanz in Kobanê mehrfach persönlich besucht. Ich – wir alle – sind fassungslos über diesen Gewaltakt Erdoğans. Es sieht nach einem gezielten Angriff auf die medizinische Versorgungsstruktur aus, der die Zivilbevölkerung demoralisieren soll. Wir sind betroffen, traurig und auch wütend.“
Man wolle nun über das türkische Generalkonsulat in Mainz Schadensersatzansprüche geltend machen, so Trabert weiter. Außerdem werde man eine neue Ambulanz bauen und dafür unter anderem auch wieder mit der schweizerischen Hilfsorganisation „Ärzte für Ärzte“ kooperieren.