Mit Jagdhörnern und Trillerpfeifen: Tausende Jäger demonstrieren in Mainz

Gegen den Entwurf eines neuen Jagdgesetzes in Rheinland-Pfalz gingen am Mittwoch tausende Jäger in Mainz auf die Straße. Sie kritisieren unter anderem einen höheren Jagddruck.

Mit Jagdhörnern und Trillerpfeifen: Tausende Jäger demonstrieren in Mainz

Rund 5000 Jäger haben am Mittwoch (25. Juni) in Mainz protestiert. Sie kritisierten die rheinland-pfälzische Jagdnovelle. Unter anderem wegen „willkürlicher Verfahren und eines verfehlten Konzepts“ befürchten die Jäger laut eigenen Aussagen, zu Abschusserhöhungen gezwungen zu werden. Auch sollen sie künftig für Wildschäden stärker in die Haftung genommen werden.

Das Gesetz, das voraussichtlich 2027 in Kraft treten soll, zielt darauf ab, den Waldumbau zu unterstützen. Junge Bäume, die besonders häufig von Tieren wie Rehen angefressen und beschädigt werden, sollen besser geschützt werden. Dazu sieht der Gesetzesentwurf vor, bei Gefährdung des Waldes die Zahl der Wildtiere zu verringern. Die Jäger befürchten, dass dann höhere Abschussquoten verordnet werden könnten.

Scharfe Kritik von Jägern

Der Landesjagdverband (LJV) Rheinland-Pfalz kritisiert die Neuerungen im Gesetzesentwurf und hatte zur Demonstration aufgerufen. Rund 5000 Jäger versammelten sich um 11 Uhr am Rheinufer und zogen von der Theodor-Heuss-Brücke in Richtung Kaiserstraße. Um 13 Uhr endete der Zug vor dem rheinland-pfälzischen Landtag auf dem Ernst-Ludwig Platz, wo es eine Kundgebung gab. Der große Demonstrationszug durch die Kaiserstraße und Große Bleiche wurde begleitet mit Jagdhörnern und Trillerpfeifen. Die Jäger in ihren auffällig orangefarbenen Westen trugen zahlreiche Banner, Fahnen und Plakate mit sich.

Die Teilnehmer stammten nicht nur aus Rheinland-Pfalz: Aus ganz Deutschland reisten Landesjagdverbände an und auch der Bundesverband Deutscher Berufsjäger war in Mainz präsent. Nach eigener Aussage befürchten die Jäger, dass das Jagdgesetz aus Rheinland-Pfalz schrittweise in ganz Deutschland zum Vorbild wird.

Was im neuen Jagdgesetz steht

Hauptkritikpunkt der Jagdverbände ist demnach eine laut LJV „fehlende Landesjagdverordnung“. Die Oberste Jagdbehörde habe demnach künftig die Möglichkeit, vieles ohne das Parlament zu bestimmen. Das neue Gesetz sehe etwa Regeländerungen vor, die wiederum für mehr Tierschutz sorgen sollen. So würden zukünftig strengere Regeln bei der Ausbildung von Jagdhunden gelten. Der Einsatz von flugunfähig gemachten, lebendigen Enten werde im Hundetraining nicht mehr erlaubt.

Auch Totschlagfallen sollen künftig verboten sein. Nach fünf Jahren Übergangszeit werde bleihaltige Munition endgültig abgeschafft. Vor dem Mähen von landwirtschaftlichen Flächen müssten Jäger außerdem verstärkt nach Rehkitzen und anderen Jungtieren suchen; zum Beispiel mithilfe von Drohnen. Teilnehmer der Demonstration werfen der Landesregierung mit einem Banner in diesem Fall Doppelmoral vor: „Erst sollen wir retten, dann müssen wir töten.“

Gemischte Reaktionen

Auf der Demonstration mahnten die Jäger, Rotwild nicht für die schlechte Situation der Wälder zur Rechenschaft zu ziehen. Die Populationskontrolle und Reduktion habe zuvor immer auch in Eigenregie funktioniert. „Vielen Jägern liegen ihre Wildtiere am Herzen“, sagt Rainer Häusler, Demonstrationsteilnehmer und Jäger im Gebiet Mainz-Bingen. Die Jagd dürfe nicht zum Instrument wirtschaftlicher Interessen werden, so Sven Bischoff, der Geschäftsführer des LJV in Rheinland-Pfalz.

Umweltverbände hingegen begrüßen die Jagdnovelle. Sie unterstütze die Veränderung der Wälder hin zu mehr Klimaresilienz, so der BUND und NABU. Besserer Schutz von Jungbäumen sei dafür unerlässlich. Auch der ökologische Jagdverband e.V. aus Rheinland-Pfalz sieht den Gesetzesentwurf positiv.